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Australian Open 2023: Novak Djokovic trotzt allen Widrigkeiten - ein Triumph für die Ewigkeit

Tobias Laure

Update 30/01/2023 um 09:08 GMT+1 Uhr

Novak Djokovic hat seine Favoritenrolle bei den Australian Open ausgefüllt und das Turnier mit dem 22. Grand-Slam-Titel abgeschlossen. Und doch grenzt es in Anbetracht der Umstände an ein kleines Wunder, dass der 35-Jährige den Norman Brookes Challenge Cup in Empfang nahm. Es ist der wohl wichtigste Triumph des Ausnahmespielers. Stefanos Tsitsipas kürte Djokovic gar zum Größten der Geschichte.

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Was waren das für Bilder. Novak Djokovic weint nach dem 6:3, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5) gegen Stefanos Tsitsipas in den Armen seiner Familie und seines Teams.
Der Traum vom zehnten Titel in Melbourne, dem 22. Grand-Slam-Coup und der Rückkehr an die Weltspitze war kein Traum mehr, trotz aller Schwierigkeiten auf und neben dem Court. Der historische "Dreierpack" ist Realität.
Er fühle "eine enorme Erleichterung. Wie ein Luftballon, aus dem alle Luft entwichen ist", fasste Djokovic im Exklusiv-Interview mit Eurosport seine Gemütslage in Worte. "Dieser Sieg gehört zu den Top 2 oder Top 3 meiner Karriere."
Der Superstar hat in seiner Laufbahn schon dramatischere Grand-Slam-Endspiele gewonnen, erinnert sei an Wimbledon 2019, als er gegen Roger Federer Matchball gegen sich hatte. Er hat in Major-Finals auch spektakulärer Tennis gespielt als in der Rod Laver Arena gegen Tsitsipas.
Aber: Djokovic hat noch nie zuvor auf dem Weg zu einer Grand-Slam-Krone dermaßen vielen Widrigkeiten getrotzt und am Ende so viel gewonnen.

Coach Ivanisevic: "97 Prozent der Spieler hätten aufgegeben"

Nach der Posse aus dem Vorjahr, als er nach erfolgter Einreise doch noch des Landes verwiesen wurde, habe er nicht einschätzen können, wie Australien auf ihn reagieren würde. Die Sorge war gleichermaßen verständlich wie unnötig. Die Fans bereiteten Djokovic einen begeisterten Empfang, zunächst beim Vorbereitungsturnier in Adelaide, dann im Melbourne Park.
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Finale: Djokovic ringt Tsitsipas nieder und macht 22 klar - Highlights

Dabei erfuhr der Serbe erst im vergangenen November, dass er auch ohne Impfung gegen das Coronavirus in diesem Jahr dabei sein kann - um dann kurz vor Turnierstart aufgrund von Oberschenkelproblemen erneut um seinen Traum zittern zu müssen.
"Ich würde sagen, dass 97 Prozent der Spieler nach den Ergebnissen des MRT von Novak direkt zum Turnierbüro gegangen und abgesagt hätten", verriet Trainer Goran Ivanisevic nach dem Endspiel. Djokovic sei "from other space", wie es der 51-Jährige formulierte.

Djokovic: "Die Sache mit meinem Vater war nicht einfach"

Nach dem Viertelfinalerfolg gegen Alex de Minaur rollte dann eine mediale Welle über das Team Djokovic hinweg. Vater Srdjan wurde in Melbourne mit Fans gefilmt, die eine Russland-Flagge mit dem Konterfei Wladimir Putins sowie prorussische Symbole zur Schau stellten.
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Djokovic-Coach sicher: "97 % der anderen Spieler hätten aufgegeben"

Die Folge: Massive Kritik und ein leerer Platz in der Spielerbox des Rekordturniersiegers. Srdjan Djokovic blieb ob des Wirbels um seine Person der Rod Laver Arena fern und verpasste die entscheidenden Partien des Sohnes.
"Die Sache mit meinem Vater war nicht einfach für mich, vor allem nicht in der letzten Phase des Turniers", gab der Champion zu. "Es hat mich enorme mentale und emotionale Energie gekostet, den Fokus zu halten."

Tsitsipas: ""Novak ist der Größte, der jemals ..."

Er betrachte die Australian Open 2023 daher als "eine der größten Herausforderungen" seiner Profizeit. "Nur meine Familie und das Team wissen, was wir die vergangenen vier, fünf Wochen durchlebt haben. Es ist der größte Sieg meines Lebens, wenn man die Umstände sieht", so Djokovic im Gespräch mit Eurosport-Reporterin Barbara Schett.
Der steinige Weg des Belgraders mag der Grund sein, weshalb Tsitsipas sich noch auf dem Court festlegte und in seiner Rede nach dem Finale klarstellte: "Novak ist der Größte, der jemals einen Tennisschläger in die Hand genommen hat."
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Djokovic von Titelgewinn überwältigt: "Ich bin emotional kollabiert"

Die Debatte um den GOAT, den Größten aller Zeiten, ist in Melbourne freilich nicht entschieden worden, aber Djokovic hat wieder gewichtige Argumente in eigener Sache gesammelt. Er war bereits sein zehnter Grand-Slam-Titel als Ü30-Spieler, er wird seinen Rekord als Nummer eins der Welt am Montag auf 374 Wochen ausbauen - doch damit ist der Job aus seiner Perspektive noch lange nicht erledigt.

Die Jagd nach der 23 - was Djokovic jetzt antreibt

Die Jagd nach der 23 sei "ohne Zweifel die größe Motivation", die ihn nun antreibe. Er werde weiterhin "so viel Aufwand betreibe und so viel Energie wie möglich aufbringen, um mehr Slams als alle anderen" abzuräumen. "Ich habe nicht vor, es an dieser Stelle gut sein zu lassen. Mein Tennis fühlt sich großartig an und wenn es physisch und mental passt, habe ich die Chance, jeden Grand Slam gegen jeden Gegner zu gewinnen."
Djokovics Karriere drehe sich so gut wie "nur noch um die 22", hatte der ehemalige Top-5-Spieler Tim Henman im Vorfeld des Endspiels bei Eurosport erklärt - und man lehnt sich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man unterstellt, dass die wichtigste Zahl in Djokovics Tennisleben ab sofort die 23 ist ...
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Top-5-Punkte des Finals: Tsitsipas und Djokovic grandios

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