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FC Bayern München | Warum Serge Gnabry die Entdeckung der Saison ist

Florian Bogner

Update 20/04/2019 um 15:44 GMT+2 Uhr

Serge Gnabry startete nicht gerade perfekt in die Saison, hat sich 2019 jedoch eindrucksvoll in der Startelf des FC Bayern München und deutschen Nationalmannschaft festgespielt. Fleißig, effektiv und variabel einsetzbar, stellt der 23-Jährige nun Woche für Woche unter Beweis, dass er mehr als nur ein junger Nacheiferer von Arjen Robben ist. Zum Dank gab's bereits eine Gehaltserhöhung.

Serge Gnabry - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Im Triple-Jahr 2012/13 war es Dante, 2015/16 Joshua Kimmich und vergangene Saison Niklas Süle - Spieler, die man nicht unbedingt derart häufig in der Startelf des FC Bayern München erwartet hätte.
Und dieses Jahr ist es Serge Gnabry.
Sicher, Talent brachte der 23-Jährige genug an die Säbener Straße mit. Aber die Vorzeichen sprachen nicht gerade für eine Riesensaison.

Serge Gnabry mausert sich zum Stammspieler

Zum einen verpasste Gnabry mit einer Oberschenkelverletzung beinahe die gesamte Sommervorbereitung mit seinem neuen Klub, der ihn bereits 2017 gekauft, aber zweimal verliehen hatte. Zum anderen steuerte auf Gnabrys wahrscheinlichster Position, Rechtsaußen, der überehrgeizige Arjen Robben seine letzte Saison im Bayern-Trikot an.
Dass er jedoch gekommen war, um alle Zweifler eines Besseren zu belehren, stellte er frühzeitig klar. "Natürlich bin ich bereit, sonst wäre ich nicht hier", sagte er bereits bei seiner Antrittspressekonferenz.
Und siehe da: Ein Dreivierteljahr später ist Gnabry aus der Elf des FC Bayern und aus der Nationalelf nicht mehr wegzudenken. Bis Dezember vor allem als Joker im Einsatz (15 Spiele, ein Tor, drei Assists), startete der gebürtige Stuttgarter seither so richtig durch und war in 20 Pflichtspielen an 17 Bayern-Toren direkt beteiligt (elf Treffer, sechs Assists).
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Serge Gnabry, FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Gnabry als Waffe für den FC Bayern

Dass Robben 2019 noch nicht einmal für Bayern auf dem Feld stand, half Gnabry sicherlich, seinen Rhythmus zu finden. Statt "Robbery" heißt es 2019 jedenfalls immer öfter "Cobry" auf den Außenbahnen der Bayern - gemeinsam mit Kingsley Coman bildet Gnabry eine starke Flügelzange, wenngleich die beiden durch Comans fortwährende Verletzungsprobleme erst in sechs Bundesliga-Spielen gemeinsam in der Startelf standen. Müßig zu erwähnen, dass Bayern alle sechs gewann.
"Mit ihm haben wir eine Waffe im Spiel. Er hat die Geschwindigkeit und weiß auch, wie man Tore macht", lobte ihn Sportdirektor Hasan Salihamidzic bereits im Dezember. Die Vertragsverlängerung vor kurzem bis 2023 war mit einer Beförderung beziehungsweise einer Gehaltserhöhung für erwiesenes Potenzial gleichzusetzen.
Dass er mehr sein kann, als ein Abklatsch von Robben, zeigte er unlängst für die deutsche Nationalmannschaft bei der EM-Quali in den Niederlanden (3:2): Dort spielte er zum einen neben Leroy Sané als zweite Spitze, was er ebenso hervorragend beherrscht. Zum anderen traf er mit einer perfekten Kopie eines Robben-Schlenzers zum zwischenzeitlichen 2:0 - nur spiegelverkehrt.

Effektivität vergleichbar mit Franck Ribéry

Seinen Torjubel muss man niemandem, der sich für die Bundesliga interessiert, mehr erklären (wer es wirklich noch nicht weiß, googelt einfach mal Gnabry, James Harden und "Cooking") - er hat in 74 Spielen für Werder Bremen, die TSG 1899 Hoffenheim und nun Bayern immerhin schon 30-mal getroffen und 16 Assists beigesteuert.
Zum Vergleich: Franck Ribéry kam in seinen ersten drei Bundesliga-Spielzeiten - alle für Bayern - auf gerade mal drei Torbeteiligungen mehr (24 Tore und 25 Assists in 72 Spielen).
Auffällig: Gnabry ist mehr als ein eindimensionaler Roadrunner auf der Außenbahn. Mit Joshua Kimmich im Rücken, der oft die Außenlinie besetzt, hat Gnabry viele Freiheiten, stößt auch mal in die Mitte vor oder reißt für Kimmich mit Diagonalläufen den Flügel auf.
Julian Nagelsmann verriet einst, dass er in Hoffenheim mit Gnabry vor allem am "Gespür für den Raum" gearbeitet habe: "Wo er zu stehen hat, wann er sich wie freilaufen muss, um einfach in kürzerer Zeit vor das Tor zu kommen." Dafür profitieren die Bayern nun.

Auch als Backup für Lewandowski denkbar

Fleißig ist Gnabry ohnehin. Spätestens seit ihn eine Entzündung im Knie 2014 beim FC Arsenal ein halbes Jahr zum Zuschauen verdammte, betreibt der 23-jähriger Veganer intensive Körperpflege. Was auch schon Arjen Robben auffiel.
"Serge ist ein sehr guter Junge. Er will sich immer verbessern und arbeitet fleißig - auch an sich. Ich bin ja auch einer, der oft im Fitnessraum ist - aber ich habe jetzt einen Freund dabei, weil er auch immer dabei ist. Seine Einstellung ist sehr gut, ein richtiger Profi. Er macht das richtig gut", sagte der Niederländer bereits im Herbst.
Und eben keiner, der sich nur auf eine Flügelposition beschränken ließe. Bei Bayern erfüllte er seine Aufgabe in einigen Spielen auf der linken Seite ebenso gut, in Zukunft könnte er auch als Backup-Lösung zu Robert Lewandowski im Sturmzentrum auflaufen.
Genauso, wie er es im DFB-Trikot schon in den Niederlanden verkörpert hatte. "Wie viele Bälle er gehalten hat, wie er uns immer wieder aus Drucksituationen rausgebracht hat, das war Weltklasse!", lobte ihn da sein Bayern-Kollege Kimmich, befand: "Er ist ein brutal dynamischer Spieler."
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Serge Gnabry vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Verletzungsanfälligkeit als Manko

In der internen Torjägerliste der Bayern nimmt Gnabry mit seinen zwölf Saisontreffern jedenfalls längst den zweiten Rang hinter Lewandowski ein.
Dass er neben aller offensiver Klasse auch defensive Qualitäten hat, Gegner hervorragend anläuft oder Passwege zustellt, sie sogar teilweise bis in den eigenen Strafraum verfolgt, rundet das starke Gesamtpaket ab.
Steigerungspotenzial hat der Angreifer noch in der Champions League, wo er in bisher zehn Einsätzen auf erst zwei Torvorlagen kommt, wenngleich er sich beim Achtelfinal-Aus gegen den FC Liverpool (0:0, 1:3) noch als gefährlichster Bayern-Offensiver präsentierte.
So bleibt Gnabrys Verletzungsanfälligkeit als großes Manko; der 23-Jährige hat in seinen knapp drei Jahren bei Bundesliga-Klubs schon 30 Pflichtspiele, meist wegen muskulärer Verletzungen, verpasst.
Bleibt er wirklich mal eine Saison mehr oder weniger komplett gesund, wäre das eine weitere positive Überraschung.
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