Australian Open: Alexander Zverev und das Problem der Passivität - Boris Becker sieht Deutschen als Titel-Favorit
Update 09/01/2025 um 12:32 GMT+1 Uhr
Neues Jahr, neues Glück: Alexander Zverev nimmt bei den Australian Open 2025 erneut Anlauf zum ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere. Eurosport-Experte Boris Becker hat den Hamburger im Rahmen einer Medienrunde zu den vier großen Favoriten in Melbourne gezählt - doch die Gefahr der Passivität könnte für Zverev zum Problem werden. Auch um die Verletzung Zverevs macht sich Becker Sorgen.
Highlights: Djokovic and Zverev face off at 'A Night with Novak'
Quelle: Eurosport
Die Ausgangssituation ist klar. Zum Auftakt der Australian Open (12. bis 26. Januar live und on-demand bei discovery+) trifft Alexander Zverev auf den französischen Wildcard-Spieler Lucas Pouille. Eine machbare Aufgabe für die deutsche Nummer eins.
Mit seinen 27 Jahren zählt der Olympiasieger von 2021 nicht mehr zu den jungen Wilden der ATP Tour. Vielmehr sieht sich nun Zverev in der Position, immer neue Mittel gegen die aufstrebenden Rebellen finden zu müssen. Hat er die Chance auf das Erbe der Big Three schon verpasst?
Nicht ganz, wenn es nach Eurosport-Experte Boris Becker geht. Zwei Drittel des Titanen-Trios, das einst aus Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic bestand, sind nämlich bereits neu besetzt, einer fehlt noch.
"Da haben wir ja schon zwei, sie heißen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz", erklärte der dreimalige Wimbledon-Sieger in einer Medienrunde. "Ich würde an dieser Stelle auch gerne Alexander Zverev nennen, dafür müsste er aber einen Grand-Slam-Titel gewinnen."
Becker: "Zweite Woche hat nichts mit Tennis zu tun"
Nichts weniger als seinen Lebenstraum muss sich Zverev für diesen Schritt erfüllen. Dahingehend befindet er sich schon auf einem guten Weg.
Sein Comeback nach der Sprunggelenksverletzung im Halbfinale der French Open 2022 war eindrucksvoll, im vergangenen Jahr kämpfte er sich auch dank zweier Masters-Triumphe in Rom und Paris bis auf Platz zwei der Weltrangliste vor. Nun soll der letzte Schritt folgen.
Die ganz großen Turniere werden aber im Kopf entschieden, so Becker: "Die zweite Woche bei einem Grand Slam hat mit Tennis nichts zu tun. Da geht es um die mentale Einstellung, um die Psyche und so weiter. Ich hoffe es für ihn, dass er jetzt die Lösung gefunden hat, die er dann braucht, weil das fehlt ihm noch in seiner Liste an großen Erfolgen. Alcaraz hat drei, Sinner hat zwei - da sind sie ihm schon ein bisschen davongelaufen."
Die Topfavoriten auf den ersten großen Titel im neuen Jahr sind für Becker Titelverteidiger Sinner sowie Alcaraz, dahinter sieht er Altmeister Djokovic - und eben auch Zverev. "Er hat alle Fähigkeiten, das in diesem Jahr zu schaffen."
Ein "bisschen Sorgen" macht sich Becker bei Zverev wegen der Verletzung am Bizeps, die ihn jüngst beim United Cup zum Rückzug gezwungen hatte.
Zverev darf nicht wieder passiv werden
Wie bereits in den Jahren zuvor wird die Gefahr der Passivität in den entscheidenden Momenten zum Knackpunkt bei Zverev werden.
"Es fällt ja auf, dass er im entscheidenden Augenblick vielleicht doch ein bisschen zu passiv agiert", gab Becker zu bedenken. "Du gewinnst keinen Grand Slam, wenn du zu passiv wirst. Mit der Hoffnung, der Gegner verschlägt den Ball - das wird einfach nicht passieren. Er muss den Titel aufgrund seiner eigenen Stärke gewinnen", so der 57-Jährige.
"Es fehlt nicht an der Qualität seines Spiels", unterstrich er noch einmal und ging schließlich auf die immer wieder aufkommende Trainerfrage bei Zverev ein. Mit Ivan Lendl, Juan Carlos Ferrero und David Ferrer hatte der Hamburger namhafte Coaches, letzten Endes kehrte er aber stets zu seinem Vater zurück.
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Alexander Zverev will bei den Australian Open seinen ersten Grand-Slam-Titel gewinnen
Fotocredit: Getty Images
"Sie haben zu 99 Prozent alles richtig gemacht", sagte Becker. "Aber dieses eine Prozent fehlt zu einem Grand Slam. Ich hoffe, dass sie es dieses Jahr schaffen." Das Trainerteam von Zverev sei "ein Familiengeschäft, jedem Mitglied kommt eine besondere Rolle zu. Dazu gehört die Mutter, vielleicht sogar die Freundin und die Hunde. Das ist ein Team", führte er weiter aus.
Von der eigenen Verantwortung wird Zverev dadurch aber nicht freigesprochen. "Am Ende des Tages muss aber der Spieler den entscheidenden Punkt machen. Es liegt an Sascha selbst, den Unterschied zu machen."
Zverev staunt bei Showmatch
Zverev selbst betrat am Donnerstag die Rod Laver Arena zum Showmatch mit einem breiten Grinsen, dann blickte er sich mit großen Augen im weiten Rund um. "So etwas habe ich vor dem Start des Turniers auch noch nicht erlebt", staunte der 27-Jährige. Schon drei Tage, bevor die Australian Open offiziell beginnen, schlug Zverev im größten Stadion der Anlage vor ausverkauften Rängen auf.
Bei einem launigen Charity-Match mit dem Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic, das Zverev nach einem Satz mit 6:7 (6:8) verlor, brachte sich der Hamburger für die großen Aufgaben der kommenden zwei Wochen in Schwung. Es war der angenehme Abschluss eines gelungenen Tages für den Weltranglistenzweiten in Melbourne. Denn zuvor hatte bereits die Auslosung die Hoffnung auf ein langes Turnier für Zverev genährt - trotz der obligatorischen Zweifel.
Der Turnierbaum, das wurde bei der Zeremonie im Schatten der Margaret Court Arena schnell klar, ist diesmal ein Freund der deutschen Nummer Eins. Im Halbfinale wartet zwar vielleicht der Sieger eines möglichen Traum-Viertelfinals zwischen Djokovic und Carlos Alcaraz - vorher aber fehlen die ganz dicken Brocken komplett. Zum Auftakt geht es gegen den französischen Qualifikanten Lucas Pouille, in Runde drei könnte der unberechenbare, aber nach zwei Seuchenjahren wohl kaum unschlagbare Lokalmatador Nick Kyrgios warten.
Einiges spricht also dafür, dass Zverev zu Beginn nicht allzu viele Körner verbrauchen muss - eine wichtige Voraussetzung, wenn es in der zweiten Woche dann endlich klappen soll mit dem heiß ersehnten ersten Grand-Slam-Titel.
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(mit SID)
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Tennis - Australian Open - Charity Game - Novak highlights charity game
Quelle: Eurosport
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