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Das Gelbe vom Ball - Boris Becker exklusiv zur kuriosen Situation von Novak Djokovic: "Das ist das Schizophrene"

Tobias Laure

Update 20/07/2023 um 12:36 GMT+2 Uhr

Novak Djokovic weiß seit ein paar Tagen, dass es mit dem Kalender-Slam wieder nichts wird. Im Wimbledonfinale kassierte der Serbe eine der bittersten Niederlagen seiner Karriere. "Er hat so viele Sympathiepunkte und Respekt bekommen wie bei all seinen Siegen nicht. Das ist das Schizophrene", sagt Boris Becker im Eurosport-Podcast Das Gelbe vom Ball. Die Ära Djokovic sei aber noch nicht vorbei.

Becker tief bewegt von Djokovic: "Sagenhaft!"

Es war beeindruckend, wie fair und empathisch Novak Djokovic auf der Siegerehrung seinen 16 Jahre jüngeren Bezwinger Carlos Alcaraz lobte.
"Welche Qualität am Ende, als du ausservieren musstest. Du hast großartig aufgeschlagen und verdienst es einfach - unglaublich", sagte der Superstar in Richtung des frischgebackenen Wimbledon-Champions.
"Wie Novak als Mensch, als Vater, als Ehemann rüberkam, war sagenhaft. Und das in einem Moment, in dem er seine vielleicht schmerzhafteste Niederlage erlitten hat", staunt Boris Becker, der den Ausnahmespieler aus Belgrad von 2013 bis 2016 coachte. "Das zeigt Größe."
Das "Schizophrene" daran sei, dass "so ein großer Champion eine Schwäche zeigen" müsse, um dieses Maß an Anerkennung zu bekommen. Er selbst sei bewegt gewesen, als Djokovic auf dem Centre Court von seinen Emotionen übermannt wurde. "Wann hat man mal Novak auf dem Platz weinen sehen? Ich noch nie, und ich habe fast jedes Match von ihm gesehen."

Jetzt anhören: Die neue Podcast-Folge mit Boris Becker

Der Sieg von Alcaraz habe zwar "erdrutschartige Auswirkungen" im Tennis, von einem Ende der Ära Djokovic könne aber keine Rede sein.
"Daran glaube ich nicht und ich hoffe es nicht, denn das war ein Paradebeispiel, wie ein Match laufen muss. Wir haben Millionen neuer Fans hinzugewonnen und es wäre wünschenswert, wenn Novak und Carlos so etwas bei den US Open oder den Australian Open wiederholen könnten."
Djokovic sehe er trotz seines Alters von 36 Jahren weiterhin in der Lage, auf höchstem Niveau mitzuspielen. Entscheidend sei etwas anderes: die Motivation.

Becker über Djokovic: "Motivation die große Frage"

"Was treibt ihn jetzt an? Der 24. Grand-Slam-Titel, mit dem er den Rekord von Margaret Court einstellen würde? Ja! Die Jagd nach der Nummer eins im Ranking? Eher nicht. Das hat er 389 Wochen lang gehabt und er hält die Bestmarke. Aus meiner Sicht ist die Motivation nun die große Frage", so Becker.
In dieser Hinsicht komme es nicht nur auf Djokovic selbst an, "auch das Umfeld, die Ehefrau und der Trainer sind gefordert", erläutert Becker. "Novak muss sich über den Juli in den August retten. Es geht um die Lust am Training, an der Arbeit und auf die US Open. Wenn er die hat, dann wird absolut wettbewerbsfähig sein. Dann kann er einem Alcaraz und jedem anderen Paroli bieten."
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Becker sieht Zverev-Umgang mit Aus kritisch: "Zu dünn"

Die Zeitspanne, in der der Rekord-Grand-Slam-Champion dies noch könne, sei überschaubar. "Das führt unweigerlich zur nächsten Frage: Was macht das mit Alcaraz, denn der wird jetzt vom Jäger zum Gejagten. Das ist eine ganz andere Rolle und Schwierigkeit. Plötzlich erwartet man von ihm Spitzenleistungen. Er ist für mich Favorit bei den US Open, nicht mehr Djokovic", befindet Becker.
Es werde hochinteressant zu beobachten sein, wie der 20-Jährige damit klarkomme. "Jetzt werden Siege erwartet von Alcaraz, vorher hat man es sich gewünscht." Nun aber sei die "Wachablösung" vollzogen.

Becker: "In zehn Jahren werden wir darüber sprechen"

Der Fünfsatz-Krimi im Finale von Wimbledon werde "in die Geschichte eingehen und wir werden in zehn Jahren darüber sprechen als dem Tag, an dem Carlos Alcaraz erwachsen geworden ist", unterstreicht Becker.
Doch auf für Djokovic haben sich die Vorzeichen geändert. Er weiß nun, dass er selbst in absoluter Bestform auf einen Kontrahenten treffen kann, der die Klasse hat, ihn zu schlagen. Nicht umsonst hatte der Routinier zugegeben, "noch nie zuvor" einem Spieler wie Alcaraz gegenübergestanden zu haben.
Der Tennissport darf auf extrem spannende Duelle der beiden Stars bei den kommenden Grand-Slam-Wettbewerben hoffen - und die werden von höchstem Respekt geprägt sein. Djokovic sei "ein unglaublicher Sportler", der anerkenne, "wenn er auf einen Gegner trifft, der vielleicht sein Nachfolger werden wird in zehn oder 15 Jahren. Das kam sehr schön zum Ausdruck", betont Becker.
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Becker exklusiv zum Alcaraz-Coup: Darum ist es eine Wachablösung

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