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Der Jupp-Heynckes-Effekt beim FC Bayern: Spieler wie Coman und Martínez hat er schon besser gemacht

Florian Bogner

Update 02/11/2017 um 11:39 GMT+1 Uhr

Tabellenführer der Bundesliga, Achtelfinalist der Champions League und im DFB-Pokal: Der FC Bayern München findet mit Jupp Heynckes zurück in alte Erfolgsmuster. Der 72-Jährige schaffte es in wenigen Wochen, Spieler wie Kingsley Coman individuell zu fördern und fordern. Das macht sich bemerkbar.

FC Bayern München nach dem Sieg bei Celtic Glasgow

Fotocredit: Getty Images

Noch unter dem Eindruck des Champions-League-Sieges beim FC Celtic in Glasgow (2:1) radelten sich die Stars des FC Bayern München am Mittwochmittag in Glasgow die Müdigkeit aus den Beinen.
Nachmittags ging's per Sonderflug zurück nach München, am Donnerstag stand schon die einige "echte" Trainingseinheit vor dem Bundesliga-Topduell bei Borussia Dortmund (Sa., 18:30 Uhr im ) auf dem Programm.
So glücklich und zufrieden alle Bayern mit dem Achtelfinal-Einzug der Champions League waren, so schnell müssen sie den Schalter wieder umlegen. "Wir haben noch ein schweres Spiel, Jungs", ermahnte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge die Spieler schon auf dem Mitternachtsbankett in Glasgow:
Wir haben sechs Siege in Folge erleben können, das ist sehr wichtig. Trotzdem müssen wir weitermachen.

Robert Lewandowski fit für Dortmund

Mats Hummels, Jérôme Boateng und Kingsley Coman kehrten leicht angeschlagen aus Glasgow zurück, bei ihnen muss man abwarten, wie sie auf die Trainingsreize am Donnerstag und Freitag reagieren. Robert Lewandowski ist in Dortmund wieder fest eingeplant.
"Er hat relativ gut trainiert und keine Beschwerden. So wie es aussieht, kann er gegen Dortmund von Anfang an spielen", sagte Jupp Heynckes.
Der Pole hatte sich bekanntlich die Champions-League-Reise zum FC Celtic (2:1) gespart, ging dafür in München mit Physiotherapeuten seine muskulären Probleme im Oberschenkel an. Offenbar erfolgreich.

Heynckes-Aura überträgt sich

Erfolgreich war auch der Ausflug der Bayern - dank Javi Martínez' Kopfballtreffer zum 2:1. Der Spanier Martínez steht zurzeit sinnbildlich für den Jupp-Effekt. Die positive Aura, die der 72-Jährige seit seinem Amtsantritt vor dreieinhalb Wochen ausstrahlt, hat sich auf die Mannschaft übertragen. Die Spieler folgen ihrem Jupp.
"Seit Jupp da ist, haben wir fast alles zu Null gespielt und den maximalen Erfolg", sagte Arjen Robben fast ungläubig.
Stand Pep Guardiola vor allem für Offensivfußball und Carlo Ancelotti für nichts Spezielles, liegt das Hauptaugenmerk bei Heynckes wieder auf der Defensive.

Zurück zum Defensivdenken

"Es wird schon darauf geachtet, dass wir als komplette Mannschaft, als kompletter Verbund zusammen verteidigen. Das sieht man an den Resultaten. Wenn das so ist und wir häufig zu Null spielen, dann haben wir vorne ein paar Spieler, die wissen, wo das Tor steht", erklärt Joshua Kimmich.
"Bei uns arbeiten alle nach hinten mit, wir agieren defensiv als Einheit", sagte auch Sebastian Rudy nach dem Leipzig-Heimspiel. "Dann ist es schwer für den Gegner, zu Torchancen zu kommen." Auf die Nachfrage, ob das denn vorher nicht auch schon so gewesen sei, antwortete er vielsagend:
Nicht immer.

Erklären und anmahnen

Heynckes sind vor allem die Grundlagen wichtig. Wo Carlo Ancelotti oft nur stiller Beobachter war, schreitet der 72-Jährige im Training ein, wenn ihm eine Ballan- oder -mitnahme eines seiner Spieler nicht gefällt.
Peter Hermann ist dabei Heynckes' verlängerter Arm; der Assistent erklärt alle Trainingsformen ruhig und deutlich, die Spieler sollen dann sauber ausführen. Wer schludert, wird korrigiert. Herrmann Gerland hat ein ebenso gutes Auge für die Details. Robben:
Der Trainer spricht die Sachen an und ist da ganz klar. Die Spieler wissen, wie er arbeitet und was er von uns individuell verlangt. Wir müssen das auf dem Platz umsetzen. Er gibt uns die Richtung vor, wir müssen das machen.

Heynckes fordert Disziplin

Auch in Sachen Disziplin herrscht bei Bayern wieder ein anderer Wind. Wer nicht pünktlich um 10 Uhr in der Kabine ist, wird zur Kasse gebeten. Daran halten sich die Spieler.
Als Vorbild gilt für alle die Triple-Saison 2012/13. "Dahin müssen wir wieder kommen: Dieser Zusammenhalt, diese Bereitschaft, dass jeder dem anderen hilft, müssen wir wieder erreichen", sagte Heynckes kürzlich.
Wenn er weiter so anzieht und Bayern weiter an Form gewinnt, ist ein Anknüpfen an die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte durchaus möglich. Einige Spieler hat Heynckes in wenigen Wochen bereits augenscheinlich besser gemacht.

Sven Ulreich: Sicher durch Jupp

Unter Ancelotti noch fehlerbehaftet, seit Heynckes fehlerlos. Kassierte in Glasgow zwar das erste Tor aus dem Spiel heraus unter dem neuen Trainer, hielt aber auch zweimal stark und bereitete das 1:0 mit einem langen Ball auf Kingsley Coman vor.
Es spiele "schon auch eine Rolle, dass der Trainer mit einem spricht und Vertrauen in einen setzt", sagte Ulreich und machte damit indirekt Ancelottis Desinteresse am Torwartspiel deutlich.
"Es freut mich, dass er mir da so hilft. Er hat einiges bewegt, mit seiner Art und seiner Erfahrung neue Impulse gesetzt", so der Neuer-Ersatz.

Jérôme Boateng: Formanstieg dank Lieblingstrainer

Saß bei Ancelottis letztem Match in Paris (0:3) nur auf der Tribüne, findet nun aber im Abwehrzentrum langsam aber sicher zu alter Form zurück, wenngleich ihm drei Spiele in sechs Tagen nach vielen Verletzungen doch noch strapazieren.
Heynckes ist seit dem Triple Boatengs erklärter Lieblingstrainer, ein Förderer mit väterlichem Touch für den sensiblen Hochtalentierten. Boateng hat nicht vergessen, dass ihm der Durchbruch zum Weltklasse-Innenverteidiger unter Heynckes gelang.
Durch die Versetzung von Javi Martínez ins Mittelfeld half der Coach Boateng nun wieder entscheidend, weil er so Druck aus der Konkurrenzsituation in der Innenverteidigung nahm. Boateng konnte Rhythmus aufnehmen und ist auf dem Weg zu alter Stärke.
Allerdings brachte Boateng aus Glasgow eine Oberschenkelverhärtung mit und ist damit ein Kandidat für eine Pause am Samstag in Dortmund.

David Alaba: Zwei Assists unter Heynckes

Meldete sich nach seiner jüngsten Verletzung mit einigen furchtbaren Auftritten zurück, hat sich unter Heynckes nun aber enorm stabilisiert.
Mit Kingsley Coman oder James Rodríguez vor sich kurbelt der Linksverteidiger das Bayern-Spiel nun noch energischer über seine Seite an, muss mit Martínez als Absicherung im Mittelfeld aber auch nicht mehr ganz so ängstlich in den Rückspiegel blicken wie zuvor.
Der Lohn: zwei Torvorlagen in den Spielen unter Heynckes, die ersten diese Saison.

Javi Martínez: Glänzend auf der Sechs

Wie eingangs erwähnt: bei keinem ist der Jupp-Effekt so offensichtlich wie bei Martínez.
Spielte der Spanier 2012/13 noch mit Bastian Schweinsteiger an seiner Seite als defensiverer Part einer Doppel-Sechs, stellt ihn Heynckes nun meist alleine vor die Abwehr - mit durchschlagendem Erfolg.
"Javi hat vorher sehr oft Innenverteidiger gespielt - ich habe da eine etwas andere Meinung", sagte Heynckes. Und siehe da:
Seitdem er im defensiven Mittelfeld agiert, haben wir an Stabilität gewonnen, an Klasse in der Defensivarbeit. Zudem ist er natürlich auch bei Standards ein torgefährlicher Spieler.
Gegen Celtic gelang Martínez nun sogar sein erstes Champions-League-Tor.

Kingsley Coman: Keiner scort mehr

Machte in Glasgow mit seinem 1:0 die Tür zum Achtelfinale schon mal einen Spalt breit auf.
Unter Ancelotti (auch verletzungsbedingt) völlig abgetaucht, war in den sechs Spielen unter Heynckes keiner an so vielen Toren beteiligt wie der junge Franzose (2 Tore, 2 Vorlagen), der in Sachen Einsatzzeiten freilich auch von der Verletzung seines Landsmannes Franck Ribéry profitiert.
Mit Heynckes ist bei Coman offenbar der Glaube an die eigenen Fähigkeiten zurückgekehrt, die Körpersprache eine ganz andere.
Coman läuft sich zwar immer noch relativ häufig fest und hat meist die höchste Ballverlustrate bei den Bayern. Der 20-Jährige probiert es aber einfach immer weiter - bis es klappt.
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