Novak Djokovic - warum ein Turniersieg in Melbourne ohne Miljan Amanovic kaum denkbar gewesen wäre

Der Weg von Novak Djokovic zum 22. Grand-Slam-Titel bei den Australian Open war schmerzhaft, was weniger an den Kontrahenten lag als vielmehr am linken Oberschenkel. "Es sieht nicht gut aus", gab der Superstar während des Turniers im Eurosport-Interview zu. Trotzdem holte sich Djokovic souverän den Titel. Möglich machte das kleine Tennis-Wunder vor allem ein Mann: Physiotherapeut Miljan Amanovic.

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Quelle: Eurosport

Novak Djokovic und Miljan Amanovic sind viel Auto gefahren während der zwei Wochen in Melbourne.
Geplant war das nicht, gewollt noch viel weniger. Die Umstände aber erforderten es, denn der Tennisstar war angeschlagen, der linke Oberschenkel schmerzte und wies einen drei Zentimeter langen Riss auf.
"Wir sind zur Behandlung an drei oder vier verschiedene Orten gefahren, um an verschiedenen Maschinen zu arbeiten. Wir haben viel Zeit im Auto verbracht", erklärte Djokovic. Immer an seiner Seite: Amanovic.
"Miljan gehört zu den Menschen, die mir im Leben am nächsten stehen", unterstrich Djokovic. Für seine Arbeit sei er ihm "sehr dankbar, denn ohne ihn wäre es viel schwieriger".
Vielleicht sogar unmöglich, hält man sich vor Augen, zu welchen Ausnahmeleistungen der 35-Jährige bei den Australian Open trotz seiner Verletzung in der Lage war. Seine Aufgabe bestehe "in erster Linie in der Vorbereitung und Verletzungsprävention - und sorgt dafür, dass sein Körper für maximale Anstrengung vorbereitet ist", umschrieb der Physio seinen Job einst im Gespräch mit dem serbischen Journalisten Sasa Ozmo.

Amanovic macht sich einen Namen in Serbien

Wer aber ist Miljan Amanovic, der neben Coach Goran Ivanisevic oder den Eltern von Djokovic immer etwas im Abseits bleibt, wenn die TV-Kameras die Box ins Visier nehmen?
Nach dem Abschluss der Hochschule für Medizin machte sich Amanovic im serbischen Profisport einen Namen als Physiotherapeut, betreute unter anderem die beiden Basketballer Nikola Jestratijevic und Vladimir Radmanovic. Als Teil des Betreuerteams der Nationalmannschaft Serbiens war er bei vier Olympischen Spielen dabei.
Die Zusammenarbeit mit Djokovic begann 2007, zu einer Zeit, in der der Jungprofi aus Belgrad noch keinen Grand-Slam-Titel auf dem Konto hatte. Rund zehn Jahre lang dauerte die Kooperation, ehe Djokovic sich in der Saison 2017 in einer "Schocktherapie", wie er es damals nannte, von Amanovic, Coach Marian Vajda und Fitnesstrainer Gebhard Phil Gritsch trennte.
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Amanovic heuerte in der Folge bei Milos Raonic an, kehrte aber ins Djokovic-Lager zurück. Im April des vergangenen Jahres übernahm er dabei eine neue Position.

Djokovic: Große Pläne mit Amanovic in Belgrad

Man habe "große Pläne im Novak Tennis Centre", erläuterte Djokovic. Man werde das Centre "in eine Akademie umwandeln und Miljan ist eine der Schlüsselfiguren dabei. Er ist einer der Menschen, denen ich am meisten vertraue. Ich freue mich, dass er diese Rolle angenommen hat, er wird für uns von großer Bedeutung sein."
Während Amanovic sich also fortan um die Belange der Akademie in Belgrad kümmerte, tourte Physio Ulises Badio mit Djokovic um die Welt.
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Nach der Trennung von Badio im vergangenen Dezember kam der Italiener Claudio Zimaglia an Bord - und auch Amanovic war wieder Teil der Reisegruppe Djokovic. "Aufgrund des Endes der Zusammenarbeit mit Uli und weil Claudio gerade erst dazugekommen ist, haben wir vereinbart, dass er für bestimmte Turniere dabei sein wird", erläuterte der Champion.

Ivanisevic sorgt mit steiler These für Aufsehen

Ein cleverer Schachzug, wie man inzwischen weiß. Coach Ivanisevic verstieg sich sogar zu der These, dass "97 Prozent aller anderen Spieler das Turnier abgesagt" hätten, wären sie in der Verfassung seines Schützlings in Melbourne angekommen.
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Die medizinische Abteilung legte dann - auch mit einer nicht geringen Zahl von Schmerztabletten, wie Djokovic einräumte - den Grundstein für den zehnten Titel down under. In Zukunft soll dann Zimaglia mehr und mehr in die Amanovic-Rolle schlüpfen.
Unterstellungen, wonach er die Verletzung in Melbourne aufgebauscht hätte, haben Djokovic dagegen "gestört". Er werde daher in Kürze "bestimmte Dinge zeigen und beweisen". Es gehe darum, "mehr ins Detail zu gehen und einige Fotos zu dem, was wir alles erlebt haben, in den sozialen Medien veröffentlichen". Dabei dürfte es viel um die Arbeit seiner beiden Physios gehen.

Becker exklusiv: So hat es Djokovic geschafft

Bei aller Kunstfertigkeit von Amanovic und Zimaglia war es aber Djokovic selbst, der den Triumph mit der Anpassung seiner Spielweise realisierte. "Novak hat es geschafft, im Turnierverlauf Kraft einzusparen", analysierte Eurosport-Experte Boris Becker. Es sei ihm häufig gelungen, die Ballwechsel kurz zu halten. Dies sei Grundvoraussetzung gewesen, um auch in der zweiten Turnierwoche voll da zu sein.
"Wir haben ein System zur Erholung entwickelt, das so detailliert ist, dass es weder für Novak noch für mich Stress bedeutet. Die Erholung beginnt in dem Moment, in dem das Match vorbei ist und kann zwei bis vier Stunden dauern", gab Amanovic einst Einblicke in seine Arbeit.
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Tatsächlich musste der Routinier im gesamten Wettbewerb nur in der 2. Runde gegen Enzo Couacaud einen Satz abgeben, ab dem Achtelfinale war er eigenen Angaben zufolge schmerzfrei. Der Rest ist Geschichte.
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