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Bundesliga-Kolumne - FC Bayern oder Leverkusen? Der LIGAstheniker fragt sich: Wer ist hier die Spitzenspielmannschaft?

Thilo Komma-Pöllath

Update 07/02/2024 um 07:26 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München hat den Bundesliga-Showdown bei Bayer 04 Leverkusen vor der Brust und tritt bei diesem ganz untypisch als Jäger an. Der LIGAstheniker fragt sich in seiner Kolumne: Kann Bayer Spitzenspiel? Oder ist nicht doch eher der Rekordmeister eine Spitzenspielmannschaft? Klar ist: Egal wie holprig die Bayern-Saison bisher verlief, durch ein Spiel kann alles auf null gestellt werden.

Tuchel heiß auf Leverkusen: "Das ist das ganz klare Ziel"

Liebe SportsfreundInnen, wenn man so will, war der bisherige Saisonverlauf reines Geplänkel. Mit dem kommenden Wochenende geht die Spielzeit in eine entscheidende Phase über. Das liegt natürlich vor allem an der engen Situation an der Tabellenspitze und dem angesetzten Spitzenspiel zwischen Bayer und Bayern (Sa., 18:30 Uhr im Liveticker).
In den letzten Jahren war es meist ja so, dass am 21. Spieltag die Meisterfrage schon vorentschieden war, das ist diesmal anders.
Anders ist auch, dass die Bayern aus München den Verfolger geben, also von Platz zwei auf den Platz an der Sonne schielen, was wahrhaft ungewöhnlich wirkt.
Auch deswegen zanken und geifern die Kritiker von Hamann bis Matthäus, von LIGAstheniker bis Magath, was mit den Bayern los sei, ob sie in der Krise sind oder überfordert, welches Ziel der Welttrainer Thomas Tuchel mit seinem Starensemble verfolgt, welches Spiel er eigentlich spielen will.
Am Samstag ist alles Makulatur. Durch ein Spiel wird alles auf null gestellt.

Der FC Bayern ist eine Spitzenspielmannschaft

Es ist völlig unerheblich, ob Bayer Leverkusen bisher eine so außergewöhnliche Saison gespielt hat, ob sie das talentierteste Team sind mit der besten Spielanlage und dem besten Trainer, ob die Bayern bisher hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben sind und manch Auftritt rätselhaft geblieben war.
Am Samstag ist Crunch Time, wie die Amerikaner sagen, Spitzenspieltag, das ist psychologisch, sportlich und perspektivisch eine völlig andere Disziplin. Eine Disziplin, in der in den letzten zehn, zwanzig Jahren niemand besser war als der FC Bayern.
Die Bayern sind, wenn man das so bezeichnen kann, eine Spitzenspielmannschaft. Wenn es um alles geht, dann performen sie auf einem anderen Level. Kein Zaudern, kein Zweifeln, kein langes Überlegen, sondern breite Brust, Ego, Mia San Mia eben. Den Amerikanern würde das wunderbar gefallen.
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Crunch Time liegt in bayerischer DNA

Schaut man auf die Statistik, dann scheint es so, als seien die Bayern für die Crunch Time geboren. Aber das ist natürlich Quatsch. Richtig ist: In München gehört es zum Selbstverständnis die Nummer 1 zu sein. Und dieses Selbstverständnis wird tagtäglich vorexerziert, eingeschrieben, trainiert.
Insofern ist das Mia San Mia vor allem Sozialisation, Erziehungssache, die über die Jahre in die DNA des Klubs eingesickert ist. Den Beleg dafür liefern nicht nur elf Meisterschaften in Folge, sondern auch der Record in den sogenannten Spitzenspielen.
Nur als Beispiel: Seit dem Supercup 2019 hat Bayern gegen den ehemals schärfsten Rivalen Borussia Dortmund nicht mehr verloren: in den elf Partien sogar zehnmal gewonnen, darunter zweimal ein 5:0, einmal sogar ein 6:0. Das nennt man ein Statement!

Bayerns bessere Saisonstatistik

Vergleicht man jetzt die Spitzenspielstatistik der aktuellen Spielzeit 23/24 zwischen Tabellenführer Bayer und Verfolger Bayern, dann fällt auf, dass auch hier wiederum die Bayern die Nase vorne haben.
Zwei klare Siege gegen Stuttgart und den BVB (3:0, 4:0) und zwei Unentschieden gegen Leipzig und Leverkusen (beide 2:2) steht bei den Leverkusenern nur ein Sieg gegen Leipzig (3:2) zu Buche, dafür drei Unentschieden gegen Bayern, Stuttgart und den BVB.
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Tuchel: "Ein sehr wichtiger Sieg"

Und Bayer hatte in diesen so wichtigen Spielen immer noch viel Glück und späte Tore nötig, sonst wären auch zwei Niederlagen dabei gewesen (gegen Leipzig und Bayern). Das deckt sich wiederum mit den Eindrücken aus den letzten Spielen, etwa gegen Gladbach.
Bayer ist so talentiert und verspielt, stellenweise so berauscht von sich selbst, dass sie vergessen die Tore zu machen. Das klingt eher nicht nach Crunch Time-DNA und gegen die Bayern wäre das negativ spielentscheidend.

Kann Bayer das Meistersignal setzen?

Bisher war es eine erfrischend spannende Saison, die von der Frage lebte, ist Bayer so gut oder Bayern nicht ganz bei der Sache. Am Samstagabend wissen wir, ob der Herausforderer Bayer Leverkusen tatsächlich die Chuzpe und das Format besitzt, die Rekordbayern auch mittelfristig auf den ihrer Meinung nach unwürdigen Platz 2 zu verweisen.
Ein Sieg der Bayer-Elf wäre ein starkes Meister-Signal und eine ziemlich persönliche Niederlage für den Bayern-Trainer Tuchel, der erklären müsste, was er nur aus der bayerischen DNA gemacht habe.
Ein Sieg der Bayern allerdings wäre die Festzementierung dessen, was wir seit einem Jahrzehnt im deutschen Klubfußball kennen: Die Bayern sind und bleiben das Maß der Dinge.

Kommentare bei Eurosport.de geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors / Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion.

Zur Person Thilo Komma-Pöllath

Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog als LIGAstheniker das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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