Australian Open: Eva Lys erlebt turbulente Stunden - und steht als Lucky Loser in der zweiten Runde des "Happy Slam"
VonJan Zesewitz
Update 14/01/2025 um 13:28 GMT+1 Uhr
Eva Lys hat nur wenige Minuten vor Matchbeginn erfahren, dass sie doch noch im Hauptfeld der Australian Open dabei ist. Als Lucky Loserin schlug sie prompt Lokalmatadorin Kimberly Birrell in der ersten Runde - und steht damit zum zweiten Mal in ihrer Karriere überhaupt in der Runde der letzten 64 bei einem Grand-Slam-Turnier. Die Hamburgerin erlebte vor ihrer Partie turbulente Stunden und Tage.
Lucky Loserin Lys baff: "Anruf kam zehn Minuten vor Match"
Quelle: Eurosport
Am späten Nachmittag des 9. Januar war Eva Lys am Boden zerstört. Gerade hatte sie die Qualifikation für die Australian Open denkbar knapp verpasst. Die Deutsche unterlag der Australierin Destanee Aiava bei deren Heimspiel mit 4:6 im dritten Satz.
Der Traum von einer zweiten Teilnahme am Happy Slam in Melbourne nach 2023 - und ihrer vierten Qualifikation für ein Major in Folge - schien vorbei. Und das trotz einer guten Leistung in dieser dritten Quali-Runde, wobei der Arm in der entscheidenden Phase ein wenig zittrig wurde, wie sie selbst sagte.
Was folgte: Warten, hoffen - und zwischendurch noch Geburtstag feiern. Am Sonntag, dem Beginn der Hauptrunden-Spiele, wurde sie 23 Jahre alt. Aufgrund ihres Rankings war Lys die dritte in der Reihenfolge der Lucky Loser, also der Nachrückerinnen, wenn eine Spielerin verletzungsbedingt absagen muss. Zwei Lucky Loser fanden so den Weg ins Hauptfeld in den kommenden Tagen, nicht aber Lys.
Die erste Runde lief schon, die Hoffnung schwand zusehends. "Ich hatte viele Leute in meinem Umfeld, die sehr zuversichtlich waren, dass ich reinkomme", sagte Lys im Eurosport-Interview nach dem Match. "Das hat die Stimmung etwas gehoben."
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1. Runde: Lys trumpft als Lucky Loserin auf - Highlights
Quelle: Eurosport
Und dann passierte tatsächlich das Unerwartete: Anna Kalinskaya, eine gesetzte Spielerin, musste wegen Rückenproblemen zurückziehen - und der Weg für Lys wurde frei.
Lys: "Kein Warm-up, kein Gar-nichts"
"Das Beste, was mir passiert ist, war, dass ich mit gar nicht vorbereiten konnte", sagte die 23-Jährige nach ihrer überraschenden Auftaktpartie samt Sieg im Gespräch mit Eurosport-Reporter Markus Paszehr. "Ich habe wirklich zehn Minuten vor dem Match den Anruf der Supervisorin bekommen, dass ich jetzt auf den Platz darf. Ich habe es nur noch geschafft, mich umzuziehen. Kein Warm-up, kein Gar-nichts, deshalb hatte ich einen relativ lockeren Arm", berichtete Lys.
"Was für eine tolle Geschichte", lobte indes Eurosport-Experte Boris Becker. "Daran sieht man mal wieder, wie wichtig die mentale Einstellung ist und dass man locker bleibt."
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Tennis - Ausrttalian Open - Day 3 - Press Conference - Lys about being able to swith her flight ...
Quelle: Eurosport
Mit dieser befreiten Einstellung lief es plötzlich hervorragend bei Lys: Wie in der Qualifikation spielte sie gegen eine Lokalmatadorin, Kimberly Birrell. Die Kia-Arena ist die viertgrößte Arena auf der Anlage und sie war für dieses Match gut gefüllt. "Ich glaube, meine Gegnerin war auch nervös, sie hat einfache Fehler gemacht. Das musste ich für mich ein wenig ausnutzen. Die Zuschauer waren immer supernett zu mir, auch schon in der Quali", freute sich Lys.
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6:2, 6:2 gewann die Hamburgerin gegen ihre Konkurrentin, die über weite Strecken chancenlos war. 20:4 hieß die Bilanz der geschlagenen Winner zugunsten der Deutschen. "Das spricht eine deutliche Sprache", sagte auch Eurosport-Expertin Barbara Rittner in ihrer Analyse.
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Rittner analysiert den Lys-Coup: "Jetzt geht die Tür auf"
Quelle: Eurosport
"Ich hatte keine Erwartungen, bin einfach rausgegangen und habe gespielt. Das hat heute sehr gut geklappt", konstatierte Lys, die sich über ihr eigenes Geburtstagsgeschenk freuen konnte.
Rittner: Draw für Lys jetzt weit offen
In der zweiten Runde trifft die Hamburgerin auf die Französin Varvara Gracheva. "Sie ist eine Spielerin, die sehr nach Tagesform spielt und man sieht, dass der Draw weit aufgegangen ist", analysierte Rittner. Lys rutschte für die an 13 gesetzte Kalinskaya ins Hauptfeld, dazu ist mit Victoria Azarenka eine weitere Ggesetzte in ihrem Teil der Auslosung bereits ausgeschieden.
Zunächst wartet die Nummer 69 der Weltrangliste, Lys ist an Weltranglistenplatz 128 notiert und hat das große Ziel, in die Top 100 zu kommen. Doch nicht nur in dieser turbulenten australischen Woche musste sie einige Hindernisse überwinden.
Lys wurde im ukrainischen Kiew geboren, hat Verwandtschaft in der Ukraine. Der russische Angriffskrieg geht ihr naturgemäß extrem nah, wie sie in einem Eurosport-Interview zu Beginn des Krieges erzählte. Vor einem Jahr machte sie ihre Autoimmunerkrankung öffentlich. Immer wieder muss sie Trainingstage wegen entzündeter Gelenke und großer Schmerzen auslassen.
Bis zu den Top 100 ist es für Lys noch ein etwas weiterer Weg - aber den Grundstein hat sie als Lucky Winner mit ihrer Woche voller Überraschungen gelegt. Und mit Widerständen kann die Hamburgerin umgehen, das hat sie nicht nur in den vergangenen Tagen gezeigt.
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Eva Lys überwältigt nach Matchball
Quelle: Eurosport
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