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FC Bayern München | Sieben Spiele in 22 Tagen: So geht's in die K.o.-Wochen

Tobias Laure

Update 17/10/2019 um 16:29 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München und Trainer Niko Kovac sehen sich einem unangenehmen Déjà-vu aus der Vorsaison gegenüber. Die Niederlage gegen Hoffenheim hat für Unruhe gesorgt und den Rausch des 7:2-Erfolgs bei Tottenham Hotspur jäh beendet. Nun geht es für die Bayern in drei englischen Wochen in drei Wettbewerben zur Sache. Kovac hat trotzdem allen Grund, entspannt und optimistisch zu sein.

FC Bayern: Kovac gibt Tolisso (li.) und Perisic (re.) Anweisungen

Fotocredit: Getty Images

Niko Kovac hat nicht lange gebraucht, um die Mechanismen beim FC Bayern zu durchschauen. Ihm sei klar, dass beim Rekordmeister "die Zeit anders läuft". Das Zitat ist schon ein Jahr alt - und doch brandaktuell.
Damals stand der Bayern-Trainer - noch nicht einmal 100 Tage im Amt - unter gehörigem Druck, nachdem er mit einer 0:3-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach in die Länderspielpause gehen musste. Als Sechster mit vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund.

Über allem schwebt das Triple

Schlecht für Kovac: Die Geschichte hat sich in dieser Saison wiederholt, wenngleich nicht ganz so drastisch. Wieder eine Heimniederlage vor den Länderspielwochen (1:2 gegen die TSG Hoffenheim), wieder nicht Erster, wieder Rückstand; dieses Mal zwei Punkte auf den Tabellenführer aus Gladbach.
Kovac kennt die Zahlen natürlich, rechnete sie den Journalisten zwei Tage vor dem Bundesliga-Derby beim FC Augsburg sogar vor und zog daraus den Schluss:
Wir haben uns also im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Jetzt wollen wir zusehen, dass wir die nächsten sieben Partien alle gewinnen. Dann sind wir in der Champions League vorne, in der Bundesliga vorne und im Pokal weiter.
Den Bayern steht nun bevor, was man im Sport-Journalismus so gerne als "Wochen der Wahrheit" bezeichnet: Sieben Partien in 22 Tagen. Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal. Es gilt, das Fundament zu schaffen für eine Saison, die man in München am liebsten mit dem Triple abschließen würde.
Und so hart es klingen mag: Es wäre wohl das einzige Ergebnis, mit dem sich Kovac beim FC Bayern uneingeschränkt den Respekt und die Anerkennung auf allen Ebenen in und rund um den Verein verschaffen würde.

Kovac: Alles klar mit Rummenigge und Hoeneß

Immerhin: Taten sich die Vereinsbosse während der sportlich schwierigen Phase der Vorsaison noch schwer, Kovac öffentlich den Rücken zu stärken, hat sich das Standing des Trainers inzwischen verbessert.
Er spüre "Vertrauen und Wertschätzung" sowohl von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge als auch von Präsident Uli Hoeneß, versicherte der 48-Jährige in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". Und:
Der Austausch zwischen uns ist sehr rege, sehr gut. Noch besser als in der vorigen Saison.
Das befreit Kovac freilich nicht davor, mit seiner Mannschaft Erfolge und attraktive Vorstellungen in Serie abliefern zu müssen. Die Aufgaben der kommenden drei Wochen sind indes allesamt machbar.
In der Bundesliga warten auswärts Augsburg und Frankfurt, zuhause geht es gegen Union Berlin und - zum Abschluss der Volle-Pulle-Wochen - gegen Borussia Dortmund. Im DFB-Pokal müssen die Bayern beim Zweitligisten VfL Bochum ran, in der Champions League kommt es zweimal zum Kräftemessen mit Olympiakos Piräus.
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Thomas Müller, Robert Lewandowski und Kingsley Coman (v.l.n.r.)

Fotocredit: Getty Images

Ein stürmischer Herbst ist an der Säbener Straße nicht zu erwarten, auch, weil die Personallage im Vergleich zu 2018 deutlich entspannter ist. Corentin Tolisso und Kingsley Coman fehlten verletzungsbedingt über Monate, auch Thiago Alcántara und James Rodríguez standen in der Hinrunde mehrere Wochen nicht zur Verfügung.
Derzeit fehlt im Mannschaftstraining einzig Sturmtalent Jann-Fiete Arp, der sich einen Kahnbeinbruch in der linken Hand zugezogen hat. Leon Goretzka hat indes schon wieder mit dem Training begonnen.
Kovac kann fast aus dem Vollen schöpfen, eine luxuriöse Situation - und er sieht einen weiteren Grund, optimistisch zu sein. Die jüngsten Länderspielreisen von Leistungsträgern wie Tolisso, Coman, Lucas Hernández, Thiago oder Lewandowski seien ein wichtiger Faktor, so der Trainer:
Lewandowski zum Beispiel hat in zwei Partien drei Tore geschossen und zwei vorgelegt. Die Jungs hatten da Erfolge mit der Nationalmannschaft, deshalb sind Atmosphäre und Stimmung sehr gut. Das wollen wir bei Bayern für die kommenden Wochen nutzen.
Sein Team könne im Moment "gar nicht besser aufgestellt" sein, so Kovac.

Zu viele Schwachstellen im Spiel des FC Bayern

Ein Selbstläufer wird der Herbst trotzdem nicht, dazu offenbart das Spiel der Bayern zu viele Schwachstellen. Die Zahl der Gegentore ist zu hoch, vor allem gegen vermeintlich kleinere Teams wie Hertha BSC (2:2), Paderborn (3:2) oder eben Hoffenheim (1:2).
Verstärkt wird das Problem durch die Tatsache, dass die Kovac-Kicker bislang nur bedingt Comeback-Qualitäten zeigten. Fünfmal gerieten die Bayern in Pflichtspielen in Rückstand, nur zweimal konnten sie die Partie noch drehen und als Sieger vom Platz gehen.
Kovac scheut sich nicht, sein Missfallen über die Unzulänglichkeiten auch öffentlich kund zu tun. Über das Hoffenheim-Spiel sagte der Trainer:
Wenn wir verlieren, dann haben wir nicht gut gespielt. Gegen Hoffenheim waren wir zu langsam, zu pomadig und wenig dynamisch. Das führte dazu, dass wir keinen Spielwitz und keine Spielfreude versprüht haben.
Vieles wird darüber hinaus von Robert Lewandowskis Extraklasse kaschiert. Der Pole schoss wettbewerbsübergreifend 15 der bislang 33 Münchner Treffer. Sollte der Angreifer einen Durchhänger haben, steht der FCB vor einem gravierenden Problem.
Und damit auch Kovac, der bei ausbleibendem Erfolg schnell wieder in die Kritik geraten dürfte. Schlaflose Nächte wird ihm das kaum bereiten, er kennt das Spielchen ja noch aus dem vergangenen Jahr. Die Zeit läuft halt anders in München ...
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