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French Open - Alexander Zverev nach der Trennung von Coach Sergi Bruguera: Was folgt auf den Bruch?

Jannik Schneider

Update 28/05/2023 um 20:42 GMT+2 Uhr

Alexander Zverev hat einen Tag vor Beginn der French Open verraten, dass die Zusammenarbeit mit Coach Sergi Bruguera bereits seit dem Masters von Madrid beendet ist. Eine Entscheidung, die für Aufsehen sorgt, schließlich ist das Trainer-Thema im Zverev-Lager durchaus heikel. Vater Alexander Zverev senior spielt weiterhin eine gewichtige Rolle, mit der auch künftige Coaches klarkommen müssen.

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Als Tennistrainer spricht der Vater von Alexander Zverev nur das Nötigste. Die in der Regel kurzen, prägnanten technischen, taktischen oder organisatorischen Aussagen an seinen Sohn auf den Trainingsplätzen dieser Welt kommen immer auf Russisch - seiner Muttersprache.
Am Sonntagmittag auf Court 25 des Trainingscenters Jean Bouin, das nur wenige Hundert Meter von der Anlage der French Open in Paris gelegen ist, war allerdings ein eher seltener Moment zu beobachten: "Die Übung ein paar Minuten jetzt und dann machen wir mal einen Satz", rief Zverev senior laut und deutlich ans andere Ende des Platzes zu Tobias Kamke - auf deutsch versteht sich.
Seit Michail Ledowskich, Zverevs langjähriger Hittingpartner samt Traineraufgaben, aufgrund von Visaproblemen nicht reisen darf und Ex-Profi Kamke diese Rolle im Februar übernommen hat, macht Zverev senior zumindest vereinzelt deutsche Ansagen.
Englisch als Verständigung für Trainingsinhalte ist ohnehin hinfällig geworden, nachdem Zverev am Samstag in einer Medienrunde bekannt gab, dass Sergi Bruguera und er die Zusammenarbeit nach dem Masters-Turnier in Madrid beendet haben.

Zverev erklärt Bruch mit Bruguera: "Nicht dieselbe Meinung"

Zverev sagte auf Eurosport-Nachfrage: "Mein Vater, er und ich hatten nicht dieselbe Meinung dazu, in welcher Art ich nach der Verletzung Tennis spielen soll."
Zverev machte in seiner langen Antwort deutlich, dass er den French-Open-Sieger von 1993 und 1994 sehr schätze, er ihm wahnsinnig geholfen habe. Der Olympiasieger betonte zugleich, dass er Bruguera stets nur als wertvolle Ergänzung gesehen habe in einer Zeit, als es seinem Vater gesundheitlich nicht gut gegangen sei. Dabei schien Bruguera bei genauerer Betrachtung mehr als ein Ersatz.
Klar ist: Aus spanischen Kreisen war bereits im Januar zu hören, dass Bruguera seinen Job als Davis-Cup-Trainer Spaniens für Zverev aufgegeben hat - oder aufgeben musste. Einige Spieler waren mit der Doppelrolle nicht einverstanden. Bruguera saß 2022 in Paris in Zverevs Box, als dieser Carlos Alcaraz besiegte und anschließend auf Rafael Nadal traf.
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Angesichts Zverevs Trainerverschleiß der vergangenen Jahre kann diese Entscheidung als mutig bezeichnet werden. Mit Juan Carlos Ferrero, Ivan Lendl und David Ferrer hat Zverev bereits drei namhafte Ex-Profis verschlissen.
Mit den strengen Trainern der alten Schule Ferrero und Lendl lieferte sich Zverev in jungen Jahren hinterher noch unnötige mediale Schlammschlachten. Da ging es mehr um Pünktlichkeit und Golf denn um weiterbringende Inhalte. Die Trennung von Ferrer während der Coronazeit und Reiseproblemen lief dagegen schon professioneller und total sauber ab.

Ohne Zverev senior geht (fast) nichts

Wer als Trainer von Zverev langfristigen Erfolg haben möchte, der muss sich nicht nur die Aufmerksamkeit von Zverev junior erarbeiten, die Bruguera bis zur Verletzung im Halbfinale der vergangenen French Open gegen Nadal hatte. Bruguera war ein wichtiger Bestandteil im täglichen Training samt klaren, konstruktiven Ansagen - offensiv angehaucht: nahe an der Grundlinie, Vertrauen auch zur Vorhand, mutiger Übergang zum Netz.
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Alexander Zverev trainiert bei den French Open

Fotocredit: Getty Images

Langfristig benötigt ein externer Trainer ebenfalls den Segen des Vaters. Waren es zu Lendl-Zeiten finanzielle Unstimmigkeiten, ging es nun bei Bruguera um Tennisansichten. Zverev selbst führte das am Samstag nicht weiter aus, sagte lediglich, dass in naher Zukunft keine neuen Trainer-News zu erwarten seien - allerdings mit dem Zusatz: "Mein Vater wird auch nicht jünger."
Da Zverev senior öffentlich nicht spricht, bleiben die Beobachtungen vor Ort im Training. Zverev senior selbst lässt generell, aber auch am Sonntag viel Vorhand cross trainieren, die Übung, die er in seiner kurzen deutschen Ansage erwähnte. Kamke rief mit einem Lächeln zurück: "Oh, mal was Neues."

Zverev mit klarer Steigerung im Training

Insgesamt war eine extreme Leistungssteigerung Zverevs in der zweistündigen Einheit am Sonntag zu erkennen im Vergleich zum Anreisetag am Samstag, als er auf dem neuen, in ein Gewächshaus gebauten Court Simonne-Mathieu vor mehreren Tausend Fans trainierte. Vor allem die manchmal als Sorgenkind geltende Vorhand sah gut aus.
Zverev senior selbst musste viel weniger eingreifen als noch am Vortag. Der Sohnemann orderte zudem zwanzig Minuten nach Start einen Schläger mehr mit einer bestimmten Saitenbespannung. Manager Sergej Bubka junior sagte am Rande der Einheit, der 26-Jährige plane heute keine weitere Tenniseinheit, gehe stattdessen ins Gym. "Doch bei ihm weiß man nie."
Die Aussagen und Beobachtungen lassen den Schluss zu: Nach sieben, acht Jahren auf der Tour war es nie wahrscheinlicher als momentan, dass der Vater - Gesundheit vorausgesetzt - der Haupttrainer seines Sohns bleibt. Und es vornehmlich an ihm liegt, ob Zverev langfristig zur alten Stärke zurückfinden und um Grand-Slam-Titel kämpfen wird.
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