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FC Bayern holpert sich gegen SC Paderborn mit Dreierketten-Experiment zum Sieg

Florian Bogner

Update 22/02/2020 um 17:24 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München bekleckert sich zum Auftakt des 23. Bundesliga-Spieltags mit dem 3:2 (1:1) gegen den SC Paderborn nicht mit Ruhm, sieht sich aber psychologisch gegenüber der Konkurrenz im Vorteil. Das Experiment mit der Dreierkette muss man jedoch als misslungen ansehen. Für das Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Chelsea macht den Bayern derweil zumindest die gezeigte Moral Mut.

David Alaba vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Vom FC Bayern berichtet Florian Bogner
Dass ein Heimspiel des FC Bayern München am Freitagabend gegen den Tabellenletzten nicht unbedingt der Knaller ist, konnte man gut am menschgewordenen "T" des Hauptsponsors sehen.
Das seit jeher in der Allianz Arena durch weißbekleidete Mitarbeiter in die Gegengerade gebrandete Sponsoring-Meisterstück war zu Spielbeginn tatsächlich drei Menschen-Pixel schuldig geblieben – erst nach und nach füllten sich die Punkte.
Ganz 75.000 dürften es dennoch nicht gewesen sein in München-Fröttmaning. Ein paar Dauerkarten-Inhaber schwänzten.

FC Bayern macht es gegen Paderborn spannend

Wer nicht gekommen war, verpasste ein durchaus unterhaltsames Spiel: Die Bayern, erneut mit personellen Abwehrsorgen und deshalb mit seit Pep Guardiolas Tagen nicht mehr praktizierter Dreierkette angetreten, mussten gegen das Kellerkind SC Paderborn tatsächlich zweimal den Ausgleich hinnehmen.
Der Primus drohte zwei Punkte und damit auch mutmaßlich die Tabellenführung liegen zu lassen, besann sich dann aber doch eines besseren.
"Solche Spiele vor einem wichtigen Champions-League-Spiel sind immer schwierig", relativierte Sportdirektor Hasan Salihamidzic die Beinahe-Blamage, nachdem Robert Lewandowski mit seinem 3:2 doch noch den Sieg perfekt gemacht hatte (88.).
Zufrieden waren sie damit nicht unbedingt. Man habe "ein solides Spiel mit unseren Fehlern spannender gemacht als es hätte sein müssen", analysierte der erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselte Thomas Müller:
Es war nicht super gut, aber summa summarum haben wir’s noch umgebogen. Man kann jetzt sagen: Das zeichnet eine Spitzenmannschaft aus. Aber das kann sich jeder so auslegen, wie er’s braucht.

Flick probiert Dreierkette aus

Gebraucht hatten die Bayern laut Trainer Hans-Dieter Flick ganz offenbar eine Systemumstellung auf 3-4-3. Aus zweierlei Gründen hatte der Coach so ein bisschen am offenen Herzen, der zuletzt nicht immer sattelfesten Bayern-Abwehr, herumgedoktert.
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Testlauf für Chelsea? Das sagt Flick über die Dreierkette

Erstens standen ihm die gelbgesperrten Jérôme Boateng und Benjamin Pavard nicht zur Verfügung. Zweitens wollte er durch die Dreierkette vermeiden, dass mit David Alaba oder Lucas Hernández ein Linksfuß die rechte Innenverteidigerposition der sonst praktizierten Viererkette bekleiden muss. Beide hatten nach den letzten Spielen kundgetan, sich mit dieser Rolle nicht besonders gut anfreunden zu können.
"Wir mussten etwas ändern", sagte Kapitän Manuel Neuer nach den Erfahrungen der wackeligen zweiten Halbzeit beim 1. FC Köln vergangenen Sonntag auch entsprechend deutlich. Das mit den Linksfüßen habe dort nämlich "nicht so super geklappt. Deswegen mussten wir das ein bisschen modifizieren."

Abstimmungsprobleme in der Defensive

So durfte Joshua Kimmich den rechten Part der Dreierkette ausfüllen; die Außenverteidiger Alphonso Davies und Álvaro Odriozola (Startelfdebüt für Bayern) sollten dafür über die Flügel Druck machen – mit mäßigem Erfolg.
"Wir hatten durch die Umstellung ein bisschen Probleme im Spielaufbau, dadurch dass wir dann zwei Außenverteidiger als Außenstürmer im Spiel und vielleicht auch nicht die hundertprozentige Zielstrebigkeit Richtung Tor hatten", analysierte Müller das eher laue Lüftchen, das Bayern offensiv lange Zeit nur zu entfachen vermochte.
Defensiv waren dafür deutlich Abstimmungsprobleme – so wie bei Neuers Patzer vor dem 1:1 durch Dennis Srbeny (44.) und nach Serge Gnabrys Ballverlust vor Sven Michels 2:2 (75.) – sichtbar.
"Für unsere Verhältnisse war es zu ausgeglichen", sagte Kimmich selbstkritisch. Denn: "Man erwartet von, dass wir gegen den Tabellenletzten zuhause deutlicher und souveräner gewinnen."
Dass die Bayern überhaupt gewannen, lag am Duo Gnabry/Lewandowski. Ersterer hatte das 1:0 selbst erzielt (26.) und Lewandowski später zum 2:1 (70.) und eben 3:2 aufgelegt.

Müller und Flick heben Moral hervor

Statt der aus der Not geborenen Dreierkette sei deshalb auch die wichtigere Erkenntnis, "dass wir die drei Punkte haben. Das ist auch mit einer Drei", witzelte Müller, der trotz des holprigen Sieges optimistisch auf die anstehende Aufgabe beim FC Chelsea (Di., 21:00 Uhr im Liveticker) blickte.
"Als der Druck hoch war – 2:2 bis zur 88. – haben wir trotzdem noch gut reagiert und den Sieg geholt. Der Spirit ist da", sagte der 31-Jährige und meinte ganz generell zum Ausgang der Partie:
Das ist nicht selbstverständlich, aber für den FC Bayern dann doch wieder selbstverständlich.
Für die Schlussviertelstunde, in der Flick dann wieder auf Viererkette umgestellt hatte, drückte auch der Bayern-Trainer seiner Mannschaft "ein Riesenkompliment" aus. Sie habe vorbildlich "als Team gemeinsam gefightet und sich gegen das Unentschieden gestemmt".

Bayern freut der Blick auf die Tabelle

Die Dreierkette werde er gegen Chelsea derweil nicht wieder spielen lassen. Diese sei einzig "der personellen Situation geschuldet" gewesen: "Ganz einfach."
Erfreuen dürfen sich die Bayern bis zur Abreise gen London am Montagnachmittag indes am Blick auf die Tabelle. Der Bundesliga-Konkurrenz sind sie fürs erste einen Schritt voraus, bleiben an diesem Wochenende uneinholbar Spitze.
Was Neuer freute. "Einige Mannschaften, die das Spiel vielleicht zusammen im Hotel geschaut haben, ärgern sich jetzt ein bisschen", sagte er spitzbübisch. War dann eben doch ein ganz launiger Abend für die Bayern.
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"Gegen das Unentschieden gestemmt": Flick lobt Moral seiner Mannschaft

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