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Drei Dinge, die bei BVB gegen Leipzig auffielen: RB wie ein Spitzenteam - und auch wieder nicht

Florian Bogner

Update 18/12/2019 um 12:01 GMT+1 Uhr

Julian Brandt und Roman Bürki sind die tragischen Helden beim 3:3 (2:0) von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig. Beim Spitzenspiel der Bundesliga zeigen sich die Roten Bullen derweil als Spitzenmannschaft - und auch wieder nicht. Jadon Sancho und Timo Werner lassen sich hingegen derzeit von (fast) niemanden aufhalten. Was uns beim Top-Spiel in Dortmund auffiel.

Julian Brandt - Borussia Dortmund vs. RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

1.) Leipzig spielt wie ein Tabellenführer - und auch wieder nicht

Nach 0:2 und einer chancenlosen ersten Halbzeit in Dortmund noch zurückzukommen, dabei ziemlich eiskalt drei Treffer zu erzielen und am Ende einen Punkt mitzunehmen - das war eines Spitzenreiters würdig. Leipzig verteidigte mit dem 3:3 beim BVB Platz eins der Bundesliga und darf vor dem Jahresabschluss zuhause gegen den FC Augsburg von der Herbstmeisterschaft träumen.
Ausschlaggebend war dafür neben Dortmunder Gastgeschenken eine klare Leistungssteigerung in Durchgang zwei, die Trainer Julian Nagelsmann wohl mit seiner Pausenansprache eingeleitet hatte:
Ich habe gesagt, dass wir über die Emotion ins Spiel finden müssen. Wir haben fußballerisch keine Chance gehabt in der ersten Halbzeit. Von daher ging's ganz wenig um taktische Dinge, sondern hauptsächlich darum, den Jungs Mittel an die Wand zu geben, wie wir ein bisschen ins Spiel kommen: viele Flanken schlagen, Diagonalbälle schlagen, auch häufiger mutig andribbeln, damit der Gegner ein bisschen hinten rein fällt und wir das Spiel mehr in seine Hälfte verlagern.
So drehte Leipzig das Spiel - auch wenn Dortmund mithalf. "Bei den ersten zwei Toren muss Leipzig nicht viel machen, die haben wir ihnen geschenkt", klagte Roman Bürki bei "Sky" selbstkritisch.
Hatte Dortmund im ersten Durchgang noch 8:4 Torschüsse (nach 25 Minuten sogar 6:0 bei 64 Prozent Ballbesitz) und ein Zweikampfplus (56 Prozent gewonnene Duelle), drehte Leipzig in der zweiten Hälfte den Spieß mit 9:6 Torschüssen und 54 Prozent gewonnener Zweikämpfe aber auch eindeutig um.
Beim BVB ging parallel dazu die Passquote nach unten: hatten die Dortmunder in den ersten 25 Minuten noch 90 Prozent aller Zuspiele zum Mitspieler gebracht, waren es in der zweiten Halbzeit nur noch 83. "Am Schluss hat uns auch die Kraft gefehlt", musste Bürki zugegeben.
Leipzig kaufte Dortmund also gewissermaßen den Schneid ab, kam auch nach dem 2:3 durch Jadon Sancho (55.) nochmal zurück. Mit der Leistung der ersten Halbzeit war Nagelsmann aber so gar nicht zufrieden - und sprach das hinterher auch ganz klar an.
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Patrik Schick erzielt den 3:3-Ausgleich gegen den BVB

Fotocredit: Getty Images

"Das war in der ersten Halbzeit überhaupt nicht das, was wir spielen wollten", hielt der RB-Coach fest: "Wir haben in der ersten Halbzeit Riesenprobleme gehabt, was das Anlaufen angeht, aber der Hauptgrund war: Unser Spiel mit Ball war einfach sehr, sehr schlecht."
Ein Spitzenteam sei Leipzig deshalb (noch) nicht, meinten Nagelsmann und Doppeltorschütze Timo Werner unisono. "Man hat gerade in der ersten Halbzeit gesehen, dass wir noch Defizite haben, an denen wir arbeiten wollen", sagte der Angreifer, "aber wir sind Tabellenführer der Bundesliga und haben noch viel Potenzial nach oben - das ist doch schön zu sehen. Darauf kann man aufbauen."
Der Ansatz des Trainers dafür ist auch klar: "Wir müssen schauen, dass wir in diesen Spitzenspielen einfach mutiger sind - das war gegen Bayern schon ähnlich. Wir müssen uns nicht verstecken."

2.) Die janusköpfigen Bs bei Dortmund

Tor des Monats Dezember? Könnte an Julian Brandt gehen. Mit welcher Leichtigkeit der Nationalspieler den Ball beim 2:0 (34.) annahm, mitnahm und im Tor verstaute, war bemerkenswert. Überhaupt scheint der 23-Jährige nun so richtig angekommen beim BVB - in ungewöhnlicher Rolle.
Dass man Brandt jedenfalls in einem 3-4-3 auf einer der zentralen Sechser-Positionen antreffen würde, hatte man sich zu Saisonbeginn jedenfalls nicht unbedingt so ausgemalt.
In Abwesenheit von Axel Witsel hat sich Brandt jedoch zum heimlichen Herzstück des BVB entwickelt. Passsicher und zweikampfstark spielte der Ex-Leverkusener auch gegen Leipzig, und vor allem immer mit dem besonderen Gefühl dafür, wann es galt, Tempo zu machen oder das Spiel zu verlangsamen.
"Julian Brandt hat glaube ich in der ersten Halbzeit keinen Ball verloren", lobte auch Nagelsmann.
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Borussia Dortmund bejubelt den Treffer zum 2:0 gegen RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

Allerdings hielt das nur bis zur 53. Minute: Da spielte Brandt einen folgenschweren Rückpass direkt auf Werner - 2:2.
Zur Wahrheit über Roman Bürki gehört derweil, dass der Dortmunder Schlussmann in den letzten Wochen ziemlich gut in Form ist - auch wenn er vor dem Spiel gegen Leipzig ligaweit nur die 18.-meisten Torschüsse pariert hatte (22).
Gegen RB Leipzig bestätigte Bürki zunächst seine starke Form, als er kurz vor Ende der ersten Halbzeit zweimal aus nächster Nähe gegen Yussuf Poulsen und Timo Werner parierte. Auch in der 52. Minute brillierte der 29-Jährige bei immer schlechter werdenden, regnerischen Bedingungen: den Kopfballaufsetzer von Lukas Klostermann parierte Bürki nicht minder toll.
Zur Wahrheit über Roman Bürki gehört aber auch, dass er auch in Top-Form immer wieder für einen Fehler gut ist. In der 47. Minute bei Platzregen seinen Kasten zu verlassen und weit vor dem Tor zur Seite zu köpfen, gehörte zu den schlechteren Ideen des Torhüters in den vergangenen Wochen.
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Favre in Erklärungsnot: "Das ist auch schwer zu akzeptieren"

"Ich wollte den noch mehr auf die Seite köpfen, aber ich bin halt kein Spieler", sagte Bürki hinterher relativ selbstbewusst: "Ich hatte genügend Saves heute, kommt halt auch mal vor."
Timo Werner sagte nach Bürkis Kopfball allerdings "Danke" und versenkte ins leere Tor zum 1:2 - ein Schock, den Dortmund nur schwer verdauen konnte. Denn nur sechs Minuten später patzte Brandt.

3.) Spieler des Monats: Sancho und Werner

Die BVB-Wende in den letzten Wochen ist neben den formstarken Bürki, Brandt und Hakimi vor allem einem Mann zuzuschreiben: Jadon Sancho.
Seit dem 0:4 beim FC Bayern München, als er nach nur 36 Minuten ausgewechselt wurde, traf der Engländer in allen folgenden sieben Pflichtspielen - Sancho steuerte insgesamt sogar aberwitzige 14 Scorerpunkte bei (acht Tore, sechs Vorlagen).
Gegen Leipzig war der 19-Jährige erneut voll da: Vor dem 2:0 spielte er den Ball klug auf Brandt, das 3:2 besorgte er höchstpersönlich (55.) - just als der BVB drauf und dran war, das Spiel aus der Hand zu geben.
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Jadon Sancho trifft - Borussia Dortmund vs. RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

Es gibt zurzeit allerdings einen noch tödlicheren Spieler in der Liga: Timo Werner.
Seit dem 30. Oktober kommt der Nationalspieler in elf Pflichtspielen auf sage und schreibe 23 Scorerpunkte, hat seinerseits nun sieben Ligaspiele in Folge getroffen und mit 18 Saisontoren zu Robert Lewandowski aufgeschlossen. So viele Tore waren zu diesem Zeitpunkt als letztem Deutschen Gerd Müller 1976 gelungen.
Gegen den BVB brauchte Werner nur 38 Ballaktionen für vier Schüsse aufs Tor und zwei Treffer - und das, obwohl er eigenen Angaben zufolge im ersten Durchgang gar nicht auf dem Platz war.
"Bis zum 1:2 war es das schlechteste Spiel, das ich für RB Leipzig gemacht habe", sagte er bei "Sky": "Ich habe glaube ich 100 Prozent Fehlpässe gespielt. Das war sehr, sehr schwach."
Und sicher legten ihm mit Bürki und Brandt zwei BVB-Spieler die Treffer auf. Man muss aber auch erstmal da stehen, wo der Ball hinkommt. "Timo ist einfach clever, der läuft nicht so gerne zurück", frotzelte Dortmunds Kapitän Marco Reus über die Szene beim 2:2.
Er habe "ein bisschen drauf spekuliert", gab Werner indes zu. "Da hat der Trainer das gleiche wie Marco gesagt: 'Zum Glück bist du manchmal so faul.' Ich glaube, ich muss mir darüber mal Gedanken machen", schmunzelte der Angreifer. Und freute sich darüber, dass er nun gegen alle 17 aktuellen Bundesliga-Gegner getroffen hat. Ein Meilenstein, der noch nicht mal Lewandowski (dem fehlt Düsseldorf) gelungen ist.
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#SotipptderBoss: Bayern zieht wieder am BVB vorbei

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