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Bundesliga: RB Leipzig auf den Spuren von Leicester City

Sebastian Dirschl

Update 25/11/2016 um 15:33 GMT+1 Uhr

RB Leipzig führt seit vergangenem Samstag die Bundesliga an und ist endgültig ein erstzunehmender Kandidat auf die Meisterschaft. Der Vergleich zu Leicester City, das in der Vorsaison sensationell den Titel in der Premier League holte, liegt nahe. Auch BVB-Coach Thomas Tuchel griff ihn auf und sagte: "Leipzig kann exakt den gleichen Weg gehen. Das ist meine Überzeugung, wenn ich sie spielen sehe."

RB Leipzig ist seit vergangenem Wochenende Spitzereiter der Bundesliga.

Fotocredit: AFP

Doch hat Tuchel damit Recht? Eurosport.de macht den Check: Wieviel Leicester steckt in Leipzig? Gibt es zwischen den beiden Klubs wirklich Parallelen? Und am wichtigsten natürlich: Ist der ganz große Coup für die Sachsen tatsächlich möglich?

1. Die Lage der Liga

Lange hat die Bundesliga auf eine Schwächephase des FC Bayern gewartet. Nun ist es endlich soweit - doch niemand nutzt es aus. Wolfsburg, Schalke, Leverkusen, Mönchengladbach oder auch - mit Abstrichen - Dortmund: Wo sind denn nun die selbsternannten Top-Klubs, die immer auf einen Bayern-Wackler gehofft hatten und jetzt eigentlich mit den Hufen scharren müssten?
Ähnlich war die Situation im Vorjahr in England. Die dominierenden Teams der vorherigen Spielzeiten (Manchester United & City, FC Chelsea) präsentierten sich sehr inkonstant, was Leicester als einziger Klub auszunutzen wusste. Am Ende sicherten sich die "Foxes" den Titel vor Arsenal und Tottenham.
Fest steht: Wenn der FC Bayern angreifbar ist, dann in diesem Jahr. Dortmund hat wieder Tuchfühlung, doch der einzige wirkliche Nutznießer ist bisher RB Leipzig.
Leicester-Faktor: 80 Prozent

2. Das Personal

Die generelle Kaderzusammenstellung von Leipzig und Leicester unterscheidet sich doch enorm. Während sich das Team der "Foxes" vor allem aus Spielern zusammensetzte, die sich bei anderen Klubs nicht wirklich durchsetzen konnten, baut RB Leipzig konsequent auf erfolgshungrige Talente.
Ähnlich ist bei beiden Teams jedoch das Konzept und die Überzeugung, dass sich der Erfolg mehr über das Kollektiv und weniger über die individuelle Stärke einzelner Spieler einstellt. Kapitän Dominik Kaiser erklärte erst kürzlich bei "Sport1":
Wir haben einen richtig guten Spirit. Wir sind eine Gruppe, die gut funktioniert.
Ohne starke Individualisten kommt jedoch keine Mannschaft aus. So gingen bei Leicester im letzten Jahr die Sterne von Jamie Vardy und Riyad Mahrez auf. Bei Leipzig sind aktuell Emil Forsberg und Naby Keita auf dem besten Weg, es ihren Vorbildern aus der Premier League nachzumachen.
Leicester-Faktor: 40 Prozent
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Emil Forsberg erzielte für RB Leipzig in der laufenden Saison bereits fünf Tore und bereitete ebenso viele Treffer vor.

Fotocredit: Imago

3. Die Spielweise

Eine kompakte Abwehr als Fundament, bei Ballgewinn geht’s dann mit Power nach vorne. Leipzig ist unter Trainer Ralph Hasenhüttl eine Pressing-Maschine, was natürlich mit einem enorm hohen Aufwand verbunden ist. Für die junge Mannschaft ist die hohe Intensität jedoch kein Problem, die pro Spiel durchschnittlich zurückgelegten 116,4 Kilometer (Ligatopwert!) steckt sie locker weg.
Die Fokussierung auf das Umschaltspiel und die Bereitschaft eines jeden einzelnen Spielers schlägt sich auch in den erzielten und kassierten Toren nieder. So stellt Leipzig mit 23 Treffern aktuell nach Dortmund (26) und den Bayern (24) die drittbeste Offensive der Liga; auch bei den Gegentreffern stehen die Sachsen (9) hinter den Münchnern (7) und dem 1. FC Köln (8) auf Rang drei der Statistik.
Bei Leicester war es im Vorjahr genauso: Lediglich Tottenham (69) und Manchester City (71) erzielten mehr als die 68 Treffer der "Foxes", eine bessere Defensive (36 Gegentore) stellten lediglich die "Spurs" und ManUnited (je 35).
Allerdings war das Spiel Leicesters meist deutlich weniger ansehnlich als das der Leipziger. Während die Foxes oft mit langen Bällen auf die Stürmer agierten, sucht RB mehr das schnelle Kurzpassspiel.
Leicester-Faktor: 50 Prozent

4. Fehlende Doppelbelastung

RB Leipzig kann sich voll und ganz auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren, was dem kräftezehrenden Spiel natürlich zugutekommt. Gerade in der zweiten Saisonhälfte ist das - insbesondere im Vergleich zu Bayern und Dortmund - ein nicht zu vernachlässigender Vorteil, der sich dazu auf die Verletzungsanfälligkeit der Spieler auswirken könnte.
Fitte Spieler sind Grundvoraussetzung dafür, dass sich Leipzig in der Tabelle weiterhin ganz oben behaupten kann. Zwar sind die Sachsen durchaus breit aufgestellt, das Leistungsgefälle innerhalb des Teams ist aber dennoch deutlich steiler als bei der Konkurrenz aus München und Dortmund.
Leicester hatte in der Vorsaison das Glück, nie unter großen Verletzungssorgen zu leiden. Gerade die Schlüsselspieler blieben von schwerwiegenderen Blessuren verschont, wodurch das Team zu einer bestens aufeinander abgestimmten Einheit werden konnte. Vom 28. bis zum 34. Spieltag war Trainer Claudio Ranieri so sogar in der Lage, immer die gleiche Elf aufs Feld zu schicken.
Leicester-Faktor: 85 Prozent
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RB Leipzig ist der beste Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte und ein ernstzunehmender Kandidat auf die Meisterschaft.

Fotocredit: AFP

5. Die Klub-Philosophie

Viele Ähnlichkeiten bestehen zwar, ein gravierender Unterschied zwischen RB Leipzig und Leicester City ist jedoch die grundsätzliche Ausrichtung der Vereine. Zwar verfügen beide Klubs über einen reichen Eigentümer, Dietrich Mateschitz ist mit seinem Vermögen von geschätzten 8,7 Milliarden Euro jedoch fast dreimal so potent wie "Foxes"-Besitzer Vichai Srivaddhanaprabha aus Thailand und damit ein ganz anderes Kaliber.
Zudem steckt hinter RB Leipzig ein sehr langfristig und daher nachhaltig ausgerichtetes Projekt, weshalb es sich bei der starken Saison RBs sicherlich um keinen One-Hit-Wonder handeln wird. Auch wenn sich der Erfolg weitaus früher eingestellt hat als erwartet, droht den Sachsen sicherlich kein Absturz wie ihn Leicester in der aktuellen Saison erlebt.
Es war klar, dass Leipzig früher oder später in der Spitzengruppe der Liga ankommt - und dort wird es sich in den kommenden Jahren auch etablieren.
Leicester Faktor: 0 Prozent

Fazit

Einige Parallelen sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Leipzig als das deutsche Leicester zu bezeichnen, wäre aber dann doch übertrieben. Festzuhalten bleibt aber dennoch: Bringen die Sachsen ihre Leistung weiterhin auf den Platz und bleiben sie von größeren Verletzungssorgen verschont, ist der ganz große Coup - sprich: die Meisterschaft - ohne Frage möglich.
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