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Borussia Dortmund: Das bedeutet der Wertverlust der Aktie für den BVB

Tobias Laure

Update 19/03/2020 um 14:53 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund ist der einzige börsennotierte deutsche Fußballverein und steht deshalb aufgrund der Corona-Krise vor speziellen wirtschaftliche Problemen. Der Kurs der BVB-Aktie fällt, allein von Sonntag auf Montag um 17 Prozent. Aber welche konkreten Folgen kann der Wertverlust der Aktie für den BVB haben? Wirtschafts-Journalistin Carolin Roth erklärt die Zusammenhänge.

BVB-Profis Hummels, Witsel, Brandt (v.l.n.r.)

Fotocredit: Imago

Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (GmbH und Co. KGaA) - so lautet die sperrige Bezeichnung der Rechtsform von Borussia Dortmund. Am 31. Oktober 2000 ging der Verein an die Börse, der Ausgabekurs der BVB-Aktie lag bei elf Euro. In den Folgejahren fiel der Aktienkurs, vor allem in den finanziellen Krisenjahren der Borussia ab 2004 sank der Wert in den Keller. Ab Mitte 2018 ging es dann wieder aufwärts, im Dezember bis auf knapp zehn Euro.
Davon ist das BVB-Wertpapier aufgrund der jüngsten Entwicklungen der Corona-Pandemie weit entfernt - am Montagabend wurden 4,60 Euro für die Dortmund-Aktie ausgewiesen, nachdem der Wert noch am 21. Februar bei 9,39 Euro gelegen hatte. Der Verlust lasse sich durch mehrere Faktoren begründen, wie Wirtschaftsjournalistin Roth erklärt:
Der Kursverlust ist zwar auch durch emotionale Reaktionen getrieben, aber reflektiert natürlich grundsätzlich, dass die Anleger den ökonomischen Schaden von fehlenden TV-Einnahmen, eventuell fehlenden Sponsoreneinnahmen, einbrechenden Ticketverkäufen und Merchandisingerträgen bei nur sehr leicht fallenden Kosten in die Aktie "einpreisen".
Sollte der BVB in den kommenden Wochen und Monaten in ernste finanzielle Bedrängnis kommen, wären Spielerverkäufe im Sommer eine Möglichkeit, die Kassen wieder zu füllen. Allein der Marktwert der beiden 19-jährigen Superstars Jadon Sancho und Erling Braut Haaland wird von "transfermarkt.de" auf 130 beziehungsweise 80 Millionen Euro taxiert.

BVB: Börse ein Nachteil? Nicht unbedingt!

Ein möglicher Notverkauf von Spielern wäre aber keine direkte Folge des fallenden Kurses des BVB-Wertpapiers. "Spieler muss der BVB nicht aus dem Grund verkaufen, dass die Aktie gefallen ist, sondern weil die Budgets niedriger sind aus den oben genannten Gründen und die Ausgaben relativ dazu viel zu hoch sind", erläutert Roth. "Das Problem haben auch andere Klubs."
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Die BVB-Aktie

Fotocredit: Imago

Die Tatsache, dass Borussia Dortmund als einziger Bundesligist an der Börse notiert ist, sehe nur auf den ersten Blick wie ein Nachteil aus:
Dass der BVB gelistet ist, kann in diesem schwierigen Umfeld sogar ein Plus sein gegenüber anderen Vereinen. Denn wenn Dortmund dringend Geld braucht, könnte es sich am Kapitalmarkt einfacher Geld beschaffen, zum Beispiel durch eine Kapitalerhöhung.
Derzeit verfügt der Verein über ein Grundkapital von 92 Millionen Euro, beim Börsengang im Jahr 2000 waren es nur 19,5 Millionen. Ein Allheilmittel ist eine Kapitalerhöhung allerdings nicht.
"Wenn der BVB jetzt neue Aktien emittieren würde, um Geld aufzunehmen, dann müsste dies auf einer tieferen Basis passieren, was die bisherigen Anteilseigner auf einem optisch niedrigem Niveau verwässern würde", so Roth. Darüber hinaus müsse der Klub wahrscheinlich "einen weiteren Abschlag akzeptieren um die Aktien platzieren können." Dies sei "äußerst unbeliebt bei Investoren, die bereits Aktien besitzen - und vermutlich auch bei Aktionären wie Puma, Evonik oder Signal Iduna".
Ein Loch in der Bilanz kann ein börsennotiertes Unternehmen wie die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA über eine Kapitalerhöhung zwar leichter abfedern, aber auch diese Maßnahme hat ihren Preis.

Spielerverkäufe keine gute Idee

Sollte der Spielbetrieb langfristig ruhen und noch weit in die kommende Saison hineinreichen, hätte der BVB - wie alle anderen Klubs auch - ein massives Problem.
"Bei rund 200 Millionen Euro pro Jahr an Personalkosten wäre man wohl gezwungen, wertvolle Spieler wie Sancho zu verkaufen", glaubt Roth. "Da aber potentielle Abnehmer ähnliche Probleme haben, müsste man auch hier damit rechnen, niedrigere Einnahmen durch Transfererlöse verbuchen zu können."
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Borussia Dortmund: Jadon Sancho und Erling Braut Haaland

Fotocredit: Getty Images

Sollten sich die Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dennoch dazu entscheiden, über Transfers Geld zu erwirtschaften, würden sich die geringeren Summen "wahrscheinlich in einem weiteren Zerfall der Aktie wiederspiegeln", warnt Wirtschafts-Journalistin Roth.

Privatisierung des Vereins kaum denkbar

Die Borussia hätte aber zwei weitere Optionen. Eine Privatisierung oder ein sogenanntes Delisting, also der Rückzug von der Börse. Beide Varianten bergen allerdings große Gefahren. Dazu Roth:
Privatisieren wäre eine Möglichkeit, ist aber beim BVB aufgrund des Konstrukts der Kommanditgesellschaft schwierig, da dem Verein zwar die Komplementären gehören, aber nur 5,53 Prozent der Aktien, die aktuell gelistet sind. Der Verein müsste also das Geld haben, um den anderen Aktionären ihre Anteile abzukaufen - was im aktuellen Umfeld unwahrscheinlich ist. Oder es fände sich ein finanzstarker Investor, der ein Übernahmeangebot unterbreitet.
Ein Delisting wiederum würde dem BVB "wirtschaftlich wenig bringen, da man lediglich die Volatilität (Schwankungsbereich des Wertpapiers, A.d.R.) aus den Aktien" nehme, gibt Roth zu bedenken. Überdies fehle dann die Flexibilität am Kapitalmarkt, ganz davon abgesehen, dass ein Delisting generell mit großem organisatorischem Aufwand verbunden ist.

"Wir sind Konkurrenten und ein Wirtschaftsunternehmen"

Insgesamt betrachtet wäre der Bundesliga wohl schon viel geholfen, wenn es in finanzieller Hinsicht zu großer Solidarität käme und besonders schwer getroffene Klubs Hilfe von anderen Vereinen erhielten. Dass BVB-Geschäftsführer Watzke davon allerdings nicht allzu viel hält, machte er von ein paar Tagen in der "ARD" deutlich.
"Wir sind Konkurrenten und ein Wirtschaftsunternehmen", betonte der 60-Jährige. "Am Ende des Tages können nicht die Klubs, die die letzten Jahre gut gearbeitet haben, die, die es nicht getan haben, belohnen." Man kann nur hoffen für den BVB, dass er infolge der Corona-Krise nicht irgendwann selbst auf die Hilfe eines anderen Vereins angewiesen ist.
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