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Der FC Bayern rückt nach der Nullnummer bei Bayer Leverkusen demonstrativ zusammen

Andreas Morbach

Update 07/02/2016 um 10:34 GMT+1 Uhr

Von der kolportierten Unruhe im Team wollten die Bayern nichts wissen. Im Gegenteil: Alles super, sagte Thomas Müller nach dem 0:0 in Leverkusen. Wirklich? Die hochgelobte Offensive hat in den letzten sechs Spielen "nur" acht Tore erzielt - und damit weniger als Werder oder der VfB. Dafür war von befürchteten Defensivproblemen nichts zu sehen - Aushilfs-Innenverteidiger Joshua Kimmich sei dank.

Die Bayern-Offensive blieb zum zweiten Mal in dieser Saison ohne Tor

Fotocredit: Imago

Aus Leverkusen berichtet Andreas Morbach
Pep Guardiola hat zuletzt den mangelnden Respekt der Medien gegenüber Fußballlehrern beklagt – da traf es sich gut, dass Münchens Cheftrainer auf seiner Abschiedstour durch Deutschland nun in Leverkusen haltmachte. Mit Roger Schmidt wirkt dort seit eineinhalb Jahren ein Kollege, der Guardiola ebenso schätzt wie der Katalane den Sauerländer.
Das war auch nach dem taktisch hochwertigen, aber torlosen Duell zwischen Bayer und Bayern nicht zu übersehen: Wie zwei alte Freunde drückten sich die beiden Männer die Hände, klopften sich wohlwollend auf den Rücken. Viel Zeit für eine Unterhaltung blieb nicht. "Wir haben uns alles Gute gewünscht“, berichtete Schmidt nur.

Lob für Abwehr-Youngster

Viel Gutes erkannten beide Übungsleiter auch in ihren Mannschaften – allen voran bei den jeweils Jüngsten im Abwehrverbund. Der Werkself-Coach konnte sich dabei der Nachfragen nach seinem 19-jährigen Innenverteidiger Jonathan Tah kaum erwehren: Dem auf konstant hohem Niveau spielenden "Riesentalent“ (Schmidt), das Joachim Löws Assistent Thomas Schneider – der Bundestrainer hatte es nicht mehr ganz in die BayArena geschafft – vor Ort beobachtete.
Guardiola dagegen lobte seinen 20 Jahre jungen Aushilfsverteidiger Joshua Kimmich über den grünen Klee, ohne auf den gelernten Mittelfeldspieler angesprochen worden zu sein.
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Pep Guardiola lobt Joshua Kimmich in den höchsten Tönen

Fotocredit: SID

Bei den Münchnern wird gerade mal wieder das einsatzfähige Personal knapp – wie schon beim letzten Besuch in Leverkusen im Mai 2015, als es ein 0:2 setzte. Wenige Tage später läuteten die Bayern mit dem 0:3 in Barcelona ihr Halbfinal-Aus in der Champions-League ein. Ein Jahr zuvor hieß die Endstation Real Madrid, ein drittes Mal will Guardiola Finale und Titel in der "Königsklasse" mit den Bayern nicht verpassen. Im Sommer wechselt der 45-Jährige zu Manchester City, es ist also seine letzte Chance auf Europas Fußballkrone mit dem FCB.

Ruhe vor dem Sturm

Alle Beteiligten wissen das, und alle Beteiligten handeln entsprechend. Thomas Müller etwa, erst nach einer Stunde für Arjen Robben eingewechselt, empörte sich nicht über die ungewohnte Reservistenrolle - lieber setzte er sein Lausbubengrinsen auf. "Mein Anspruch ist es, zu spielen, aber deswegen müssen wir kein Fass aufmachen“, meinte der Nationalstürmer milde. "Ich verstehe, dass sich Rest-Deutschland wünscht, dass der Abstand zwischen eins und zwei etwas geringer ist. Aber bei uns ist die Stimmung super."
Guardiola selbst räumte freimütig ein, seine Mannschaft habe erst mit den Umstellungen in der zweiten Halbzeit – Thiago für Arturo Vidal, Douglas Costa auf der linken Außenbahn statt im Zentrum – richtig in die Partie gefunden.
Die hätte der Tabellenführer auch gewinnen können – tatkräftig unterstützt vom Bank-Chef. In den letzten Minuten kannte Guardialos rechter Arm nur noch eine Himmelsrichtung: Von Nord nach Süd wies er immer wieder mit energischer Geste – dorthin, wo das Tor der Leverkusener stand.
Dass die Gäste aus dem Freistaat das Finish im Liga-Gipfel nach der umstrittenen Gelb-Roten Karte gegen Xabi Alonso (84.) in Unterzahl bestritten, war dem Trainer einerlei. Er wollte den Lohn für die starke letzte halbe Stunde seines Teams. Doch daraus wurde nach jeweils zwei vergebenen Chancen von Müller und Robert Lewandowski nichts. Und so blieb die hochgelobte Bayern-Offensive nach dem 0:0 in Frankfurt zum zweiten Mal in dieser Spielzeit ohne Tor.

Demonstrativ gelassen

"Wir hätten einen Big Point landen können. Das haben wir nicht gemacht“, erklärte Holger Badstuber, einer der drei Innenverteidiger betrübt. Die Laune wollten sich die Münchner so kurz vor Beginn der K.o.-Phase in der Champions League durch das Remis aber nicht verderben lassen. Stattdessen rückten sie demonstrativ zusammen.
So nahm Sportvorstand Matthias Sammer zur jüngsten Aussage des Trainers Stellung, er werde sich in den nächsten Monaten um beides – die Gegenwart des FC Bayern und die Zukunft von ManCity – kümmern. Er sei wie eine Frau, Multitasking daher kein Problem für ihn, hatte Guardiola erwähnt. Als "ganz normal und ehrlich“ bezeichnete Sammer die Aussagen des Spaniers nun.
"Natürlich wird da etwas konstruiert. Dadurch, dass der Trainer wechselt, ist etwas Unruhe da. Und es wird versucht, den FC Bayern noch etwas zu ärgern", sagte Müller.
Da wollte auch Philipp Lahm nicht zurückstecken und lobte den nimmermüden Einsatz des Trainers. "Er will den maximalen Erfolg, denkt 24 Stunden am Tag an den FC Bayern – und dazu noch an den Gegner", betonte der Kapitän – den wegen der angedachten Parallel-Planung in München und Manchester allerdings Zweifel beschleichen. "Ich weiß nicht, ob das mit zwei Mannschaften geht“, sagte Lahm. Und überhaupt: "Keine Ahnung, wie er das mit seiner Familie zu Hause regelt.“
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