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Alexander Loginow ist Dopingsünder und Weltmeister von Antholz

Sigi Heinrich

Update 20/02/2020 um 09:34 GMT+1 Uhr

Eurosport-Experte Sigi Heinrich befasst sich in seinem Blog diesmal mit Alexander Loginow, der bei der Biathlon-WM in Antholz Weltmeister im Sprint wurde. Der Russe gilt im Biathlon-Zirkus allerdings als umstritten, denn er wurde 2014 des EPO-Dopings überführt. Heinrich prangert die milden Strafen bei Dopingsündern an und erklärt, warum er Loginow nicht für glaubhaft hält.

Alexander Loginow (Antholz)

Fotocredit: Getty Images

Liebe Sportfreunde,
er hat mir persönlich nichts getan. Natürlich nicht und bei einfacher Betrachtung seines Könnens muss ich zugeben - und das erwähne ich auch stets bei den Übertragungen - dass Alexander Loginow sein Metier beherrscht. Seine Einlagen am Schießstand sind Weltklasse, sowohl was die Geschwindigkeit betrifft als auch seine Trefferquote.
Es gibt nicht viele Athleten, die in dieser Abteilung besser sind als er. In der Loipe konnte er hingegen während der Saison nicht überzeugen. Eine Ellenbogenverletzung und Rückenprobleme sagt man, hätten das verhindert. Beim Sprint und auch beim Verfolgungsrennen in Antholz war davon nichts mehr zu erkennen. Loginow gewann Gold und Bronze und glänzte auch im Einzel über die 20km mit der fünftbesten Laufzeit.
Schön für ihn. Und doch war nicht einmal nach seinen Medaillen das kleinste Lächeln zu sehen bei ihm nach dem Zieleinlauf. Er wusste mit Sicherheit ganz genau, dass ihn in diesem Moment seine unrühmliche Vergangenheit wieder einholen würde.

Klare Faktenlage: EPO-Doping

Die Fakten sind diesem Fall noch einmal aufzulisten: Bei Loginow war 2014 eine zunächst unauffällige Dopingprobe neu analysiert worden. Das Ergebnis: EPO-Doping. Loginow verzichtete auf das Öffnen der B-Probe. Der Internationale Biathlon-Verband (IBU) sperrte ihn daraufhin rückwirkend für zwei Jahre.
Seit 26. November 2016 darf er wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Der russische Verband nominierte ihn daraufhin auch sofort wieder für die Weltmeisterschaften in Hochfilzen. Um es auf einen Nenner zu bringen: Loginow hat viele derjenigen Gegner, die er in der vergangenen Woche besiegte, nach allen Regeln der Kunst schon mal betrogen. Dieser Fakt wirkt schwer und lässt die Szene nicht zur Ruhe kommen. Gestandene Athleten aus Norwegen oder Deutschland brachten unmissverständlich ihren Unmut zum Ausdruck.
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Alexander Loginov

Fotocredit: Getty Images

Das System ist zu schwach

Natürlich verletzt Loginow jetzt keine Gesetze. Hoffe ich. Er darf selbstverständlich ohne Wenn und Aber an dieser WM teilnehmen. Der größte Fehler in der Bekämpfung von Dopingsündern ist dem System geschuldet. Nur lebenslange Strafen bei einem Dopingvergehen würden helfen. Doch diese lassen sich in den meisten Ländern aufgrund der jeweiligen Gesetzeslage nicht durchsetzen.
Viele fürchten zudem jahrelange, quälende Prozesse. Die Empfehlung der Internationalen Doping-Agentur WADA nach den vielen Manipulationen an Dopingproben zuletzt, russische Sportler bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen den Start zu verweigern, wird nur von den Leichtathleten in die Tat umgesetzt.
Bei den Biathleten kocht das Thema nur kurz auf, dann sonnt man sich wieder im Glanz der ansonsten wunderbaren Ergebnisse dieser Titelkämpfe in Antholz.
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Alexander Loginow wurde in Antholz Weltmeister im Sprint

Fotocredit: Getty Images

Keine Entschuldigungen - also keine Ruhe

Ich kann und darf die Augen nicht verschließen vor der Vergangenheit. Dies betrifft auch Irina Starych, die beim Einzelrennen in Antholz mit fehlerfreier Schießleistung auch in Medaillennähe hätte kommen können. Starych wurde kurz vor der Eröffnungsfeier in Sotschi 2014 des EPO-Dopings überführt und war bis 2016 gesperrt.
Es ist meine Pflicht, auf diese Verfehlungen hinzuweisen, zumal sowohl Loginow als auch Starych noch nicht einmal ein Schuldzugeständnis verlauten ließen oder gar eine Entschuldigung. Ja sie schaffen es, dass unsereins den schwarzen Peter zugeschoben bekommt - nach dem Motto: "Jetzt ist es aber genug. Der arme Loginow hat seine Strafe doch abgesessen."
Nicht mit mir. Es liegt an den Betrügern, Zweifel zu zerstreuen und so lange keine überzeugenden und glaubwürdigen Aussagen kommen, werde ich keine Ruhe geben. Und dafür werde ich mich auch nicht entschuldigen.
Zur Person Sigi Heinrich:
Der renommierte Sportjournalist, Buchautor und vielfach ausgezeichnete Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich widmet sind in seinen Blogs der gesamten Vielfalt des Sports inklusive der komplizierten Mechanismen der Sportpolitik. Mal sehr ernsthaft, mal mit einem verschmitzten Augenzwinkern und manchmal auch bewusst provozierend. Es soll ja für alle was dabei sein.
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