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Thomas Tuchel erbt Probleme von Julian Nagelsmann: Der Kader des FC Bayern München wird überbewertet

Thomas Gaber

Update 07/04/2023 um 11:48 GMT+2 Uhr

Die Bosse des FC Bayern München rühmen sich gerne damit, "einen der besten Kader Europas" zusammengestellt zu haben. Doch angesichts der extremen Leistungsschwankungen in dieser Saison, gepaart mit fehlender Gier und mangelnder Kreativität, muss diese Einschätzung stark bezweifelt werden. Die Pokal-Pleite gegen Freiburg hat gezeigt: Thomas Tuchel erbt die Probleme von Vorgänger Julian Nagelsmann.

"Brauche eine Nacht": Tuchel will keine Systemfrage stellen

Jose Mourinho blickte etwas neidisch nach München. Am Tag nach dem 2:0-Sieg des FC Bayern in der Champions League gegen Paris Saint-Germain antwortete der Trainer der AS Roma auf eine Journalistenfrage nach der Stärke seines Kaders: "Schauen Sie sich mal den von Bayern an. Da saßen gestern gegen PSG Gnabry, Mané und Sané auf der Bank. Ich wünschte, ich hätte nur einen von ihnen ..."
Paradxoderweise fallen vor allem diese drei Spielernamen, wenn die Gründe für die extremen Leistungsschwankungen des FC Bayern in dieser Saison eruiert werden. Und das nicht zu Unrecht. Sadio Mané stolpert auch nach einem Dreivierteljahr in München größtenteils noch vor sich hin.
Leroy Sané zeigt zwar hier und da brillante Ansätze, ist aber nach wie vor weit davon entfernt, den Bayern eine spielentscheidende Komponente zu liefern. Und bei Gnabry hat man den Eindruck, dass er sich nicht einmal die Mühe macht, seine Kritiker zu widerlegen.
Bayern-CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic begründeten den Rauswurf von Julian Nagelsmann mit immer wiederkehrenden Rückschlägen. "Wir haben einen der besten Kader in Europa. Und trotzdem ist die Leistungskontinuität der Mannschaft nicht wirklich besser geworden", sagte Kahn.

Joshua Kimmich moniert erneut mangelhafte Einstellung

Mit ihrer Kader-Einschätzung machen sich die Bosse jedoch etwas vor. Nach der DFB-Pokal-Pleite gegen den SC Freiburg (1:2) kritisierte Joshua Kimmich, Führungsspieler und Wortführer bei Bayern, zum wiederholten Mal die Einstellung der Mannschaft: "Ich habe viel mit mir selbst zu kämpfen, dass ich nicht komplett durchdrehe und die Fassung verliere. Man hat bei uns das Gefühl, dass es ein Tick zu wenig ist - zu wenig Leidenschaft, zu wenig Emotion!"
Kollektiv mangelhafter Einsatz in einem K.o.-Spiel. Fehlende Gier nach dem Rumms des Trainerwechsels, der den Spielern erstmal Alibis verschaffte. Eine Mannschaft, die höchsten Ansprüchen genügen will, aber nicht in der Lage ist, sich zusammenzureißen. Eine Mannschaft, die - wie die Pokal-Pleite gegen Freiburg erneut gezeigt hat - immer noch nicht kapiert hat, dass man mit halber Kraft gegen diszipliniert auftretende Gegner nicht gewinnen kann.
Drei-, vier Mal spielten sich die Bayern in der ersten Halbzeit gegen Freiburg vielversprechend bis in den Strafraum durch, waren aber beim letzten Pass oder im Abschluss überhaupt nicht konsequent. "Wir haben im letzten Drittel viele Fehler gemacht. Wenn mal das Momentum da war, konnten wir es nicht halten, um den entscheidenden Treffer für uns zu erzwingen", analysierte Trainer Thomas Tuchel.
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Joshua Kimmich war nach dem Pokalaus gegen Freiburg restlos bedient

Fotocredit: Imago

Thomas Tuchel erbt die Probleme von Julian Nagelsmann

Die Leistungsunterschiede nur an Mentalitätsproblemen festzumachen, greift zu kurz. Doch die Regelmäßigkeit, mit der der FC Bayern Führungen verspielt und Siege letztlich leichtfertig wegwirft, hat auch mit der Qualität des Kaders zu tun.
Gelingt es einer Mannschaft wie Freiburg am Dienstag, leidenschaftlich und intelligent zu verteidigen, gerät der große FC Bayern in die Bredouille. Den Münchnern fehlt es dann an der spielerischen Kreativität, Tempo und Überraschungsmomenten. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Die Schlampigkeit beim letzten Pass monierte Tuchel schon nach dem 4:2-Sieg gegen Borussia Dortmund.
Ob fehlende Galligkeit, Nachlässigkeit oder mangelnde Kreativität - der neue Bayerntrainer hat die Probleme des alten geerbt. Tuchel hat eine Mammutaufgabe vor sich, den Ansprüchen der Bayern insbesondere in der noch laufenden Saison zu genügen. Der erste Titel ist futsch und für ein Weiterkommen des FC Bayern gegen Manchester City in der Champions League fehlt derzeit jegliche Fantasie.
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Fehlendes Momentum: Tuchel analysiert "bitteres" Bayern-Aus

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