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Boris Becker exklusiv über Doping-Problematik im Tennis: "Offenes Geheimnis, dass mit zweierlei Maß gemessen wird"

Tom Müller

Update 15/09/2023 um 14:37 GMT+2 Uhr

Der Dopingfall von Simona Halep hat die Tennis-Szene erschüttert und Diskussionen losgetreten. Wird die brisante Thematik im Tennis zu oft unter den Teppich gekehrt? In der neuen Folge des Eurosport-Podcasts "Das Gelbe vom Ball" gehen Tennis-Legende Boris Becker und Matthias Stach genau dieser Frage nach. "Ich glaube, dass es deutlich mehr schwarze Schafe gibt, als wir alle wissen", glaubt Becker.

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Das Thema Doping bestimmt aktuell die Schlagzeilen im Tennis. Im Fokus steht vor allem der brisante Fall der zweimaligen Grand-Slam-Siegerin Simona Halep, die jüngst nach einer fast einjährigen Hängepartie für vier Jahre gesperrt wurde.
Die 31-Jährige, die weiter ihre Unschuld beteuert und das Urteil vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS anfechten will, war im vergangenen Oktober positiv auf die verbotene Substanz Roxadustat getestet worden.
Auch Mikael Ymer hatte Ende August für Aufsehen gesorgt. Der Schwede hatte drei Dopingtests verpasst und war für 18 Monate gesperrt worden. Als Reaktion auf die in seinen Augen "unfaire" Strafe beendete er prompt seine Karriere – mit nur 24 Jahren!
Dass die Szene so geschockt auf die jüngsten Fälle reagiert, zeigt aber auch: Medial war das Thema in den vergangenen Jahren im Tennis deutlich weniger präsent als in anderen Sportarten.

Becker pflichtet Murray bei

Daraus sollte man jedoch keine falschen Schlüssen ziehen, meint Tennis-Ikone Boris Becker in der neuen Folge des Eurosport-Podcasts "Das Gelbe vom Ball".
"Es gibt kein Argument dafür, dass es kein Doping im Tennis gibt. Es ist ein Spiel Mann gegen Mann, es gibt unglaubliche viele Preisgelder. Es ist eine der faszinierendsten Sportarten der Welt – und körperlich natürlich sehr anstrengend", sagt der Eurosport-Experte im Gespräch mit Moderator Matthias Stach.
Dabei nimmt Becker Bezug auf Aussagen von Tennis-Star Andy Murray, der in der Vergangenheit mehrfach einen offeneren Umgang mit dem Thema Doping im Tennis gefordert hatte. "Es wäre naiv anzunehmen, unser Sport wäre sauber", monierte der 36-Jährige bereits im Jahr 2016 und sprach sich für mehr Dopingtests und striktere Regularien aus.

Becker über Dopingtests: "Habe gehört, dass man unterschiedlich Maß ansetzt"

Ein Problem stelle in diesem Zusammenhang auch die Ungleichbehandlung von Athleten dar. "Ich habe gehört, dass man unterschiedlich Maß ansetzt", so Becker: "Spieler aus gewissen Ländern werden darauf hingewiesen oder informiert, dass ein Dopingtest kommt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Das geht natürlich nicht."
Nicht das erste Mal, dass dem Tennisweltverband ITF ein zu lascher Umgang im Zusammenhang mit Doping-Tests nachgesagt wird. Beckers Aussagen decken sich unter anderem mit einem Enthüllungsartikel der "Daily Mail" aus dem Jahr 2022. Demnach habe die ITF Tennis-Profis vor den French Open 2019 und den US Open 2021 gewarnt, dass und wann sie einen Bluttest abgeben mussten. Bei anderen Turnieren hätten die Spieler ihre Test-Slots sogar selbst über ein Online-Portal auswählen können.
Die "schwarzen Schafe", so Becker, finde man jedoch nur, wenn alle nach den gleichen, strengen Regeln getestet würden. Und von diesen schwarzen Schafen gebe es wohl immer noch "mehr, als wir alle wissen", glaubt der Eurosport-Experte.
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Becker hat Mitgefühl mit Halep

Im Fall Halep zeigt Becker jedoch auch Mitgefühl. "Ich kenne Simona, ich halte sie für eine integere Sportlerin. Ich kann nur Positives über sie sagen. Vom Gefühl her bin ich deshalb immer ein bisschen mit dem Athleten", sagt der Eurosport-Experte.
"Grundsätzlich ist das eine absolute Katastrophe für Simona und ich wünsche ihr, dass sie die Nerven behält. Vielleicht hat es ja noch ein gutes Ende."
Halep versicherte, dass der positive Test auf das Nierenmedikament Roxadustat auf ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel zurückzuführen sei.
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