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Abu Dhabi GP: Max Verstappen drohte den WM-Titel zu verlieren - Restart vor Überholmanöver heftig umstritten

Jonas Klinke

Update 13/12/2021 um 11:55 GMT+1 Uhr

Max Verstappen hat sich in einem dramatischen Finale in Abu Dhabi durch ein Überholmanöver in der letzten Runde gegen Lewis Hamilton zum Formel-1-Weltmeister gekrönt. Dabei profitierte er von einer Entscheidung der Rennleitung, einige, aber nicht alle überrundeten Autos vor dem Restart am Safety Car vorbeizuwinken. Mercedes wütete und protestierte - ohne Erfolg. Die Chronologie der Ereignisse.

Max Verstappen bleibt Formel-1-Weltmeister

Fotocredit: Getty Images

"Nein Michael! Nein, nein, Michael, das war nicht richtig", tobte Mercedes-Motorsport-Chef Toto Wolff am Funk in Richtung Rennleiter Michael Masi.
Soeben war Max Verstappen in der letzten Runde des Großen Preises von Abu Dhabi in Kurve fünf des Yas Marina Circuits am bis dato führenden Lewis Hamilton vorbeigezogen und hatte damit auch die virtuelle WM-Führung zurückerobert, welche er auf den letzten Metern nicht mehr hergeben sollte.
Es war der Höhepunkt im wohl dramatischsten Saisonfinale der Formel-1-Geschichte, das nicht nur im Rennen sondern auch danach reichlich Action und Spannung bot. Denn die endgültige Entscheidung über Verstappens ersten WM-Titel sollte erst Stunden später fallen.
Dabei war der Weg des Niederländers zur Erfüllung seines Kindheitstraums an diesem denkwürdigen Sonntag in Abu Dhabi auch so schon schwer genug.

Verstappen vs. Hamilton: Die Chronologie der Ereignisse

Von der Pole Position startend hatte Verstappen auf den ersten Blick die beste Ausgangslage in diesem WM-Showdown, in den er und Hamilton jeweils mit 369,5 Punkten gingen.
Jedoch musste der 24-Jährige auf den weichen Reifen starten, die erfahrungsgemäß deutlich kürzer halten würden als Hamiltons Medium-Reifen. Umso wichtiger war es für Verstappen, beim Start vorne zu bleiben.
Doch er erwischte einen “Scheiß-Start”, wie er selbst nach dem Rennen erklärte, und sein WM-Rivale ging in der ersten Kurve vorbei. Der Niederländer versuchte in Kurve sechs mit einem aggressiven Manöver zu kontern, drückte dabei Hamilton jedoch von der Strecke. Dieser nutzte die Auslaufzone und reihte sich vor dem Red Bull wieder ein.
Trotz Beschwerden des österreichischen Teams via Funk bei der Rennleitung gab es keine Untersuchung und so zog Hamilton dank des starken Mercedes-Motors davon.

Verstappens Teamkollege Pérez leistet Schützenhilfe

Dank der Schützenhilfe von einem starken Sergio Pérez, der Hamilton erfolgreich aufhielt, kam Verstappen nach den ersten Boxenstopps kurzzeitig wieder heran, doch als der Brite am Mexikaner vorbei war, baute er seinen Vorsprung wieder aus.
Eine virtuelle Safety-Car-Phase nutzte Verstappen zu einem zweiten Stopp. Sein Versuch mit frischeren Reifen nochmal zu attackieren misslang, obwohl Hamilton selbst nicht wechseln konnte. Die WM schien entschieden.
Doch dann kam die 54. von 58 Runden und Williams-Pilot Nicholas Latifi setzte seinen Boliden direkt nach der Hotel-Durchfahrt in die Mauer. Das Safety Car kam auf die Strecke. Red Bull reagierte und holte Verstappen erneut herein. Er bekam weiche Reifen.
Hamilton hingegen musste auf seinen abgefahrenen harten Reifen bleiben, weil die Safety-Car-Phase erst ausgerufen wurde, als er schon die Boxeneinfahrt passiert hatte.

Rennleitung revidiert vor dem Restart eigene Entscheidung

Doch noch war aus Sicht des Briten alles in Ordnung. Verstappen hatte zwar auf Rang zwei liegend frische weiche Reifen, doch dazwischen lagen noch einige überrundete Autos, die der Niederländer nach dem Restart erst einmal alle hätte überholen müssen.
Nachdem es zuerst die Mitteilung gab, dass die Reihenfolge hinter dem Safety Car bestehen bleibt, entschied die Rennleitung kurz vor Ende der SC-Phase dann doch, dass die überrundeten Boliden am Safety Car vorbeifahren dürfen, um die Rennsituation auf der Strecke zu bereinigen.
So rückte Verstappen ganz nahe an Hamilton heran und konnte den Rekordweltmeister in der letzten Runde schließlich doch noch überholen und sich selbst die WM-Krone aufsetzen.
Sehr zum Ärger von Toto Wolff, der nach dem Rennen von Rennleiter Masi gar die Annullierung der letzten Runde forderte und wollte, dass das Ergebnis eine Runde vor Schluss gewertet wird. Der Rennleiter entgegnete leicht genervt: "Das ist Motorsport."

Russell schießt gegen Rennleitung: "Das ist inakzeptabel"

Auch Hamilton tobte im Auto. "Das wird doch manipuliert, man!", schimpfte der 36-Jährige am Teamfunk auf den letzten Metern. Sein Renningenieur Peter Bonnington antwortete resignierend: "Ich bin sprachlos, Lewis. Einfach sprachlos."
Auch Williams-Pilot George Russell, der im kommenden Jahr Hamiltons Teamkollege bei Mercedes wird, kritisierte die Entscheidung der Jury heftig. "Das ist inakzeptabel", twitterte der Brite nach dem Rennen in Großbuchstaben offenbar sichtlich aufgebracht.
In einem weiteren Tweet ergänzte er: "Max ist ein absolut fantastischer Fahrer, der eine unglaubliche Saison hinter sich hat, und ich habe großen Respekt vor ihm, aber was gerade passiert ist, ist absolut inakzeptabel. Ich kann nicht glauben, was wir gerade gesehen haben."

Mercedes protestiert gegen zwei Reglement-Verstöße

Red-Bull-Teamchef Christian Horner war dagegen anderer Meinung. "Sie haben richtig entschieden", sagte der 48-Jährige.
Seine Hoffnung, den Fall damit hinter sich zu haben, erfüllte sich jedoch nicht. Stattdessen mussten er und sein Team wenig später bei den Stewards antanzen.
Mercedes hatte doppelten Protest gegen das Rennergebnis eingelegt. Aus Sicht des deutschen Teams waren beim Restart zwei Bedingungen des Artikels 48.12 des Sportlichen Reglements nicht erfüllt: Das Safety Car fuhr nicht erst am Ende der folgenden Runde in die Box, sondern bereits in der Runde, in der die Überholungen stattfanden. Zudem durften vor dem Neustart auch gar nicht alle überrundeten Fahrer das Safety Car passieren. Demnach wäre der Restart irregulär freigegeben worden.
Außerdem war Verstappen kurz vor dem Restart hinter dem Safety Car unerlaubter Weise kurzzeitig an Hamilton vorbeigezogen.

Verstappen drohte Verlust des WM-Titels

Es sah so aus, als könnte Verstappen seinen WM-Titel tatsächlich wieder verlieren. Denn bei einer Zeitstrafe, als auch bei der Entscheidung, das Rennen wie von Mercedes gewünscht nach Ende der vorletzten Runde zu werten, wäre Hamilton plötzlich Weltmeister gewesen.
Und so stand um kurz nach 20:00 Uhr deutscher Zeit das fest, was bereits um 15:33 Uhr sportlich entschieden worden war: Max Verstappen ist Formel-1-Weltmeister 2021!
Red-Bull-Teamchef Christian Horner zeigte sich erleichtert: "Wir wollten nicht, dass es zu den Stewards geht, aber sie haben die richtige Entscheidung getroffen, für die wir dankbar sind. Michael wollte sie fahren lassen, und genau darüber sprechen wir seit Jahren. Niki Lauda hat mit dem 'Let-them-race-Konzept' angefangen."
Für den Protest selbst hatte er wenig Verständnis: "[Wir sind] sehr enttäuscht, dass wir das durchmachen mussten." Aber es sei ein großartiges Jahr gewesen und Red Bull sei sehr stolz auf Max und stolz auf das ganze Team. "Er ist der Weltmeister, der verdiente Weltmeister. Das kann ihm niemand nehmen", fügte Horner an.

Mercedes kündigt Berufung an

Doch es wäre nicht das verrückteste Saisonfinale in der Geschichte der Königsklasse, wenn auch dies nicht eine kleine Einschränkung hätte: Mercedes kündigte noch am Abend an, gegen den abgewiesenen Protest Berufung einzulegen.
Dieses letzte Saisonrennen in Abu Dhabi könnte uns also auch noch in den kommenden Tagen weiter beschäftigen.
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