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Wimbledon - Ex-Coach erklärt das Phänomen Nick Kyrgios: "Glaube nicht, dass er trainierbar ist"

Tom Müller

Update 09/07/2022 um 14:12 GMT+2 Uhr

Nick Kyrgios trifft am Sonntag im Finale von Wimbledon auf Novak Djokovic. Für den Australier war es bis zu diesem Punkt in seiner Karriere ein langer Weg. Sein ehemaliger Coach Joshua Eagle spricht im exklusiven Interview mit Eurosport über das Phänomen Kyrgios, das nicht nur die Tennis-Fans in Australien spaltet, und erklärt, warum der 27-Jährige tatsächlich untrainierbar ist.

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Am vergangenen Donnerstag kursierte ein Video vom Trainingsgelände in Wimbledon in den sozialen Medien. Zu sehen darauf: Rafael Nadal und Nick Kyrgios.
Die beiden bereiteten sich nur zwei Plätze voneinander entfernt auf den mit Spannung erwarteten Halbfinal-Showdown, zu dem es aufgrund einer Bauchmuskelverletzung von Nadal nie kam, vor – und waren doch irgendwie Welten auseinander.
Während Nadal energisch mit seinen Coaches an seinem Spiel feilte, schlug sich Kyrgios mit seiner Freundin Costeen Hatzi lustlos ein paar Bälle hin und her. Ein Tweener hier, ein Späßchen da.
Links der hart arbeitende Held, mit dem sich Millionen Tennis-Fans auf der ganzen Welt identifizieren, rechts das komplette Gegenteil. Ein Antiheld, der auf der Tour polarisiert wie kein Zweiter.

Ex-Coach Eagle über Kyrgios: "Du weißt nie, was du bekommst"

"Jeder Tag mit Nick ist anders", sagt einer, der ihn aus gemeinsamen Tagen bestens kennt: "Du weißt nie, was du bekommst. Da ist die pure Brillanz, und dann wieder die komplette Enttäuschung an anderen Tagen."
Joshua Eagle trainierte Kyrgios zwischen 2014 und 2015, als dieser noch nicht lange auf der Tour war. Dass der Australier knapp sieben Jahre später in Wimbledon sein erstes Grand-Slam-Finale erreicht hat, überrascht den Ex-Profi und Mann von Barbara Schett nicht wirklich: "Ich habe sein Talent gesehen, ich weiß, wozu er fähig ist", so Eagle im exklusiven Interview mit Eurosport.
Nur abrufen konnte es Kyrgios in der Vergangenheit einfach zu selten. Immer wieder machte der 27-Jährige mit Eskapaden und Skandalen auf und neben dem Platz auf sich aufmerksam. Hinzu kamen psychische Probleme, Depressionen, die er zu Beginn des Jahres offenbarte.
Über zweitere spricht er mittlerweile ganz offen, die Eskapaden gingen dagegen auch in Wimbledon weiter. Bereits zwei Geldstrafen wegen einer Spuck-Attacke gegen einen Fan und flegelhaften Verhaltens im Skandal-Match gegen Stefanos Tsitsipas musste er zahlen.
"Ich denke, er hätte schon drei, vier, fünf Grand Slams gewinnen können. So talentiert ist er. Wenn er die Eskapaden ein bisschen abstellen könnte und sich mehr darauf fokussiert, was er gut macht – nämlich Tennis spielen – kann er diese Titel gewinnen", meint Eagle.

Kyrgios spaltet australische Tennis-Fans

Die Person Kyrgios spaltet die Tennis-Welt. "Entweder die Leute lieben oder hassen seine Eskapaden. Tennis-Puristen mögen es wahrscheinlich nicht, dafür wird er von der jüngeren Generation gefeiert", sagt Eagle, der als Coach auch mit Lleyton Hewitt zusammenarbeitete: "Für mich ist es manchmal auch eine Spur drüber und ich würde mir wünschen, dass er einfach weiterspielt."
Auch in seiner Heimat hat sich Kyrgios mit dieser Art nicht nur Freunde gemacht, erklärt der 49-Jährige: "Er ist ein polarisierender Charakter in Australien. Die Hälfte des Landes feuert ihn an, die andere Hälfte schaltet den Fernseher aus."
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Dass der 27-Jährige das Finale von Wimbledon erreicht hat, sei jedoch auch in Down Under "eine große Geschichte. Und wenn er sich auf sich fokussiert und gewinnt, dann werden die Fans vielleicht anfangen, ihn ein bisschen mehr zu mögen."
Die Waffen, den sechsmaligen Wimbledon-Champion Novak Djokovic am Sonntag zu schlagen, hat Kyrgios. "Er ist fitter, bewegt sich besser, trifft den Ball sehr gut", so Eagle. Zudem könne sich der 27-Jährige auf den "besten Aufschlag auf der Tour" verlassen.

Eagle: "Er hat mir nicht zugehört – und er würde auch sonst niemandem zuhören"

Sein größter Gegner wird jedoch einmal mehr Kyrgios selbst sein. Dass ein Coach dem oft launischen und emotionalen Australier, der bereits seit Jahren ohne Trainer auf der Tour unterwegs ist, in solch einer Druckphase helfen könnte, denkt Eagle derweil nicht.
"Ich glaube nicht, dass er trainierbar ist. Er ist zu sehr davon überzeugt, die Dinge auf seine Weise zu tun. Er würde niemandem zuhören. Er hat mir nicht zugehört – und er würde auch sonst niemandem zuhören“, so der Ex-Profi.
Das glaubt übrigens auch Kyrgios, der jüngst auf einer Pressekonferenz zum Besten hab, dass er diese Aufgabe "niemandem zumuten" wolle.
Nicht mehr zumindest. Sein Ex-Coach wird ihm auf jeden Fall die Daumen drücken: "Er wollte immer auf den großen Courts spielen - und da gehört er meiner Meinung auch hin."
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