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GP São Paulo: Fernando Alonso holt sich mit "Manöver des Jahres" gegen Sergio Pérez Rang drei in Interlagos

VonMotorsport-Total.com

Publiziert 06/11/2023 um 00:46 GMT+1 Uhr

Es war das packende Ende des Rennens in Brasilien und für Aston-Martin-Teamchef Mike Krack war es "das Überholmanöver des Jahres": Der Zweikampf zwischen Fernando Alonso (Aston Martin) und Sergio Pérez (Red Bull) elektrisierte die Fans an der Strecke und vor den TV-Geräten. Rundenlang duellierten sich die beiden im Kampf um Platz drei, ehe Alonso sich in der letzten Runde den Podestplatz sicherte.

Fernando Alonso im Aston Martin und Sergio Pérez im Red Bull lieferten sich in São Paulo über mehrere Runden ein fantastisches Duell um Rang drei

Fotocredit: Imago

Lange Zeit sah es zunächst danach aus, als würde Alonso den dritten Platz nach Hause fahren können, doch in der vorletzten Runde gelang Pérez doch noch das vermeintlich entscheidende Manöver.
Aber Alonso steckte nicht auf und holte sich in der allerletzten Runde den dritten Platz mit einem knallharten Manöver zurück. Am Ende entschied ein Beschleunigungsduell auf der Start-Ziel-Geraden über den Platz auf dem Treppchen, das Alonso um 0,053 Sekunden zu seinen Gunsten für sich entschied.
"Der Zweikampf war fantastisch", jubelte Alonsos Teamchef Mike Krack anschließend bei "ServusTV". Sein Schützling sah die ganze Sache etwas pragmatischer. Auf die Frage, ob er im Rennen Spaß hatte, meinte lachend: "Normal."
Auch auf die Frage, ob das Podium nach der langen Leidenszeit von Aston Martin heute das süßeste der Saison war, antwortete er grinsend: "Weiß nicht. Auf jeden Fall das knappste."

Pérez kam trotz DRS zunächst nicht an Alonso vorbei

Lange Zeit schien es, als ob der Spanier in der Schlussphase alles im Griff haben würde. Zwar lag Pérez innerhalb von einer Sekunde im DRS-Fenster, wirklich angreifen konnte der Red-Bull-Pilot aber nie. Alonso schien aus der letzten Kurve immer etwas besser herausbeschleunigen zu können - auch weil er eine ungewöhnliche Linie wählte und Kurve 12 weiter außen fuhr.
"Ich dachte eigentlich, dass ich die Dinge im letzten Stint unter Kontrolle habe - bis fünf Runden vor Schluss", gab Alonso anschließend zu. "Da habe ich etwas mehr gepusht. Ich hatte noch etwas mehr Saft in den Reifen und dachte, dass alles in Ordnung war, aber Checo hat das gleiche Spiel gespielt. Er hatte am Ende einen guten Reifen und hat mich zwei Runden vor Schluss überholt."
Denn diesmal war der Mexikaner eingangs der Zielgeraden deutlich näher dran und kassierte den Aston Martin innen in Kurve 1.
Alonso versuchte mit DRS noch einmal in Kurve 4 zu kontern, doch Pérez behielt die Nase vorn. "Ich dachte, das war's", sagt Alonso, "aber dann hatte ich eine weitere Chance, und das hat genügt."

Alonso lockte Pérez in einen Fehler

Denn nur eine Runde später - es war der Beginn der letzten Runde - wagte er noch einmal einen Angriff auf Pérez in Kurve 1. Zwar musste er zunächst hinter dem Red Bull bleiben, doch auf dem Weg in Kurve 4 flog er mit DRS vorbei, weil er Pérez in einen kleinen Fehler lockte, sodass dieser Kurve 1 und 2 nicht ordentlich anfuhr und schlecht auf die Gegengerade beschleunigen konnte.
"Im Nachhinein ist man gescheiter", ärgerte sich Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko. "Der Fehler war, dass er aus der dritten Kurve nicht richtig rausgekommen war. Dann hat er nur einen kleinen Schwenker auf der Start-Ziel-Geraden gehabt."
Pérez selbst erklärte, dass er nichts hätte anders machen können: "Ich hatte die Möglichkeit und habe sie genutzt. Dabei habe ich meine Batterie ein wenig ausgesaugt, und er war auf der Geraden sehr schnell", beschrieb er die entscheidenden Szenen am Ende. "Ich denke nicht, dass ich etwas hätte anders machen können."
Erstaunlich war dabei aber, wie lange Alonso seinen Gegner ohne DRS hinter sich hielt, ohne dass dieser wirklich attackieren konnte. Denn DRS war in Brasilien eigentlich so stark, dass es zahlreiche Überholmanöver gab und sich das Feld stark auseinanderzog: Abgesehen vom Zweikampf Pérez gegen Alonso gab es keinen einzigen Fahrer, der innerhalb von fünf Sekunden zu seinem Vordermann lag.

Alonso: "Wenn man vorne fährt, hat man besseren Grip"

"Wenn du vor einem anderen Auto fährst, hast du mehr Abtrieb und saubere Luft", suchte Alonso nach einer Erklärung. "Das war vielleicht für mich gut in Sachen Reifenmanagement, und er hatte ein paar Probleme in Kurve 10, 11, 12 hinter einem anderen Auto."
"Das war wohl das Spiel, das wir gespielt haben. Diese drei Kurven waren wichtig für die Überholmöglichkeit, und wenn man vorne fährt, hat man immer besseren Grip."
Er habe daher einfach sichergestellt, dass er in den drei genannten Kurven keinen Fehler macht, weil Pérez ansonsten zu nah dran gewesen wäre. "Ich habe die Energie auf den Geraden genutzt um sicherzustellen, dass es keine Möglichkeit für Checo gab", sagt er.
Zudem nutzte Alonso weitere taktische Mittel. Er sagte, dass er nicht in jeder Runde die gleiche Linie wählen wollte. Denn indem er manchmal innen und manchmal außen fuhr, wollte er Pérez keine klare Entscheidung geben, um hinter ihm die Linie zu wechseln und etwas clean Air zu bekommen. "Ich wollte einfach etwas Turbulenzen an seine Nase bekommen", erklärte der zweimalige Weltmeister.

Pérez: Alonso mit Spielchen, aber immer fair

"Fernando wird immer versuchen, Spielchen zu spielen", meinte Pérez über die Tricks seines Kontrahenten, merkte dabei aber an: "Er bleibt dabei immer fair. Es war großartiges Racing, und wer auch immer das Podium geholt hätte, hätte es verdient gehabt. Er hat es bekommen."
"Wir haben am Ende immer weiter auf ihn aufgeholt und waren nah am Podium dran, aber man muss sagen, dass er das gut gemacht hat", lobte er.
"Es war ein toller Kampf, sehr fairer Rennsport. Wir haben uns immer genügend Raum gegeben, und es gibt nur wenige Fahrer, mit dem man das machen kann."

Erinnerungen an Imola 2005 gegen Schumacher

Einige fühlten sich bei Alonsos Verteidigung sogar an einen anderen berühmten Zweikampf erinnert: Imola 2005. Damals hielt der Renault-Pilot Ferrari-Dauerweltmeister Michael Schumacher über viele Runden lang in Schach und sicherte sich den Sieg. Doch der überholfeindliche Kurs von Imola ist nicht Brasilien - und die Umstände sind auch komplett andere mittlerweile.
"Damals hatten wir kein DRS, von daher war es einfacher", sagt Alonso. "Mit DRS ist es jetzt anders, und man muss es etwas anders angehen. Auch das Reifenmanagement ist komplett anders. Damals konnte man vielleicht die ganze Zeit pushen."
Doch es gibt auch die anderen Seiten: "Wenn man aber damals die Position verloren hatte, dann war es vorbei. Man konnte das nicht gutmachen", so der Spanier. In Brasilien verschaffte ihm DRS aber eine weitere Chance. "Wenn man in Kurve 1 überholt wird, dann gibt es noch eine gute Möglichkeit, dass sich jemand die Position in Kurve 4 zurückholt."
"Darum sehen wir in Interlagos immer ein paar schöne Kämpfe."

Alonso: Wichtigstes Manöver war gegen Hamilton

Das entscheidende Manöver zwischen den beiden gab es erst in der letzten Runde, doch laut Alonso sei das gar nicht das wichtigste des Rennens gewesen. Das hatte es nämlich ganz am Anfang gegeben: "Das wichtigste Manöver war gegen Hamilton in Kurve 4 in der ersten Runde", betonte er.
Er hatte zwar zunächst den Start von Position vier (effektiv Position drei ohne Charles Leclerc) gegen Hamilton verloren, beim Neustart nach der roten Flagge griff er den Mercedes aber mutig in Kurve 4 an und ging vorbei. "Das hat mein Rennen verändert", sagte Alonso.
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Fernando Alonso im Aston Martin vor Mercedes-Pilot Lewis Hamilton beim Großen Preis von São Paulo

Fotocredit: Getty Images

Denn er weiß: Wäre er nicht an Hamilton vorbeigekommen, sondern hätte im ersten Stint gegen ihn kämpfen müssen, dann hätte er die Reifen härter rangenommen und einen schlechteren ersten Stint gehabt, selbst wenn er vielleicht nach ein paar Runden vorbeigekommen wäre. "Und dann habe ich auch keinen Reifenvorteil gegenüber Checo im zweiten und dritten Stint", sagte er. "Für mich war das ein wichtiger Moment im Rennen."
Passend dazu ging die Aussage von Pérez komplett in die andere Richtung: "Ich musste erst die Mercedes überholen, und das hat meinem Rennen geschadet", so der Mexikaner. "Wir waren dann gegenüber Fernando immer ein wenig im Hintertreffen."

Lance Stroll macht Aston-Martin-Feier perfekt

Das war der Schlüssel für den dritten Platz von Alonso, der zum ersten Mal seit Zandvoort wieder auf dem Podium stehen konnte und Aston Martin ein wichtiges Ergebnis verschaffte. "Das fühlt sich sehr gut an, vor allem auch die Art und Weise, wie es zustande kam", freute sich Teamchef Mike Krack.
Noch dazu holte Teamkollege Lance Stroll mit Platz fünf sein erstes Top-5-Ergebnis seit Melbourne. "Ich bin da echt happy drüber, dass es für das gesamte Team jetzt einen guten Erfolg gab", sagte er. "Wir hatten nicht so viele Rennen, wo wir mit beiden Autos gut gescored haben. Das haben wir heute geschafft. Das Podium nach der Durststrecke ist natürlich super."
Krack selbst meinte, dass es für das Team am Ende "nervenaufreibend" war, obwohl er überrascht war, dass Pérez überhaupt noch einmal eine solche Chance zum Überholen bekommen hat.
"Ich dachte, Fernando hat so viel Erfahrung und Routine, dass er das nicht zulässt. Aber das ist dann passiert, und im ersten Moment habe ich gedacht, oh das war's, und dann hat er uns wieder einmal mit einem Manöver überrascht", so Krack. "Das war ein Manöver des Jahres."
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