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Das Gelbe vom Ball - Boris Becker schlägt Alarm! "Wo ist der deutsche Carlos Alcaraz?"

Tobias Laure

Update 21/07/2023 um 10:34 GMT+2 Uhr

Tennis-Deutschland hat ein Problem. Ganze acht Profis, fünf bei den Männern und drei bei den Frauen, stehen aktuell in den Top 100 der Weltrangliste. "Es sind ernüchternde Fakten. Das ist die Realität. Wir haben nicht den Nachwuchs, den wir uns wünschen", sagt Boris Becker im Eurosport-Podcast Das Gelbe vom Ball. Hinzu kommt, dass Alexander Zverev der einzig verbliebene Top-20-Profi ist.

Becker in Sorge um deutsches Tennis: "Was ist falsch gelaufen?"

USA 24, Frankreich 16, Deutschland 8 - die Zahl der Top-100-Profis der drei Tennis-Nationen mag nicht das einzig wichtige Kriterium sein, zeigt aber dennoch, dass sich das deutsche Tennis auf Talfahrt befindet.
Auffallend ist zudem, dass Daniel Altmaier mit 24 und Alexander Zverev mit 26 Jahren schon die jüngsten aus diesem Kreise sind. Frankreich stellt derzeit fünf Top-100-Profis, die 22 Jahre oder jünger sind, die USA sogar sieben.
"Wo ist der deutsche Carlos Alcaraz, wo sehen wir Nachwuchsspieler, die in der Weltspitze mitspielen können? Ich sehe sie nicht", schlägt Tennis-Legende Boris Becker im Eurosport-Podcast Das Gelbe vom Ball Alarm und bezieht sich damit auf den frischgebackenen Wimbledon-Champion, der in der Tennis-Hochburg Spanien mit aller Macht in die Fußstapfen von Rafael Nadal tritt.
Beim Deutschen Tennis Bund (DTB), dem nach eigenen Angaben mitgliederstärksten der Welt, gelte es nun, die richtigen Fragen zu stellen.

Jetzt anhören: Neue Podcast-Folge mit Boris Becker

"Was ist mit dem deutschen Tennis passiert in den vergangenen fünf Jahren bei den Damen und Herren? Was ist falsch gelaufen? Wer sind die Verantwortlichen? Was sind die Strukturen, was sind die Pläne? Was muss man tun, um wieder Weltspitze zu sein, um wieder Nachwuchsspielerinnen und Nachwuchsspieler zu haben, die wirklich ganz oben mitspielen können?", so Becker.

Becker: "Ein gesellschaftliches, ein kulturelles Problem"

Die Antworten liegen nicht auf der Hand, sonst wäre das Problem schnell behoben. Auch Becker kann die Gründe nicht benennen, verweist aber auf das Offensichtliche: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz - und ich sehe die Nachwuchsspieler nicht, die zweite, dritte Runde spielen, die im Hauptfeld sind. Bei den Damen sehe ich sie nicht und auch nicht bei den Herren, abgesehen von ein, zwei Ausnahmen."
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Becker tief bewegt von Djokovic: "Sagenhaft!"

Eine, die zu diesen Ausnahmen gehört, ist die 23-jährige Jule Niemeier, die in der Saison 2022 sowohl in Wimbledon (Viertelfinale) als auch bei den US Open (Achtelfinale) in die zweite Turnierwoche kam. In diesem Jahr aber muss die Dortmunderin sportlich kleinere Brötchen backen, aus den Top 100 des WTA-Rankings ist sie inzwischen herausgefallen.
Becker sieht die Schwächephase im deutschen Tennis indes im größeren Kontext. "Es ist ein gesellschaftliches, ein kulturelles Problem", glaubt der Leimener und zieht einen Vergleich zum Fußball. Auch dort hat Deutschland mit dem DFB den mitgliederstärksten Verband der Welt - und dennoch Schwierigkeiten. "Da sind wir auch nicht mehr da, wo wir waren", so Becker.

Becker sieht Spanien, Tschechien und USA im Vorteil

"Unsere 15-, 16-Jährigen haben heute andere Gedanken als die, Tennisspieler oder Fußballer zu werden", führt der sechsmalige Grand-Slam-Turniersieger aus.
Das führt unter anderem dazu, dass in den Siegerlisten der Junioren-Wettbewerbe der vier Majors seit vielen Jahren keine deutschen Talente mehr auftauchen. Zverev gewann 2014 die Australian Open, zwei Jahre zuvor war Annika Beck bei den French Open erfolgreich.
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Becker sieht Zverev-Umgang mit Aus kritisch: "Zu dünn"

In Spanien, Tschechien oder den USA, gibt Becker zu bedenken, sei die Lage hingegen eine ganz andere. Die Zahlen belegen Beckers Einschätzung. So holten die drei Nationen seit 2021 zehn (!) Titel bei den Junioren-Grand-Slams (USA 5, Tschechien 2, Spanien 3).
Die Gesamtsituation bringe ihn zum Schluss, dass es im "deutschen Sport nicht mehr so rund läuft wie noch vor fünf oder zehn Jahren". Dennoch gebe es auch Positives. "Wir können froh sein, einen Zverev, Struff, Hanfmann und Altmaier zu haben", hebt Becker das Quartett hervor, das geschlossen und den Top 70 steht und zumindest die Hoffnung auf Erfolge nährt.
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Becker exklusiv zum Alcaraz-Coup: Darum ist es eine Wachablösung

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