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RB Leipzig, SC Freiburg und die Rückkehr der Raute: Das waren die Taktik-Trends 2019

Luca Baier

Update 31/12/2019 um 18:08 GMT+1 Uhr

Die Bundesliga-Hinrunde lieferte einige taktische Schmankerl. Julian Nagelsmann implementierte seine eigene Philosophie in Leipzig. Mit seinen taktischen Kniffen führte er RB zur Herbstmeisterschaft. Christian Streich zeigt Jahr für Jahr, was er aus den Freiburgern herauskitzeln kann und das Comeback einer altbewehrten Formation im Mittelfeld war ein Erfolgsgarant für viele Teams in der Hinrunde.

RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

Ein fast schon furchterregendes All-Inclusive-Team, ein Underdog mit Köpfchen und die Rückkehr eines schon totgeglaubten Spielsystems. Zum Abschluss des Jahres 2019 blickt Eurosport.de auf die drei auffälligsten Themen aus taktischer Hinsicht zurück.

Leipzig als eierlegende Wollmilchsau

RB Leipzig stand jahrelang für eine ganz bestimmte Art und Weise von Fußball: Pressing, Gegenpressing, vertikales Spiel. Hochgeschwindigkeitsfußball eben. Mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann als Trainer war eine gewisse Anpassung des Spielstils schon zu erwarten gewesen. Dass Nagelsmann die Leipziger aber derart komplett machen könne, haben vorher wohl nicht einmal die RB-Verantwortlichen zu träumen gewagt.
Leipzig ist schlichtweg ein Topteam. Ob mit dem Ball, gegen den Ball oder in den Umschaltmomenten: Sie haben klare Lösungen parat – und zwar immer gleich mehrere. Aus verschiedenen Systemen gelingt es ihnen, tief stehende Gegner geduldig zu bespielen und im Stile einer Spitzenmannschaft über die Dominanz und Präsenz im gegnerischen Drittel irgendwann mit dem 1:0 die Tür zu öffnen.
Gleichzeitig verstehen sie es aber auch, gegen spielerisch ambitionierte Gegner aus einer defensiven Ausrichtung blitzschnell zu kontern – mit Timo Werner im Sturm sieht das bisweilen spielend leicht aus.
Doch nicht nur taktisch sind die Leipziger als komplett zu bezeichnen. Auch der Kader ist wahnsinnig breit aufgestellt. Schon 13 verschiedene Spieler konnten sich wettbewerbsübergreifend in die Torschützenliste eintragen, darunter sogar sechs Defensivspieler.
Die von Nagelsmann und seinem Trainerteam detailliert in der Gegnervorbereitung ausgearbeiteten Matchpläne sowie die grundsätzlichen, vom Gegner unabhängigen, Spielprinzipien bieten den Spielern offenbar die perfekte Mischung aus Vorgaben und Freiheiten für individuelle Klasse. Der Lohn: eine verdiente Herbstmeisterschaft.
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Hatte mit RB Leipzig in der Bundesliga-Hinrunde viele Gründe zu feiern: Julian Nagelsmann

Fotocredit: Getty Images

Freiburgs Defensive mit Köpfchen

Jahr für Jahr wird der SC Freiburg von nicht wenigen Fans und Experten als heimlicher Abstiegskandidat genannt. Und Jahr für Jahr gelingt es der Mannschaft von Christian Streich, die kritischen Stimmen zu widerlegen. In dieser Hinrunde hält man sogar den Anschluss an die internationalen Plätze. Nur 23 Gegentore in 17 Spielen sind ein sehr guter Wert, gerade wenn man bedenkt, dass Freiburg in fast keinem Spiel individuell überlegen ist.
Streichs Elf verteidigt jedoch mit extrem viel Köpfchen und lässt sich kaum einmal auf direkte Duelle mit den Topstürmern der Liga ein. Freiburg gewinnt die wenigsten Tacklings in der Liga (gesamt 236, Paderborn als Spitzenreiter hat in dieser Kategorie 336 vorzuweisen). Sie begehen die drittwenigsten Fouls, außerdem fangen nur Bayern und Hoffenheim weniger Pässe ab als Freiburg. Was auf den ersten Blick wie eine zahnlose Verteidigung aussieht, ist tatsächlich das Resultat einer extrem geschickten Abwehrarbeit.
Anstatt überhastet in direkte Zweikämpfe zu rauschen oder auf der Jagd nach einem gegnerischen Pass die Ordnung zu verlassen, bleibt Freiburg beim Verteidigen cool. Ziel im Zweikampf ist es nicht, den Ball direkt zu gewinnen, sondern, dass der Gegner zu einer unkontrollierten Aktion verleitet wird.
Freiburgs Spieler stehen beim Verteidigen immer seitlich, sodass sie im Fall eines Dribblings direkt Tempo aufnehmen können. Weil sie verhältnismäßig viel Abstand halten, gibt es selten direkten Zugriff, sie versperren faktisch aber den direkten Weg zum Tor.
Im Schnitt blockten die Bundesligamannschaften in der Hinrunde 53 gegnerische Schüsse. Der SC Freiburg thront mit unglaublichen 85 geblockten Schüssen auf dem ersten Rang.
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Hatten mit dem SC Freiburg viel zu Lachen: Vincenzo Grifo (links) und Robin Koch

Fotocredit: Getty Images

Rückkehr der Raute

Auffallend oft griffen die Bundesligatrainer in der Hinrunde auf die Raute zurück. Diese Form des 4-4-2 war lange Zeit in der taktischen Mottenkiste verschwunden – nicht zuletzt wegen der vielen guten Flügelstürmer, die in diesem System nominell keinen Platz finden. In dieser Hinrunde erlebte die Mittelfeldraute jedoch ein Revival. Von Mainz über Bremen bis hin zu Leipzig, Gladbach und Schalke probierten es viele Teams in dieser Grundordnung.
Während die Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte die Raute hauptsächlich als defensives Element nutzten und mit vier zentralen Mittelfeldspielern eher passiv das Zentrum verbarrikadierten, zeigte besonders der FC Schalke eine sehr offensive Interpretation. Pressing-Experte David Wagner ließ die Raute nämlich höchst aktiv spielen und stellte dem Gegner so knifflige Fallen im Spielaufbau.
Die Königsblauen liefen den Gegner mit beiden Stürmern an, dahinter verfolgte der Zehner den gegnerischen Sechser. Die Folge: Ein kontrolliertes Spiel durchs Zentrum war nicht möglich. Setzten Schalkes Gegner zu langen Bällen an, standen Sechser Omar Mascarell sowie seine Nebenleute auf den Halbpositionen zu dritt vor der Abwehr und konnten erste bzw. zweite Bälle gewinnen.
Baute der Gegner über die Außenverteidiger auf, waren Schalkes Spieler auf den Halbpositionen immer auf dem Sprung, um auf dem Flügel Druck auszuüben – wohl dem, der Laufwunder wie Suat Serdar oder Weston McKennie in seinen eigenen Reihen weiß.
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