Alexander Zverev scheitert frühzeitig bei US Open 2025 und wirkt ratlos - der Karrieretraum entfernt sich zunehmend
Alexander Zverev scheitert bei den US Open in der dritten Runde an Félix Auger-Aliassime und damit so früh wie schon seit 2018 nicht mehr in New York. Das 6:4, 6:7 (7:9), 4:6, 4:6 gegen den Weltranglisten-27. hatte einen klaren Knackpunkt, kam letztlich aber verdient zustande. Weil sich Zverev selbst aktuell offenbar gar nicht in der Lage sieht, mit den Besten des Geschäfts Schritt zu halten.
Highlights: Bitteres Aus für Zverev in New York
Quelle: SNTV
Als die Schlacht nach 3:48 Stunden verloren war, schüttelte Alexander Zverev artig Félix Auger-Aliassimes Hand und griff dann dreimal gedankenverloren nach der vermaledeiten Netzkante.
Eins war da bereits unumstößlicher Fakt: Auch bei seinem 39. Grand-Slam-Turnier blieb dem Deutschen der Traum vom Titel versagt. Viel mehr noch: Er endete deutlich früher als anzunehmen war. Statt sich seinen großen Karrierezielen - Grand-Slam-Titel und Weltranglistenspitze - zu nähern, entfernt sich der 28-Jährige kontinuierlich davon. Und gerät deshalb zunehmend ins Grübeln.
Seit 2019 hat Zverev bei 15 Grand-Slam-Teilnahmen fünfmal die zweite Turnierwoche verpasst - zuletzt zweimal in Folge. So ordnete er das Grand-Slam-Jahr 2025, das mit dem Finaleinzug bei den Australian Open eigentlich sehr gut begonnen hatte, als "enttäuschend" ein.
Als in den Top drei gesetzter Spieler zweimal in Folge so früh bei Major-Turnieren zu scheitern, war zuletzt dem blutjungen Rafael Nadal 2005 passiert.
Knackpunkt für Zverev im zweiten Satz
Vor allem das frühe Aus bei den US Open versetzt Zverev einen empfindlichen Stich. Dort hatte er bei seinen vergangenen vier Auftritten schließlich immer mindestens das Viertelfinale erreicht. Und in New York war es auch, wo er seinem großen Traum, dem Grand-Slam-Titel, am nächsten war: 2020 fehlten ihm im Endspiel gegen Dominic Thiem bekanntlich nur zwei lumpige Punkte zum Sieg.
Bei seiner Drittrunden-Niederlage am Samstagabend in New York wiederholten sich beim Hamburger nun aber altbekannte Muster. In Satz eins überzeugte Zverev noch aus der Defensive, konterte den Kanadier von weit hinter der Grundlinie einige Male sehenswert aus - so auch beim vorentscheidenden Break. Doch während Auger-Aliassime im Verlauf des Matches an Aggressivität und Präzision zulegen konnte, hatte Zverev wenig zuzusetzen - und geriet ins Hintertreffen.
Und ja, im Tiebreak des zweiten Durchganges hatte der Deutsche bei 6:5 sogar einen Satzball zur 2:0-Führung, den Auger-Aliassime bei Aufschlag aber abwehrte.
So lag der eigentliche Knackpunkt wahrscheinlich gar nicht im vergebenen Satzball, sondern zwei Ballwechsel vorher, als sich der Deutsche bei 5:4 mit Mini-Break im Rücken und eigenem Service nicht gleich zwei Satzballchancen sichern konnte.
Zverev: "Kein Ballgefühl gehabt"
Letztlich ging der Tiebreak dann mit 9:7 an den Kanadier - und das Match kippte. Dass Auger-Aliassime beim entscheidenden Punkt die Netzkante half, war Pech für Zverev, passte aber ins Bild vom sich auf allen Ebenen verschiebenden Momentum. "Das hat das ganze Spiel verändert", meinte der Deutsche: "Den Satz muss ich aber vorher gewinnen."
Von da an lief der 28-Jährige nur noch hinterher. Zu Beginn des dritten Satzes verlor er gleich seinen Aufschlag. Und mit dem abermaligen Serviceverlust zum 3:4 in Satz vier, zu null übrigens, war der Drops gelutscht. In Auger-Aliassimes letzten acht Aufschlagspielen hatte der Hamburger keine Breakchance mehr. Aufbäumen? Fehlanzeige. Es war ihm nicht möglich.
/origin-imgresizer.eurosport.com/2025/08/31/image-d863fc7e-264d-4af4-b9f0-f7fe7f2fa6b6-85-2560-1440.jpeg)
Alexander Zverev flog in der dritten Runde der US Open raus
Fotocredit: Getty Images
Er habe "im gesamten Turnier kein Ballgefühl gehabt", klagte er später und stellte fest: "Ich habe zu passiv gespielt, weil ich nichts im Schläger hatte. Wirklich gar nichts." Auf seinen maladen Rücken und im Match auftretende Oberschenkelprobleme wollte es Zverev aber nicht schieben. "Das ist nicht der Grund. Nein, ich habe verloren, weil ich wirklich schlecht gespielt habe", konstatierte Deutschlands Nummer eins ehrlich.
Zverev mangelt es an Selbstvertrauen
Wo Zverev früher schon mal andere Gründe - gesundheitliche, wetter-, material- oder tageszeitbedingte Unpässlichkeiten - anführte, suchte er zuletzt die Ursachen auffällig oft bei sich selbst. Was ihn allerdings zunehmend ratlos macht.
So meinte Zverev sogar, er habe bei den US Open nun zwei Jahre in Folge schlecht gespielt, bezog das Vorjahr mit dem Aus im Viertelfinale gegen Taylor Fritz mit ein. "Ich habe meine Matches eher durch viel Arbeit als durch gutes Tennis gewonnen. Und sobald ich auf einen guten Spieler getroffen bin, habe ich sofort das Match verloren", meinte er.
In der Konsequenz gehe er mit schwindendem Selbstbewusstsein in die Top-Matches. Dabei sei Auger-Aliassime an sich jemand, gegen den er "gerne spiele, weil er vom Spielstil sehr gut zu mir passt". Er habe phasenweise versucht, aggressiver zu spielen, "aber der Ball fliegt dann irgendwohin". Das beträfe sowohl Vorhand als auch Rückhand. Oder drastischer ausgedrückt: "Wenn ich ihm nur ins T-Feld spiele, macht ihm das keine großen Sorgen."
Zverev muss sich ranhalten
Statt den Blick nach oben zu den Sternen zu richten, muss Zverev in den Rückspiegel gucken. Nach einem misslichen Sommer wackelt perspektivisch nun auch seine Weltranglistenposition drei. Taylor Fritz oder Novak Djokovic könnten bei einem Turniersieg schon in New York am Deutschen vorbeiziehen. Dann wäre Zverev hinter den ohnehin seit zwei Jahren über den Dingen schwebenden Jannik Sinner und Carlos Alcaraz nicht mehr "Best of the Rest".
Nach den US Open hat er bis Jahresende noch 1800 Weltranglistenpunkte zu verteidigen - auch kein Pappenstiel. Im Vorjahr gewann er das Masters in Paris, bei den ATP Finals kam er immerhin ins Halbfinale - Ergebnisse, die er erstmal bestätigen muss. Für 2025 hat Zverev das Ticket für Turin außerdem noch gar nicht gesichert, lag vor New York im Race aber als Dritter klar auf Kurs.
Kurzfristig geht es jetzt ohnehin erstmal drum, die Wehwehchen abzustellen. "Die Rückenschmerzen gehen nicht weg, bis ich jetzt eine Spritze bekomme. Die werde ich jetzt irgendwann bekommen", sagte er nachts noch in den Katakomben von Flushing Meadows. Wie er seine spielerischen Defizite ausmerzen will, wusste er da allerdings noch nicht. Zverev: "Ich muss mir etwas einfallen lassen." An der Netzkante allein lag's nämlich nicht. Das weiß auch er.
Das könnte Dich auch interessieren: Drei Tage nach Eklat: Ostapenko entschuldigt sich öffentlich
Ähnliche Themen
Werbung
Werbung
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/12/18/image-ec453673-a7e8-4c9b-a566-6689a5fb6276-68-310-310.jpeg)