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GP Frankreich - Albtraum-Wochenende in Le Castellet: Charles Leclerc und Ferrari werfen WM-Chancen weg

Pascal Steinmann

Update 25/07/2022 um 12:46 GMT+2 Uhr

Charles Leclerc schied beim Grand Prix in Frankreich zum dritten Mal in dieser Saison in Führung liegend aus. Erneut war Max Verstappen der Nutznießer. Der Niederländer gewann das Rennen in Le Castellet und liegt inzwischen 63 Punkte vor Charles Leclerc. Bereits vor der Sommerpause scheint der WM-Traum für den Monegassen zu platzen. Sind Fahrer und Team zu schwach, um mit Red Bull zu konkurrieren?

Charles Leclerc

Fotocredit: Imago

"Nein!" Charles Leclerc schrie seine Verzweiflung in das Teamradio. Nach 18 Runden krachte der Ferrari-Pilot in die Wand. Beim Grand Prix von Frankreich schied der Monegasse bereits zum dritten Mal in dieser Saison in Führung liegend und auf Siegkurs aus.
In Spanien musste er seinen Boliden mit einem Problem an der Power Unit abstellen, in Aserbaidschan löste sich der Motor des 24-Jährigen in Rauch auf. Nun der bittere Nackenschlag in Le Castellet. Ausgerechnet WM-Rivale Max Verstappen staubte in allen drei Rennen den Sieg ab und sammelte wichtige Punkte.
"Ich habe versucht, so viel zu pushen wie möglich und habe das Heck verloren", analysierte er bei "Sky". Denn anders als bei den zurückliegenden Rennen musste Leclerc die Schuld auf dem Circuit Paul Ricard auf sich nehmen, auch wenn zuerst über einen Defekt am Gaspedal spekuliert wurde.
"Es war einfach ein Fehler", gestand Leclerc. "Ich habe gesagt, ich performe auf dem höchsten Level meiner Karriere. Aber wenn ich Fehler wie diese mache, ist es nutzlos, auf dem höchsten Level zu fahren. Ich verliere zu viele Punkte", stellte ein niedergeschlagener Leclerc fest.

WM-Traum rückt in weite Ferne

In der Tat rückt der Traum von der Weltmeisterschaft in immer weitere Ferne. Nachdem sich Leclerc in Spielberg vor zwei Wochen mit einer dominanten Vorstellung und seinem ersten Triumph nach sieben Rennen ohne einen Sieg zurückgemeldet hatte, kassierte der Ferrari-Pilot nun den nächsten Nackenschlag in der WM.
Inzwischen liegt der Monegasse 63 Zähler hinter dem Niederländer.
Und das, obwohl Ferrari - wie in den vergangenen Wochen zumeist - auch in Frankreich "das schnellste Auto" hatte, wie der WM-Zweite erklärte.
"Wenn wir die WM um 32 Punkte verlieren, dann weiß ich, woher das kommt", schimpfte Leclerc nach dem Rennen und stellte selbstkritisch klar: "Es ist inakzeptabel. Ich muss diese Dinge in den Griff bekommen."
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Charles Leclerc | Quelle: https://twitter.com/F1

Fotocredit: Eurosport

Leclerc patzt erneut

Schon in Imola hatte sich der Kronprinz der Scuderia nach einem Fehler gedreht und wichtige Zähler in der Gesamtwertung verschenkt. In Monaco und Großbritannien patzte die Strategieabteilung der Roten, der WM-Aspirant verlor in beiden Fällen nicht nur den sicher geglaubten Triumph, sondern auch die Podestplatzierung.
Das erschreckende Ergebnis: In den zurückliegenden sieben Rennen stand der Monegasse nur ein einziges Mal auf dem Podium. Ein Debakel für Leclerc, der zunehmend frustriert wirkt. Teamchef Mattia Binotto nahm seinen Fahrer in Schutz, stellte aber ebenfalls fest: "Es ist enttäuschend, wenn man Zuverlässigkeitsprobleme hat und solche Fehler passieren."
"Unser Paket war großartig, wir haben ein großartiges Auto und fantastische Fahrer", sagte Binotto bei "Sky". Doch in der Konstrukteurswertung sind die Roten Bullen dem Prancing Horse inzwischen auf 82 Punkte davongaloppiert.
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Wachablösung? Vettel: "Wenn man uns die richtigen Mittel gibt..."

Team-Strategie verhindert Sainz-Podium

Auch, weil Teamkollege Carlos Sainz auf der anderen Seite der Boxengasse ebenfalls ein rabenschwarzes Wochenende erlebte. Nach dem Tausch mehrerer Komponenten startete der Madrilene in Frankreich vom 19. Startplatz - dabei wirkte er das gesamte Wochenende wie der stärkere der beiden Ferrari.
"Ohne die Strafe hätten wir auf der Pole Position gestanden, der Sieg wäre definitiv möglich gewesen", so Sainz.
Selbst trotz der Rückversetzung: "Mit einem perfekten Rennen hätten wir auf das Podium fahren können", erklärte Sainz nach dem Rennen. Doch perfekte Rennen erlebt die Scuderia in dieser Saison nur selten. Die Aufholjagd des 27-Jährigen, den die Fans nach einer fehlerfreien Vorstellung zum "Driver of the Day" kürten, wurde gleich zwei Mal durch Fehler seines Teams zurückgeworfen.
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Carlos Sainz durante il GP d'Austria 2022, Ferrari

Fotocredit: Getty Images

Ferrari-Saison wird zum Albtraum

Erst kassierte er eine Fünf-Sekunden-Strafe wegen eines "Unsafe Release" nach seinem Boxenstopp während der Safety-Car-Phase.
Nachdem er sich dann an Sergio Pérez auf Rang drei vorbeigearbeitet hatte, holte ihn das Team wenige Runden vor Schluss an die Box. Sainz verlor den Podestplatz. "Ich verstehe nicht, warum wir gestoppt haben", wunderte sich Sainz über das Teamradio.
Nach dem Rennen nahm er die Entscheidungen in Schutz und erklärte: "Wir werden niemals wissen, ob die Reifen bis zum Ende gehalten hätten."
Der Spanier, der in dieser Saison bereits in vier Rennen nicht die Zielflagge sah, liegt nach seinem fünften Rang in Le Castellet inzwischen 89 Punkte hinter Verstappen. Die Saison für die Roten entwickelt sich mehr und mehr zum Albtraum.
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Charles Leclerc gegen Max Verstappen

Fotocredit: Getty Images

Leclerc und Ferrari zu schwach

Der Crash von Leclerc war bereits der siebte Ferrari-Ausfall im zwölften Rennen. Zu viel, um mit Red Bull und Verstappen Schritt zu halten - zumal Fehler des Teams oder der Fahrer die Scuderia immer weiter zurückwerfen.
"In der zweiten Hälfte der Meisterschaft muss ich diese Dinge in den Griff bekommen, wenn ich Weltmeister werden will", sagte Leclerc deutlich. Am kommenden Wochenende in Ungarn hat die Scuderia zumindest die Chance, vor der Sommerpause noch einmal die Weichen auf Aufholjagd zu stellen.
"Wir haben neue Ziele, nämlich einen Doppelsieg", sagte Binotto nach dem Rennen im Hinblick auf den Grand Prix in Budapest mutig. Es wäre der erste seit dem Auftaktrennen in Bahrain.
Wahrscheinlich scheint das angesichts der zurückliegenden Leistungen der Roten nicht.
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