Novak Djokovics Schritt Richtung Ewigkeit: Er überflügelt sogar Rafael Nadal und Roger Federer
VonTobias Laure
Update 14/06/2021 um 08:12 GMT+2 Uhr
Novak Djokovic triumphiert zum zweiten Mal bei den French Open und folgt damit weiter seinem großen Plan. Der 34-Jährige ist in seiner Karriere angetreten, um als bester Tennisspieler der Geschichte abzutreten. Das ist die Zielstellung. Mit dem Coup von Paris hat er Roger Federer und Rafael Nadal in Sachen Grand-Slam-Titel noch nicht erreicht, seine Rivalen aber in anderer Hinsicht überflügelt.
"Es ist einmal mehr ein Traum wahr geworden", betonte Novak Djokovic nach dem Gewinn seines 19. Grand-Slam-Titels. Man könnte sagen: Der 34-Jährige erfüllt sich deshalb so viele Träume, weil er so viele hat.
Das ist in dieser Saison nicht anders. Im Februar holte sich der Serbe den Titel bei den Australian Open, im März knöpfte er Roger Federer die Bestmarke für die meisten Wochen an Platz eins der Weltrangliste ab.
Mit dem Erfolg von Roland-Garros hat er dem Schweizer und seinem anderen ewigen Rivalen Rafael Nadal noch etwas voraus: Djokovic hat nun alle vier Major-Wettbewerbe mindestens zweimal für sich entschieden. Das war zuvor nur den beiden Australiern Roy Emerson und Rod Laver gelungen, allerdings nicht komplett in der Open Era seit 1968.
"Novak macht Unmögliches möglich", staunte Eurosport-Experte Boris Becker, der den Champion von 2013 bis 2016 trainierte. Mischa Zverev, der die Partie auf dem Court Philippe-Chatrier verfolgte, war in seiner Analyse "sprachlos", wie er zugeben musste: "Das ist unglaublich."
Djokovic überwindet alle Widrigkeiten
In der Tat: Es ist mitunter kaum begreiflich, wie es Djokovic gelingt, auf allen Belägen Ausnahmeleistungen in Serie abzurufen.
"Er ist der kompletteste Spieler aller Zeiten", erklärte Trainer-Legende Nick Bollettieri einst bei "spox.com". Das scheint sich nun zu bestätigen, zumal Djokovic mit Widrigkeiten besser umgehen kann als anderen.
Es war ja nicht so, dass er beim Klassiker von Roland-Garros wie das berühmte Messer durch die Butter durchs Turnier gegangen wäre.
Im Gegenteil: Im Achtelfinale lag er gegen den 19-jährigen Lorenzo Musetti bereits mit 0:2 in den Sätzen zurück, den Start gegen Nadal im Halbfinale setzte er im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand. Es drohte ein 0:6 im ersten Durchgang. Im Endspiel gegen Stefanos Tsitsipas roch es nach den ersten beiden Sätzen ebenfalls streng nach Niederlage.
Ungewöhnlich: Djokovic spart im Finale mit Emotionen
Und Djokovic? Blieb cool, meistens jedenfalls.
Im Finale verzichtete er während der Partie sogar komplett auf seine berühmten emotionalen Ausbrüche, erst nach dem Matchball brach es aus Djokovic heraus. Ungewohnt, aber "Novak hat einen klaren Plan", wie Becker anfangs des fünften Satzes erkannte. "Sein ultimatives Ziel ist es, die 20 Grand-Slam-Titel von Nadal und Federer zu erreichen."
Dafür hat sich Djokovic auch ein Stück weit neu erfunden. Auf der spielerischen Seite, auf der mentalen und auf der planerischen. Die meisten Experten hielten die Entscheidung, noch bis einen Tag vor Beginn der French Open ein ATP-Turnier zu spielen, für einen Fehler. Djokovic hat's trotzdem gemacht und sein "Heimspiel" in Belgrad gewonnen.
"Das hat mir sehr viel Energie und Unterstützung gegeben. Ich bin der Überzeugung, dadurch mehr Energie gewonnen als verloren zu haben, was mich hoffentlich durchs Turnier tragen wird", erläuterte der Superstar.
Genau so ist es gekommen.
Djokovic: 12 Siege in 20 Tagen
12 Partien hat Djokovic in den vergangenen 19 Tagen gespielt, 12 Mal ging als Sieger vom Platz. "Nicht von dieser Welt", staunte Becker nach dem Kraftakt im Finale gegen Tsitsipas. "Vom 0:2 zum Wunder, das kann niemand außer Novak", jubelte die serbische Zeitung "Blic". Man ist geneigt, den Kollegen recht zu geben.
Jetzt scheint sogar der Grand Slam möglich, der Gewinn von Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open innerhalb einer Saison. "Alles ist möglich, wenn man sieht, was in meinem Leben und auf meiner Reise passiert ist", sagte Djokovic auf der Pressekonferenz in Paris, erinnerte aber auch daran, dass er 2016 ebenfalls die Chance hatte und dann in der 3. Runde von Wimbledon überraschend an Sam Querrey scheiterte.
Gelingt die "Mission impossible" allerdings, stünde er bei 21 Major-Erfolgen und wäre wohl spätestens dann unbestritten der größte Tennis-Spieler der Geschichte.
Das mag verwegen klingen, aber Djokovic ist eben ein Besessener im positiven Sinne - oder wie es Becker kurz und knapp formulierte: "Was für ein Typ!"
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