Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern | Zahm, aber nicht zahnlos: Deshalb ging der Plan der Bayern-Bosse auf

Daniel Rathjen

Update 01/12/2018 um 12:12 GMT+1 Uhr

Mit viel Spannung war die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München am Freitagabend erwartet worden. Nach einer turbulenten Woche mit Düsseldorf-Patzer, Kovac-Wirbel und Kantersieg in der Champions League gab es reichlich Zündstoff. Am Ende war es - bis auf kleine Spitzen der Fans - im Münchner Audi Dome ein doch recht versöhnlicher Abend. Der Plan der Bosse ging somit auf. Die Gründe.

Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München 2018

Fotocredit: Getty Images

Aus dem Audi Dome berichtet Daniel Rathjen
"So...!", setzte Uli Hoeneß um 20:01 Uhr am Freitagabend im Audi Dome bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München an. Alle im Saal wussten zu diesem Zeitpunkt: Jetzt geht es richtig los. Es war mucksmäuschenstill.
Die Rede des Präsidenten und Aufsichtsratschef, des Herzensvaters dieses deutschen Rekordmeisters, sollte das Kernstück der mit reichlich Spannung erwarteten Veranstaltung bilden. Zuletzt war er öffentlich doch emotional öfter über das Ziel hinausgeschossen. Hoeneß enttäuschte seine "Familie" nicht und machte das aus seiner Sicht Beste aus der kritischen Situation.
Tiefgründige Inhalte präsentierte er dabei nicht, doch darauf kam es an diesem Abend auch nicht an. Die anwesenden Mitglieder wollten schließlich nur sehen, ob Hoeneß sich tatsächlich so derart negativ entwickelt hat.

Hoeneß bekommt Applaus - aber keinen euphorischen

Diese Unsicherheit nahm Hoeneß ihnen mit einer Mischung aus Reue, Selbstsicherheit und Kampfesmut.
Der Ton war angemessen moderat, die Worte wohlüberlegt. Das kam an - und gab Applaus. Keinen euphorischen, aber immerhin von nahezu allen. Hoeneß atmete auf und gewann von Minute zu Minute an Sicherheit.
Die Art und Weise der mittlerweile schon legendären Medien-Schelte-Pressekonferenz sei "sicherlich verbesserungswürdig", merkte Hoeneß sanft an. Schwamm drüber also. Gleichzeitig richtete er den Blick in die Zukunft und kündigte Großes an:
2019 wird massiv in den Kader investiert!
Ob es nun transfertaktisch clever war, das so offensiv zu formulieren, sei dahingestellt - die Mitglieder vernahmen diese Worte wohlwollend. Wieder gab es Applaus.

Rummenigge will Angst vor dem Umbruch nehmen

Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge knüpfte daran an und bemühte sich, den Anwesenden die Furcht vor dem großen Umbruch und auch die Schärfe aus der aktuellen Ergebniskrise in der Bundesliga zu nehmen. Rummenigge:
Wir müssen und können nicht jedes Jahr Deutscher Meister werden. Wir sollten seriös und respektvoll mit der Situation umgehen. Diese Saison ist spannend - im Sinne aller Fußball-Fans.
Er erinnerte daran, dass es nicht der erste Umbruch im Kader sei, den er erlebe und mitgestalte. Rummenigge appellierte: "Habt keine Angst vor dem, was vor uns liegt."
Im gleichen Atemzug zählte er die Spieler James Rodríguez, Thiago, Niklas Süle, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Corentin Tolisso, David Alaba, Kingsley Coman, Joshua Kimmich, Renato Sanches und Alphonso Davies und deren jeweils noch junges Alter auf. Seine Botschaft:
Das sind Spieler, die noch längst nicht auf dem Zenit sind. Das ist die Zukunft, die schon jetzt Teil der Gegenwart ist.
Die Intention der Bosse war eindeutig: Schärfe rausnehmen, Schulterschluss demonstrieren.
Obwohl nach Eurosport-Informationen in den Tagen nach dem Düsseldorf-Spiel und vor dem Benfica-Spiel sehr wohl ein Trainerwechsel bis ins letzte Detail durchdacht und geplant wurde, stellten sich die Bosse nun klar hinter Niko Kovac, der sich mit seiner Mannschaft zu diesem Zeitpunkt zur Vorbereitung auf das Spiel gegen Werder in Bremen befand.

Hoeneß erinnert an eigenen Spruch

Zuletzt bekannten sich Hoeneß und Rummenigge sogar zu sich selbst. Gerüchte um ein angebliches Zerwürfnis der beiden Alpha-Tiere sollten somit gar nicht erst weiter gedeihen.
Um bei Hoeneß etwas mehr Gelassenheit und weniger Emotionalität zu erzeugen, wolle er künftig noch öfter seine "rechte Hand auf den Oberschenkel drücken", Damit er nicht irgendwann explodiere. Sein Tenor:
Was uns eint, ist das große Ziel, das über allem steht - das Wohl des FC Bayern.
Die Ankündigung, ab sofort auf die blaue Hose zu verzichten und das Hauptspieltrikot ausschließlich in rot-weiß zu halten, tat ihr Übriges, um frustrierten Fans noch mehr Wind aus den Segeln zu nehmen. Da wirkten dann auch die teilweise sehr kritischen Wortmeldungen unter Tagespunkt 8 "Verschiedenes" eher wie ein laues Lüftchen.
Vor seinem Haftantritt wegen Steuerhinterziehung hatte Hoeneß der Menge zugerufen: "Das war's noch nicht!" Am Freitag knüpfte daran an und betonte:
Das war's noch nicht in dieser Saison!
Wieder gab es Applaus, den Punktsieger Hoeneß definitiv von diesem Abend mitnehmen wird. Wie nachhaltig er in seinen Ohren klingt, wird sich erst noch zeigen müssen.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung