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FC Bayern: Hansi Flick nach Sieg über BVB mehr als Kurzzeit-Trainer?

Florian Bogner

Update 10/11/2019 um 12:22 GMT+1 Uhr

Mit Interimstrainer Hans-Dieter Flick kommt der FC Bayern München zu einem überzeugenden 4:0-Sieg über Borussia Dortmund. Die Bosse würden ihn nun gerne von der Kurzzeit- zur Übergangslösung beim FCB machen - doch Flick ziert sich. Und so richtig scheinen die Bayern-Bosse auch noch nicht zu wissen, wie es nach der Gala gegen den BVB auf dem Trainerposten weitergehen soll.

Hansi Flick | FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Um zu verstehen, wie verzwickt das mit dem Trainerfindungsprozess des FC Bayern München nach wie vor ist, genügt ein Blick auf die Abläufe am Samstagabend.
Der FC Bayern München hatte soeben Borussia Dortmund wieder mal klar geschlagen, 4:0, ein großes Fußballfest voller Argumente für den Interimstrainer Hans-Dieter Flick, da stellte sich Uli Hoeneß bei "Sky" dem Mikrofon.
"Es wäre klug, in den nächsten 14 Tagen in aller Ruhe erst im Klub einig zu werden, wie es weitergeht. Hansi Flick spielt in den Überlegungen sicher auch eine Rolle", sagte der am Freitag aus dem Amt scheidende Präsident defensiv. Der Klub habe aber "noch keine festgelegte Meinung zu diesem Thema".

Rummenigge prescht nach vorne

Kurz darauf schaute Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in der Mixed-Zone vorbei. Da klang das plötzlich ganz anders. "Ich muss Hansi Flick ein großes Kompliment machen. Wir werden mit Hansi Flick bis auf Weiteres arbeiten. Er hat das gut gemacht und er hat unser Vertrauen", sagte er mit festgelegter Meinung.
Auf die Nachfrage, ob Flick damit sicher auch beim nächsten Bundesliga-Spiel gegen Fortuna Düsseldorf nach der Länderspielpause als verantwortlicher Trainer auf der Bank sitzen werde, sagte Rummenigge:
Davon kann man ausgehen.
Der Dritte im Bunde, Sportdirektor Hasan Salihamidzic, kam spät. Konfrontiert mit der Rummenigge-Aussage, meinte der 42-Jährige zunächst mit einem Freud'schen Versprecher über Flick: "Es ist auch meine Meinung, dass er gerne weitermachen möchte." Salihamidzic stellte dann aber klar:
Wir müssen erstmal mit ihm sprechen. Dazu gehören immer zwei Parteien.
Man müsse Flick "schon fragen, ob er das auch möchte".

Flick ziert sich

Flick selbst wirkte nämlich am Samstagabend alles andere als überzeugt. Immer wieder stellte der 54-Jährige heraus, dass er nur für die zwei Spiele gegen Olympiakos Piräus (2:0) und den BVB (4:0) das Mandat bekommen habe.
Das klang dann so: "Meine Aufgabe waren diese beiden Spiele, die haben wir gewonnen. Damit bin ich zufrieden."
Und so: "Es gibt keine Absprache. Sie haben mich gebeten, diese zwei Spiele zu machen." Das gelte bis zum "Tag heute". Flick weiter: "Ich habe einen Arbeitsvertrag als Assistenztrainer beim FC Bayern, der geht bis 2021. Was soll ich mir da andere Gedanken machen? Ich bin vollkommen relaxt und erwarte mir auch nichts."
Nochmal setzte er an:
Es hat mich geehrt, für diese beiden Spiele das Vertrauen zu bekommen. Aber mehr ist da noch nicht abgesprochen.
Und falls es jemand noch nicht bemerkt haben sollte: Die ganze Entwicklung seit der Entlassung von Niko Kovac sei ein Ereignis gewesen, das er "so auch nicht unbedingt wollte. Ich bin eigentlich nur als Co-Trainer zurückgekommen, weil ich die tägliche Arbeit auf dem Platz vermisst habe. Es gibt keine Absprache, wie es weitergeht."

Bayern muss Überzeugungsarbeit leisten

Ja selbst als man ihm das Rummenigge-Zitat vorlegte, meinte Flick: "Ich weiß nicht, was er gesagt hat. Ich war nicht dabei. Für mich hat sich nichts geändert. Diese zwei Spiele war die Aufgabe." Dortmund hatte er schließlich schon vorher als seine "Ziellinie" bezeichnet.
Im übrigen sei er aber schon "froh, dass ich bei Bayern bin und dass Niko mich hierhergeholt hat". Er habe es auch "genossen, mit der Mannschaft in der Funktion arbeiten zu können".
Ein wenig Überzeugungsarbeit werden sie trotzdem noch leisten müssen, die Bayern-Bosse, wenn sie Flick weiter das Mandat als Cheftrainer (und Hermann Gerland als Co-Trainer) geben wollen.

Team spricht sich auf dem Feld für Flick aus

Was schon mal nicht schlecht ist: Die Spieler scheint Flick hinter sich zu haben.
"Er hat viel versucht uns mit auf den Weg zu geben und es hat gut funktioniert. So kann es auf jeden Fall weitergehen", sagte Kapitän Manuel Neuer stellvertretend fürs ganze Team.
"Wenn man die richtigen Gründe in den Gesprächen angibt, haben wir eine Basis", sagte Salihamidzic noch am Abend zu Eurosport:
"Ich glaube, die Mannschaft hat heute die besten Gründe gegeben. Und Hansi Flick sieht auch, dass er gehört wird, dass die Jungs verstanden haben, was er ihnen mitgegeben hat, und dass er auch viel Spaß mit dieser Mannschaft haben kann."
"Man sieht, dass er mit der Mannschaft gut zurechtkommt", stellte auch Hoeneß fest. "Er hat ein gutes Verhältnis zu ihr. Und die Mannschaft, die ja auch einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, dass Niko Kovac nicht mehr da ist, hat natürlich gemerkt: Hoppla, jetzt müssen wir ja liefern. Und sie hat geliefert."

Zwischenlösung Flick - und dann?

Stellt sich nur die Frage, ob die Spieler auch an einem tristen Nachmittag in Düsseldorf, Freiburg oder Berlin-Köpenick für Flick so viel Einsatz und Eifer an den Tag legen würden, wie an Champions-League- oder BVB-Abenden.
Klar ist, dass die Bayern-Bosse Flick – trotz allem Lobes – nur als Zwischenlösung ansehen. "Man muss an einer langfristigen Lösung interessiert sein. Bis es zu einer solchen kommt, ist Hansi Flick keine schlechte Lösung", sagte Hoeneß dem "ZDF".
Was nach einer Erweiterung des Mandats bis Winter oder zum Saisonende spricht. Wie genau sie's halten werden, wissen sie aber noch nicht. "Wir werden uns Zeit lassen und in Ruhe überlegen, welche Optionen es gibt und wie wir weiter vorgehen werden", sagte Salihamidzic dann noch. Denn:
Wir lassen uns auf gar keinen Fall unter Druck setzen.
Hansi Flick aber auch nicht.
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