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Der FC Bayern in Katar: Fokus auf vier Spannungsfelder mit Müller und Badstuber

Daniel Rathjen

Update 04/01/2017 um 15:11 GMT+1 Uhr

Nach dem Sieg gegen RB Leipzig herrschte beim FC Bayern über den Jahreswechsel eine entspannte Atmosphäre. Mit der Ruhe ist es jetzt aber vorbei. Mit dem Trainingslager in Doha (Katar) startet die Vorbereitung auf eine spannende Rückrunde mit dem Fokus auf vier Spannungsfelder. Mittendrin: Thomas Müller, Holger Badstuber und Carlo Ancelotti.

Arturo Vidal und Thomas Müller in Katar

Fotocredit: Imago

Aus dem Trainingslager des FC Bayern berichtet Daniel Rathjen

Der Brennpunkt Thomas Müller:

Müller spielt immer, hieß es seit der Zeit von Louis van Gaal beim FC Bayern 2009. Eine halbe Ewigkeit ist das her, doch jeder seiner Nachfolger hat sich früher oder später an diesen Leitsatz gehalten oder halten müssen. Zu speziell, zu außergewöhnlich und zu gefährlich war der mittlerweile 27-jährige Stürmer, der Räume findet wie kein anderer, gewesen.
Unter Carlo Ancelotti - seit Sommer 2016 am Ruder in München - leidet die Institution Müller an Substanzverlust. Bei der Gala-Vorstellung gegen RB Leipzig, dem dicken Ausrufezeichen zum Jahresende, hockte Müller nur auf der Bank und wurde danach auch noch von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge angezählt ("Das ist dann auch Motivation, dass die Spieler 2017 das ein oder andere vielleicht besser machen müssen. Und das ist hier der Fall.").
Müller durchlebt eine schwierige Phase. Nach der torlosen EM in Frankreich traf er auch in 13 Bundesliga-Spielen nur ein einziges Mal. Ungewöhnlich. Zuletzt befand er sich zwar im Aufwind, doch nur im 4-2-3-1-System fühlt er sich so richtig wohl. In diesem brillierte zuletzt gegen Leipzig allerdings Thiago auf der Zehn. Ein Statement für die Zukunft und die großen Spiele?
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus glaubt nicht, dass Müller 2017 durchstartet. "Für Thomas Müller wird es auch in der Rückrunde sehr schwer, seinen Platz in der ersten Bayern-Elf zu finden", sagte Matthäus der "Sport Bild". Der Nationalspieler habe unter Ancelotti "keine richtige Position".
Müller gehört zu den Führungsspielern im Team, sein Wort hat Gewicht. Sitzt solch ein Spieler bei wichtigen Partien permanent draußen, schafft Ancelotti sich einen Unruheherd. Er wird gleich zu Beginn des Jahres seinen ganzen Charme einsetzen müssen, um vorzubeugen. Denn auch der Italiener weiß, geht es um Müller, ordnet sich auf das Mannschaftsgefüge neu.
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Thomas Müller saß beim Spiel gegen RB Leipzig nur auf der Bank

Fotocredit: Imago

Die neue Hierarchie:

Wer geht voran auf dem Platz? Die Frage ist entscheidend für die "Crunch-Time" in der Champions League, auf deren Gewinn 2017 wieder ein großer Fokus liegt. Thiago dreht auf, seine Präsenz auf dem Rasen steigt stetig. Auch auf Xabi Alonso setzt der Trainer, das ist kein Geheimnis. In der Abwehr mausert sich hingegen neben Mats Hummels die einstige Aushilfe Javí Martínez immer mehr zum Chef.
Jérôme Boateng wird nach seiner Schulter-OP mindestens sechs Wochen zur vollständigen Genesung benötigen und ist nicht mit nach Doha gereist.
Aller Voraussicht nach wird Ancelotti seine spanische Achse in der Rückrunde 2017 stärken, um wichtige Konstanz zu schaffen. Dabei müssen auch die Spanier selbst ihre neue Rolle erkennen und leben. Dazu sind sie verpflichtet, intern mehr denn je aus sich herauszugehen.

Die Personalie Holger Badstuber:

Mit einem Tweet sorgte er beim Jahresschlusspunkt gegen Leipzig für Aufsehen. Er selbst stand nicht im Kader, ein Selfie vor der Südkurve und ein "DANKE" dazu heizten in der Fan-Szene Spekulationen an, der Publikumsliebling könnte mit einem vorzeitigen Abschied liebäugeln.
Mittlerweile haben sich Spieler und Verein darauf verständigt, Badstuber auszuleihen - insofern er sich mit einem neuen Verein einig wird.
"Wenn er entscheidet, für die nächsten sechs Monate für einen anderen Klub zu spielen, dann sind wir offen, auch das zu diskutieren", sagte Ancelotti am Mittwoch in Doha:
Wenn er hier bleiben will, sind wir froh.
Badstuber benötigt allerdings dringend Spielpraxis. Manchester City, der Hamburger SV und der VfB Stuttgart wurden bislang als Interessenten gehandelt.
Ein Abschied von Badstuber würde allerdings nicht einer gewissen Bedeutung entbehren. Er ist ein bayerisches Urgestein, seit 14 Jahren im Verein. Er verkörpert die Werte des Klubs wie sonst nur noch Müller, David Alaba und Philipp Lahm. Und die Anzahl der Eigengewächse würde weiter schwinden, wenn auch Lahm im Sommer als Spieler aufhört. Es ist ein politisches Thema, zu dem sowohl Vorstandsboss als auch Präsident Uli Hoeneß ihre eigene Meinung haben dürften.

Die Balance:

4-3-3 oder 4-2-3-1? Das erste System gefällt Ancelotti am besten, mit dem zweiten fühlen sich laut Aussagen des Trainers die Spieler wohler. Das Duell gegen Leipzig dient jedoch nun als Musterbeispiel - und es war ein Mix aus beiden Systemen. Die erste Halbzeit verlief so, wie sich der FC Bayern 2017 in den großen Spielen präsentieren will. Es war auch ein großer Sieg für Ancelotti, der bewiesen hat, dass er ein großer Taktiker ist und seine Spieler seine Ideen auch umsetzen können.
Bis zuletzt hatte es daran noch Zweifel gegeben. Arturo Vidal, der sich clever bewegt, kommt gegen Pressing-Teams im defensiven Mittelfeld eine Schlüsselrolle zu, während Thiago und Alonso die Außen mit Bällen füttern. Das Eins-gegen-Eins auf den Flügeln bleibt die große Stärke der Bayern. Ist jeder aufmerksam und wird auch eigenes Pressing entwickelt, sind die Münchner eine Macht.
Im Trainingslager wird Ancelotti auf diesen Erkenntnissen aufbauen und die Feinabstimmung angehen. Findet er mit seinem Team die Balance, ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Triple getan.

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