Boris Becker und Jan Ullrich sehen Mangel an Weltklassesportlern: Mentalitätsproblem oder braucht es Olympische Spiele?

Boris Becker und Jan Ullrich haben bei ihrem Aufeinandertreffen in der Eurosport-Tennis-Show Matchball Becker einen Mangel an deutschen Weltklassesportlern ausgemacht. Die Gründe dafür lägen einerseits an einem Mentalitätsproblem in Deutschland, erklärte Becker, und Ullrich merkte an: Olympische Spiele im eigenen Land könnten helfen, einen neuen "Sportboom" auszulösen. Dem stimmte auch Becker zu.

Becker und Ullrich bemängeln: "Müssen wieder besser sein wollen"

Quelle: Eurosport

"Wenn Jan nicht den Antrieb gehabt hätte, der Beste zu sein, wäre er es nicht geworden. Du gewinnst nicht zufällig die Tour de France, Du wirst nicht zufällig der beste Radfahrer der Welt. Und so ist es auch im Tennis", stimmte Becker ein Plädoyer für einen tiefer verankerten Leistungsgedanken im Kopf von Kindern und Jugendlichen an.
"Das muss gefördert werden, das muss im Elternhaus gefördert werden, aber auch vom Land - vom Bund und vom Verband. Und wenn das nicht der Fall ist, muss man sich nicht wundern, dass man keine Weltklassesportler hat - oder zumindest nicht mehr so viele, wie in unserer Zeit. In den 1990er Jahren, 2000", so der sechsfache Grand-Slam-Gewinner.
Ullrich stimmte zu. Er habe sich als Kind immer an seinem zwei Jahre älteren Bruder orientiert und stärker und schneller sein wollen, als er.
picture

Matchball Becker: Legenden-Talk mit Jan Ullrich und Boris Becker

Quelle: Eurosport

Der gebürtige Rostocker erklärte außerdem, ein konsequentes Talentsichtungssystem an Schulen sei wichtig. Doch auch, wenn Talente erkannt würden, komme es vor allem auf die Willenskraft von Sportlern und Sportlerinnen an.
"Trotz Talents wird Dir nichts geschenkt. Du musst Dir alles erarbeiten, denn in der Profiklasse später haben schließlich alle Talent", so Ullrich, der meinte, er beobachte oft, dass Kinder mit einer Sportart anfangen, dann aber zu früh wieder aufhören würden. "Es ist egal, welche Sportart, sie werden alle irgendwann hart. Viele sagen dann: Das ist mir zu hart, ich höre auf!"

Becker: "Müssen mal wieder besser sein wollen"

Deshalb sei es "eine Mentalitätsfrage", bekräftigte Becker. "Will ich gewinnen oder bin ich zufrieden, wenn ich verliere? Da muss bei uns im Kopf etwas passieren im Land. Wir müssen mal wieder hart angreifen und besser sein wollen, als die anderen."
Als Motivationshilfe, um wieder mehr sportlichen Ehrgeiz und eben jene Willenskraft zu fördern, brachte Ullrich den Gedanken an Olympische Spiele in Deutschland auf und Becker nickte zustimmend. "Man muss sich nur die Länder anschauen, die eine Olympiade ausgetragen haben: Da ist einfach ein Sportboom da. Da fließen mehr Gelder in die Sportarten, es kommen mehr Fachleute, mehr Trainer und Profis in die ganze Sportwelt dort", sagte Ullrich.
  • Die French Open 2025 live und auf Abruf auf discovery+
Am Vorabend der Diskussion hatte die deutsche Nummer 1 im Tennis, Alexander Zverev, nach seinem Zweitrundensieg bei den French Open bemängelt: "Für uns ist Sport immer eher zweitrangig. Es ist nie die Priorität von einem Jugendlichen oder jungen Menschen, im Sport irgendwie etwas leisten zu wollen. Ich glaube, da sind uns andere Länder einfach voraus."
Olympische Spiele in Deutschland könnten tatsächlich wieder ein Thema werden. Vor wenigen Tagen hat der Münchener Stadtrat dafür gestimmt, dass sich die Stadt München um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele im Jahr 2036 und 2040 bewirbt. Am 26. Oktober soll es dazu einen Bürgerentscheid geben.
Das könnte Dich auch interessieren: Achtelfinale! Altmaier stellt Karriere-Bestleistung ein
picture

Matchball Becker: Legenden-Talk mit Jan Ullrich und Boris Becker

Quelle: Eurosport


Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung