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Davis Cup: Deutschland erstmals seit 14 Jahren wieder im Halbfinale - wie Krawietz und Pütz das Tennis-Märchen prägen

Tobias Laure

Update 01/12/2021 um 13:36 GMT+1 Uhr

Deutschland steht nach drei knappen Siegen gegen Serbien, Österreich und Großbritannien überraschend im Halbfinale des Davis Cups in Madrid. Die Auswahl um Teamkapitän Michael Kohlmann wirft in beeindruckender Weise Teamgeist, Kampfgeist und Klasse in die Waagschale. Besonders wertvoll aber ist die Tatsache, dass das DTB-Team durch den relativ neuen Modus ein ganz besonderes Ass im Ärmel hat.

Das deutsche Team feiert den Einzug ins Davis-Cup-Halbfinale

Fotocredit: Imago

Wenn im Tennis 15 Männer unter lautem Gebrüll hüpfend im Kreis tanzen, dann muss etwas Historisches passiert sein.
War auch so. Erstmals seit 14 Jahren steht eine deutsche Mannschaft wieder im Halbfinale des Davis Cups. Und so langsam darf man beim Deutschen Tennisbund (DTB) zu träumen anfangen vom ersten Titel seit 1993.
Andere Teams mögen auf dem Papier stärker besetzt sein, doch Deutschland hat ein Ass im Ärmel: das Doppel mit Kevin Krawietz und Tim Pütz. Das Gefühl einer Davis-Cup-Niederlage kennt das Duo nicht, alle bisherigen drei gemeinsamen Partien beendeten die beiden siegreich. Krawietz selbst hat im wichtigsten Teamwettbewerb im Tennis eine 6:0-Bilanz, die von Pütz steht sogar bei 7:0.
Beim 2:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Großbritannien zeigten der Oberfranke und der Hesse wieder einmal ihre Klasse.
"Manchmal ist ein verrücktes Spiel", brach es nach dem dramatischen 7:6 (12:10), 7:6 (7:5) gegen das britische Doppel Joe Salisbury/Neal Skupski aus Krawietz heraus.
Im ersten Satz wehre Deutschland vier Satzbälle ab, im Tiebreak des zweiten machten Krawietz und Pütz aus einem 0:5-Rückstand ein 7:5. "Wir haben eines der besten Doppel der Welt und für dieses Format passt das sehr gut", stellte Pütz selbstbewusst klar.

Becker begeistert: "Die Mannschaft ist der Star"

Keine Frage, die deutsche Auswahl hat durch den neuen - und viel kritisierten - Modus, der seit 2019 zur Anwendung kommt, ein besonderes Ass im Ärmel. Wurden früher vier Einzel und ein Doppel, das als dritte Partie angesetzt war, gespielt, so geht es heute in drei Matches direkt hintereinander weg zur Sache. Da das Doppel den Abschluss bildet, fällt hier oft die Entscheidung.
Bei Deutschland war das in beiden Gruppenspielen gegen Serbien (2:1) und Österreich (2:1) sowie im Viertelfinale gegen die Briten (2:1) der Fall - und Krawietz/Pütz lieferten jedes Mal ab. Die deutsche Équipe, die auf Topspieler Alexander Zverev verzichten muss, ist schnell zusammengewachsen in Innsbruck. "Die Mannschaft ist der Star", urteilte Eurosport-Experte Boris Becker und auch Krawietz sprach von einer "unglaublichen Teamleistung".
Dies zeigte sich in den vergangenen Tagen in vielen Bereichen, wie etwa bei Jan-Lennard Struff. Im ersten Duell mit Serbien noch chancenlos im Einzel gegen Superstar Novak Djokovic, behielt der Warsteiner in den Partien gegen Österreich und Großbritannien die Nerven. Deutschland lag beide Male mit 0:1 zurück und stand vor einer Niederlage - die Struff mit Siegen gegen Dennis Novak und Cameron Norrie jeweils verhinderte. Es spricht für sich, dass der Weltranglisten-51. seinen Erfolg im Einzel gegen Großbritannien als "einen der wichtigsten Siege" seiner Laufbahn einstufte.

Emotionale Szenen in Madrid

Nun geht die Reise weiter nach Madrid, wo unter komplett anderen Bedingungen gespielt wird. Waren in der Innsbrucker Olympia-Halle infolge der Corona-Pandemie keine Zuschauer zugelassen, brodelte in der Madrid Arena mitunter ein Hexenkessel.
Emotionales Highlight war der Auftritt von Feliciano López in der Begegnung zwischen Gastgeber Spanien und Russland. Der 40-Jährige bezwang den Weltranglisten-Fünften Andrey Rublev 2:6, 6:3 und 6:4. Im Unterschied zu Deutschland verpassten die Spanier allerdings die K.o.-Runde.
Den Titelhoffnungen der deutschen Mannschaft um Teamkapitän Michael Kohlmann dürfte das zuträglich sein, wenngleich der Halbfinalgegner am Samstag (ab 13:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) noch nicht feststeht. Der wird im letzten Viertelfinale am Donnerstag zwischen dem Russischen Tennisverband und Schweden ermittelt.

Kohlmann: "Madrid war unser Minimalziel"

Unabhängig davon peilt Deutschland das Endspiel an. "Madrid war unser Minimalziel", betonte Kohlmann. Der historische Einzug ins Halbfinale also nur eine Zwischenstation? Ja, so selbstbewusst und optimistisch ist man im DTB-Lager. Das Erreichen des Finales und die "damit einhergehende Qualifikation für das nächste Jahr wäre eine riesige Sache", unterstrich der Teamkapitän. Aufgrund der gezeigten Leistungen könne man sich "gegen Russland oder Schweden einiges ausrechnen".
Es wäre vermutlich nicht schlecht für Deutschland, wenn die Entscheidung über Sieg oder Niederlage wieder in den Händen von Krawietz und Pütz läge ...
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