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US Open 2023: Alexander Zverev wächst gegen Jannik Sinner über sich hinaus - Tennis-Marathon mit Ausrufezeichen

Tobias Laure

Update 06/09/2023 um 09:00 GMT+2 Uhr

Alexander Zverev liefert im US-Open-Achtelfinale gegen Jannik Sinner einen Tennis-Marathon der Extraklasse. "Jetzt kann ich wirklich sagen, dass ich zurück bin", freute sich der 26-Jährige nach dem 4:41-Stunden-Match - ein Spiel, "an das wir uns noch lange erinnern werden", wie es Boris Becker formulierte. Die Frage ist nur: Wie hoch war der Energieverlust? Denn jetzt wartet Carlos Alcaraz.

Becker blickt auf US-Open-Triumph: Der berühmteste Netzroller

Es war zwischen dem dritten und vierten Satz, da schien die Partie fast schon gelaufen. Jannik Sinner - der Ausflug in den Boxsport sei erlaubt - hing in den Seilen.
Der 22-Jährige ließ sich massieren, nahm ein Medical Timeout. Ja, die Nummer sechs der Welt setzte sich im weiteren Spielverlauf bei einigen Pausen zwischen den Spielen gar nicht mehr hin, um seinen geplagten Körper nicht unnötig zu belasten.
Und trotzdem aktivierte sich der Südtiroler so gut, dass er Alexander Zverev den vierten Satz abknöpfte. Er sei danach "völlig fertig" gewesen, gab der Hamburger später zu: "Ich war extrem müde. Jannik war fitter als ich, auch wenn er Krämpfe hatte, er war in besserer Form."
Vorteil Sinner, eigentlich. Doch Zverev spielte das vielleicht einzige Plus aus, das er in diesem Moment noch hatte: seine größere Erfahrung. Der Olympiasieger spielte ökonomisch und ließ nach dem frühen Break zum 2:0 auch mal ein Aufschlagspiel seines Gegners laufen.

Zverev siegt im persönlich längsten US-Open-Match

Die Folge: Zverev war im fünften Satz in allen Bereichen ein klein wenig besser. Er machte mehr Punkte über den ersten Aufschlag (74 zu 67 Prozent), schlug mehr Asse (3:2) und Winner (14:7), leistete sich weniger Doppelfehler (0:1) und unforced errors (10:11).
Nach 4:41 Stunden, zu nachtschlafender Zeit, nutzte Zverev seinen ersten Matchball. Sicher, es wäre ihm lieber gewesen, schneller fertig zu werden, auf der anderen Seite gebe es "nichts Besseres" als die Night Session vor vollem Haus im größten Tennisstadion der Welt.
Der Sieg über Sinner im persönlich längsten US-Open-Match riecht schwer nach dem Härtetest, den es wohl braucht, um den Besten der Welt ernsthaft zu fordern. Qua Weltrangliste ist das (noch) Carlos Alcaraz - und auf den trifft Zverev nun im Viertelfinale.

Alcaraz wiegelt ab: Tape nur Vorsichtsmaßnahme

Der Spanier sorgte während seines 6:3, 6:3, 6:4-Erfolgs im Achtelfinale gegen Matteo Arnaldi für leichte Beunruhigung bei seiner Anhängerschaft, weil er am linken Oberschenkel ein Tape trug. Alles halb so wild, versicherte Alcaraz später.
Leichte Schmerzen habe er zwar verspürt, "aber es ist nichts Ernstes", so der amtierende Champion. "Wir sind bei Beschwerden immer vorsichtig."

Klare Botschaft: Zverev greift wieder ins oberste Regal

Legt man die üblichen Parameter an, spricht im Viertelfinale vieles für Alcaraz und wenig für Zverev. Der Titelverteidiger gab im Turnierverlauf ersten einen Satz ab (Zverev vier), stand im Achtelfinale nicht einmal halb so lange auf dem Platz wie der Hamburger und hat auch das bis dato letzte Duell der beiden Topspieler vor gut vier Monaten in Madrid klar in zwei Sätzen für sich entschieden.
Aber: Zverev hat in den letzten beiden Runden bewiesen, dass er wieder ins oberste Regal greifen kann. Erst zeigte der 26-Jährige beim 6:7 (2:7), 7:6 (10:8), 6:1, 6:1 gegen Top-20-Profi Grigor Dimitrov eine bärenstarke Leistung, dann wuchs er beim 6:4, 3:6, 6:2, 4:6, 6:3 gegen Top-10-Mann Sinner über sich hinaus.
Den Vorwurf, er sei nicht in der Lage, sich bei den Grand-Slam-Wettbewerben gegen Kontrahenten aus den Top 10 der Weltrangliste zu behaupten, hatte Zverev schon mit seinem Sieg gegen Alcaraz bei den French Open 2022 entkräftet.
Es kann aber natürlich nur förderlich sein, dass er das nun in New York wiederholt hat. Er hält sich damit die leidigen Fragen der Presse nach dem Thema vom Leib und, viel wichtiger noch, sendet ein Signal an die Konkurrenz.
"Ich bin hier, um zu spielen", sagte er nach dem Sinner-Match: "Das ist es, was ich liebe. Ich weiß nicht, wie es ausgehen wird, aber ich werde wie immer mein absolut Bestes geben. Ich kämpfe bis zum letzten Moment. Natürlich muss ich mich jetzt erstmal erholen, aber ich werde bereit sein."

Zverev zurück auf alter Flughöhe

Novak Djokovic, Alcaraz, Daniil Medvedev - die Granden der Szene merken sehr wohl, dass da einer mit Macht zurückstrebt in Flughöhen, die er einst schon erreicht hatte.
So wie 2020, als Zverev im Finale der US Open stand, oder wie im Vorjahr, als er im ATP-Ranking die Nummer zwei war. Von der Zwölf, die aktuell noch in Klammern hinter Zverevs Namen aufscheint, lässt sich keiner mehr blenden.
Sollte Frances Tiafoe (USA) in New York nicht weiter kommen als Zverev, steht dieser in der Weltrangliste wieder in den Top Ten. Schafft es der Deutsche ins Finale, kann's bis auf Rang acht nach oben gehen. Bei einem US-Open-Sieg könnte Zverev sogar auf Rang fünf nach oben springen.
Der Schlaks aus Hamburg ist tatsächlich wieder zurück. Die spannende Frage wird jetzt sein, was gegen Alcaraz den Ausschlag gibt: Der Energieverlust oder das neue Selbstvertrauen, das der Krimi gegen Sinner nach sich zieht ...
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