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Wimbledon: Kein Selbstläufer für Novak Djokovic - Berrettini, Murray und Co. greifen nach dem Rasenthron

Tobias Laure

Update 10/06/2022 um 18:40 GMT+2 Uhr

Es ist kein Wunder, dass mit Rafael Nadal einmal mehr der beste Sandplatzspieler der Tennisgeschichte die French Open gewonnen hat. Nun heißt die Frage: Wer ist der Beste auf Rasen? Wenig überraschend steht bei Mischa Zverev und Bundestrainerin Barbara Rittner Titelverteidiger Novak Djokovic weit oben auf der Liste. Tommy Haas bringt indes noch ein hochinteressantes "Dark Horse" ins Gespräch.

Novak Djokovic in Wimbledon

Fotocredit: Imago

Vom ATP-Turnier in Stuttgart berichtet Tobias Laure
Ganze sechs Wochen lang ist die Rasensaison, eingepfercht zwischen den French Open und dem Beginn der Hartplatzserie im Juli. Wer diese besondere Phase prägen wird, ist offener denn je. Roger Federer arbeitet noch am Comeback, Alexander Zverev ist verletzt, Rafael Nadal angeschlagen.
Der Weltranglistenerste Novak Djokovic plant indes nach Angaben seines Coaches Goran Ivanisevic eine Pause bis Wimbledon. Dort wiederum fehlen Daniil Medvedev oder Andrey Rublev infolge des Ausschlusses aller Profis aus Russland und Belarus.
Geht es nach Tommy Haas, dann könnte die große Stunde von Nick Kyrgios schlagen. Dass sich der extrovertierte Australier jüngst im Interview mit dem "Sydney Morning Herald" zum besten Rasenprofi der Welt ernannte, findet Haas in erster Linie "witzig und unterhaltsam".

Haas: "Kyrgios bringt die Qualitäten mit"

Allerdings: Kyrgios müsse beachtet werden, in Wimbledon und bei allen anderen Rasenevents. "Nick bringt die Qualitäten mit, die es auf dem Belag braucht. Er hat einen Riesenaufschlag, mag die kurzen Ballwechsel. Nicht umsonst hat er die Wettbewerbe auf Sand mit den langen Rallys ausgelassen", erzählt Haas im Exklusiv-Interview mit Eurosport.de in Stuttgart. Der einstige Wimbledon-Halbfinalist ist dort als TV-Experte beim ATP-Rasenturnier im Einsatz, Kyrgios tritt im Einzel und Doppel an.
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Haas ist von der Spielweise des 27-Jährigen überzeugt. "Man kann Kyrgios für Wimbledon durchaus als Dark Horse sehen", sagt der 44-Jährige. Allerdings ist die beste Performance des Weltranglisten-78. an der berühmten Church Road eine ganze Weile her. 2014 zog Kyrgios ins Viertelfinale ein.

Djokovic: Kein Turnier, kein Problem?

Als Topfavorit in diesem Jahr gilt aber Djokovic. Der Serbe beherrscht das Spiel auf Rasen und jagt mit sechs Titeln in Wimbledon Pete Sampras, der siebenmal gewann, und Rekordsieger Federer, der bei acht steht. Einzig mit dem Plan, vor dem Rasenklassiker kein Turnier mehr spielen zu wollen, sorgte das Djokovic-Lager für Aufsehen.
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Novak Djokovic gewinnt 2021 in Wimbledon

Fotocredit: Getty Images

Im Fall eines Ausnahmespielers wie Djokovic sei dies aber kein Problem, betont Mischa Zverev im Eurosport-Podcast Das Gelbe vom Ball. "Novak braucht nicht noch einmal diese ein, zwei, drei Matches. Er hat in seiner Karriere so viele gespielt und wird sich ab der ersten Runde zurechtfinden." Er finde die Entscheidung der Nummer eins "gar nicht mal so überraschend, das ist halt die Vorbereitung von Novak". Aus seiner Sicht bleibe er damit "Topfavorit".

Berrettini und Murray - alles ist möglich

Einen weiteren interessanten Namen im Hinblick auf Rasen brachte Bundestrainerin Barbara Rittner bei Eurosport ins Gespräch: Matteo Berrettini. Der Italiener sei "nach einer dreimonatigen Verletzungspause beeindruckend zurückgekommen, ist total frisch und brennt", betont die 49-Jährige. Bereits im vergangenen Jahr bewies Berrettini mit seinem gewaltigen Aufschlag, was er auf Rasen zu leisten im Stande ist. In Wimbledon zog er ins Finale ein und unterlag erst dort gegen Djokovic. Wie Kyrgios ist Berrettini in Stuttgart frühzeitig in die Rasensaison eingestiegen.
Und sonst? Andy Murray ist einer, der sich mit zwei Titeln und insgesamt acht Turniersiegen auf Rasen außerordentliche Meriten erworben hat. Die lange Leidensgeschichte, die erst mit dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks besser wurde, machte dem Schotten in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen.
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Schwacher Start, starkes Finish - Highlights zum Murray-Sieg

Haas hält Murray dennoch für stark genug, um in London für Furore zu sorgen. "Andy ist auf Rasen zu allem in der Lage, wenngleich er natürlich weiß, dass es ob seiner Gesundheit wohl nicht mehr so viele Möglichkeiten gibt", sagt der ehemalige Weltranglistenzweite aus Hamburg.

Haas: "Rasenspieler ist ausgestorben"

Ein großes Fragezeichen steht derweil hinter dem Namen Nadal. Bei den Australian Open und in Roland-Garros räumte der Spanier ab, ob er in Wimbledon antritt, ist offen. "Ich bin in Wimbledon, wenn mein Körper es zulässt. Das ist kein Turnier, das ich verpassen möchte", ließ der 36-Jährige in Paris wissen, schränkte aber ein, dass er nur aufschlage, wenn es ohne Injektionen gehe.
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Zverev baff wegen Nadals gespritztem Fuß: "Das ist unfassbar!"

Ob mit oder ohne Nadal, die Frage nach den Favoriten auf Rasen ist ohnehin extrem schwer zu beantworten. Das liegt an den Veränderungen, den dieser Belag und die Bälle über Jahre durchlaufen haben. "Das Spiel ist nicht mehr so schnell. Wimbledon wollte offenbar weg vom Serve-and-Volley-Spiel und den kurzen Ballwechseln", betont Haas.

Murray votiert für mehr Tempo

"Meiner Meinung könnte das Spiel wieder schneller werden. Die Matches in Wimbledon fühlen sich nicht mehr wie klassisches Rasentennis an. Vor allem in der ersten Woche, gegen Ende der zweiten geht es dann besser", findet Murray.
Fakt ist, dass die Unterschiede zwischen Hartplatz, Sand und Rasen nicht mehr so gravierend sind wie zu früheren Zeiten. Die Folge: "Der klassische Rasenspieler ist ausgestorben", so Haas. "Und das ist schade."
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