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Nadal mischt die GOAT-Debatte um Federer und Djokovic auf

Tobias Laure

Update 12/10/2020 um 14:18 GMT+2 Uhr

Rafael Nadal hat mit dem Gewinn seines 13. Titels bei den French Open die Grenzen des Machbaren einmal mehr verschoben - und einer Debatte Nahrung gegeben, die Fans auf der ganzen Welt seit Jahren beschäftigt. Wer ist denn nun der GOAT, der Größte aller Zeiten? Bislang wurde meist Roger Federer diese Ehre zugeschrieben, das könnte sich nun ändern. Nadal selbst wollte davon erst mal nichts wissen.

Rafael Nadal - der King of Clay hält Hof

Fotocredit: Getty Images

Die Frage musste natürlich kommen, aber sie kam zu früh für Rafael Nadal.
"Das ist nicht der Moment, um über die 20 Titel und die Einstellung von Rogers Rekord nachzudenken", wiegelte der 34-Jährige beim Sieger-Interview auf dem Court Philippe-Chatrier ab. "Für mich ist das heute einfach ein Roland-Garros-Erfolg."
Und was für einer.
Hatte man nach Nadals grandiosen French-Open-Finals der Vergangenheit geglaubt, schon alles gesehen zu haben, so überraschte der Mallorquiner die Tenniswelt aufs Neue.
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Besseres Handy? Nadals lustiger Vergleich in der Rekordjagd

Nadal historisch: Vier Titel ohne Satzverlust

Was vor allem an Novak Djokovic lag. Die Nummer eins der Welt traktierte den Titelverteidiger im Finale immer wieder mit präzisen Schlägen auf höchstem Niveau, und ging doch nach nur zwei Stunden und 41 Minuten mit 0:6, 2:6, 5:7 als klarer Verlierer vom Platz.
Man darf, man muss das so sagen: Das wäre so gegen keinen anderen Spieler der Welt passiert. Nadal aber steht nun bei sagenhaften 100:2 Siegen bei den French Open. Er ist der erste Profi bei den Herren, der vier Major-Turniere ohne Satzverlust gewonnen hat. Das Kunststück war ihm bereits 2008, 2010 und 2017 an Ort und Stelle gelungen.
"So einen Spieler wird es nicht noch einmal geben", staunte Eurosport-Experte Boris Becker, der selbst sechs Grand-Slam-Turniere gewann. "Rafa ist nicht von dieser Welt."
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Die Highlights zum Finale: Niveau unfassbar, Nadal außerirdisch

Was dessen Leistung in dieser Saison noch besonderer macht: Er musste auf wichtige Komponenten seines Spiels verzichten. Die Verlegung des Klassikers in den Herbst infolge der Corona-Pandemie veränderte die Bedingungen massiv.
Die Bälle waren langsamer, sprangen flacher ab und entwickelten weniger Spin. Alles Kernfaktoren der Nadal'schen Spielkunst. Der Meister sprach daher schon vor dem Turnierstart von den "aus vielen Gründen schwierigsten Bedingungen", die er bei seinem Lieblings-Event je vorgefunden habe.
15 Tage später aber blickt der Weltranglistenzweite nun, auch das natürlich ein Rekord, auf 60 Sandplatz-Titel zurück. Knapp 92 Prozent seiner Karriere-Matches auf dem roten Belag hat er für sich entschieden. Eine aberwitzig gute Quote, die ebenfalls in den Rekordbüchern steht.

Djokovic verneigt sich vor dem King of Clay

"Heute hast du gezeigt, warum du der King of Clay bist", übte Djokovic nach dem Finale von Paris den verbalen Kniefall vor seinem ewigen Rivalen.
Aber ist Nadal nicht längst mehr als das, braucht es diesen Zusatz "of Clay" überhaupt noch?
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20. Grand-Slam-Titel von Nadal: Becker huldigt dem Titelmonster

Nun ist in diesem besonderen Jahr mit einer Corona-Pandemie und einem monatelangen Tour-Lockdown die Frage nach dem GOAT extrem schwer zu beantworten. Federer schied im Januar im Halbfinale der Australian Open aus und beendete die Saison vorzeitig - nach gerade einmal sechs Partien.
Djokovic, der mit 17 Grand-Slam-Titeln ebenfalls Jagd auf die Federer-Marke macht, beraubte sich bei den US Open durch eine kuriose Disqualifikation im Achtelfinale selbst der Chance, sein Konto aufzustocken. Dennoch wird der Serbe das Jahr als Nummer eins abschließen.

Nadal: "Mein Glück hängt nicht davon ab"

Solange er aber in Sachen Grand-Slam-Titel nicht mit Federer und Nadal gleichzieht, hat er in der GOAT-Debatte ("Greatest Of All Time") den schwersten Stand. Da hilft es nur wenig, dass Djokovic sowohl gegen Nadal (29:27) als auch gegen Federer (27:23) eine positive Bilanz vorzuweisen hat.
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Extrem seltene Bilder: Toni Nadal weint wegen Rafa

Der Mallorquiner sieht die Konkurrenz zu seinen beiden schärfsten Rivalen entspannt. "Mein Glück hängt nicht davon ab, ob ich mehr oder weniger Titel als Roger habe."
Es sei "keine Obsession" für ihn, am Ende besser als Federer und Djokovic dazustehen, verriet Nadal im Interview mit der "Gazetta dello Sport".

Nadal baute Serie aus: 17 Jahre Grund zum Feiern

Fakt ist aber auch: Nadal kann für sich in Anspruch nehmen, zusammen mit Mats Wilander als einziger Spieler der 1968 beginnenden Open Era mindestens zwei Grand-Slam-Wettbewerbe auf allen drei Belägen gewonnen zu haben. Federer und Djokovic fehlt ein zweiter Coup auf Sand.
Den Karriere-Grand-Slam, also den Triumph bei allen vier Majors, vollendete Nadal mit 24 Jahren - so jung gelang das keinem anderen.
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Der historische Moment: Nadal nutzt ersten Matchball

Den Vorwurf, er sei nur auf Sand weltklasse, hat der Spanier schon früh in seiner Karriere widerlegt. Seit 17 (!) Jahren holt er jedes Jahr mindestens einen Titel, eine Serie von noch nie da gewesener Länge.
Ob der Triumph bei den diesjährigen French Open das letzte Puzzleteil war, um Nadal zum GOAT zu befördern? Gefühlt ja, aber sicher ist nur eines: Der King of Clay regiert weiterhin mit der ganzen Fülle seiner Macht.

Tennis-Podcast: Becker adelt Federer

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Starke Szene im Traumfinale: Djokovic spielt Nadal aus

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