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FC Bayern und das Abwehr-Puzzle: Wo Salihamidzic irrt

Tobias Laure

Update 13/11/2020 um 14:12 GMT+1 Uhr

Die Abwehr des FC Bayern München wird zum Saisonende wohl auseinandergerissen. Die Verträge von David Alaba, Jérôme Boateng und Javi Martínez laufen im Juni aus und werden Stand jetzt nicht verlängert. Das alleine intern aufzufangen, wie Sportvorstand Hasan Salihamidzic suggerierte, ist unmöglich. Darum laufen jetzt bereits hinter den Kulissen die Transferplanungen. Und Salihamidzic ist gefragt.

David Alaba, Manuel Neuer, Jérôme Boateng (v.l.) - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Der Duden definiert ein Puzzle als "viele in einem Geduldsspiel richtig zusammenzusetzende einzelne Stücke eines Bildes".
Die Parallele zur Abwehr des FC Bayern drängt sich auf. Dort kommen mehrere Profis für die vier Positionen der Viererkette infrage.
Das Problem dabei: Drei der Puzzle-Teile fallen mit großer Wahrscheinlichkeit bald weg und es bleibt die Frage, ob die übrigen so gut zusammenpassen, dass sich wieder ein stimmiges Bild ergibt?
Sportvorstand SaIihamidzic ist jedenfalls bemüht, ein entspanntes Bild der Situation zu zeichnen. Angesprochen auf den Vertragspoker um Alaba erklärte der 43-Jährige vergangene, dass man auf dessen Position in der linken Innenverteidigung "sehr gut besetzt" sei.

Salihamidzic-Statement greift zu kurz

"David ist ja noch die ganze Saison da. Dazu haben wir Jérôme, Benji, Niklas, Lucas und Javi", verwies Salihamidzic auf die Tatsache, dass im Notfall auch Boateng, Pavard, Süle, Hernández und Martínez die Alaba-Rolle übernehmen können. Ergo: "Wir sind total gut besetzt."
Das gilt aber nur für die laufende Saison. Für die kommende Spielzeit wird Bayern auf dem Transfermarkt nachbessern müssen.
Eurosport.de zeigt auf, wie sich die Lage in der Abwer vor Torhüter Manuel Neuer derzeit darstellt:

Rechter Verteidger

  • Infrage kommende Spieler: Benjamin Pavard, Bouna Sarr, Joshua Kimmich, Chris Richards
Aktuelle Situation: Weltmeister Pavard ist auf rechts die unumstrittene Stammkraft und hat unter Flick quasi eine Einsatzgarantie. Im Top-Spiel bei Borussia Dortmund (3:2) musste der Franzose verletzungsbedingt passen. So übernahm Neuzugang Sarr die Rolle des 24-Jährigen. Der Ex-Marseille-Spieler braucht aber noch Zeit, um sich an Rhythmus und Niveau beim Rekordmeister zu gewöhnen.
Zuletzt bekam auch schon der junge Richards seine Chance: Beim 4:3 gegen die Hertha stand der 20 Jahre alte Innenverteidiger als Rechtsverteidiger in der Startelf. Und dann gibt es ja auch immer noch Joshua Kimmich, der schon in der Endphase der Champions League für den verletzten Pavard auf seiner "alten" Position aushalf.
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Benjamin Pavard (FC Bayern München)

Fotocredit: SID

Perspektive: Wenn sich Sarr und Richards im Schatten von Pavard etablieren, sind die Münchner auf der Rechtsverteidiger-Position gut besetzt. Problematisch wird es nur, wenn Pavard langfristig in die Innenverteidigung rücken soll. Der Franzose fühlt sich dort nach eigener Aussage wohler. Von einem dauerhaften Comeback Kimmichs rechts hinten ist indes nicht auszugehen; der Nationalspieler ist im Zentrum verplant.

Rechter Innenverteidiger

  • Infrage kommende Spieler: Niklas Süle, Jérôme Boateng, Javi Martínez, Tanguy Nianzou Kouassi, Chris Richards
Aktuelle Situation: Flick setzt voll auf Süle. Nach seinem Kreuzbandrisses ist der 25-Jährige noch nicht ganz der Alte, perspektivisch führt am Nationalspieler aber kein Weg vorbei. Daneben können die Bayern in dieser Saison noch auf 2014-Weltmeister Boateng bauen. Mit Nianzou Kouassi, der zu Saisonbeginn von Paris Saint-Germain kam und noch auf sein erstes Pflichtspiel wartet, steht dahinter schon ein Toptalent in den Startlöchern. Alternativ kann der Triple-Sieger auch auf Martínez oder Richards zurückgreifen.
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Niklas Süle im Gespräch mit Bayern-Trainer Hansi Flick

Fotocredit: Getty Images

Perspektive: Alles gut. Flick stehen ausreichend Innenverteidiger mit starkem rechten Fuß zur Verfügung. Mit dem 18-jährigen Nianzou Kouassi und dem zwei Jahre älteren Richards haben zwei Talente die Chance, sich im Windschatten von Süle zu entwickeln. Bedeutet: Wenn Boateng den Klub im Sommer verlässt, muss nicht zwingend nachgebessert werden.

Innenverteidigung links

  • Infrage kommende Spieler: David Alaba, Lucas Hernández, Niklas Süle, Jérôme Boateng, Tanguy Nianzou Kouassi, Chris Richards, Javi Martínez
Aktuelle Situation: Die lange Liste einsetzbarer Spieler täuscht ein wenig, denn prinzipiell präferiert Flick einen Linksfuß auf der linken Innenverteidiger-Position. Legt man diesen Maßstab an, bleiben nur noch Alaba und Hernández übrig. Und da beginnen die Schwierigkeiten. Abwehrchef Alaba steht vor einem Abschied bei Bayern und der Franzose ist momentan als Linksverteidiger erste Wahl. Der nahezu beidfüßige Richards, wäre eine Option, ist aber noch unerfahren.
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David Alaba (FC Bayern München)

Fotocredit: Imago

Perspektive: Alaba weg, Hernández Außenverteidiger - geht man von dieser Konstellation aus, müssen die Bayern im kommenden Sommer auf dem Transfermarkt aktiv werden. Nicht zwingend, um in der Bundesliga zu bestehen, wohl aber, um den internationalen Ambitionen gerecht zu werden. Ein Linksfuß wäre die von Trainer Hans-Dieter Flick präferierte Lösung; zur Not tut es aber auch ein potenter Rechtsfuß. Hernández könnte perspektivisch aber auch der neue starke Mann links in der Innenverteidigung werden.

Linker Außenverteidiger

  • Infrage kommende Spieler: Lucas Hernández, Alphonso Davies, David Alaba, Bouna Sarr
Aktuelle Situation: Sind Hernández und Davies fit, hat der FCB zwei linke Außenverteidiger von absolutem Weltklasseformat in seinen Reihen. Besser geht es kaum. Hinzu kommt: Davies ist erst 20 Jahre alt, Hernàndez 24 - das Duo ist die Gegenwart und Zukunft links hinten. Theoretisch könnte Flick hier auch Alaba oder im Notfall auch Sarr (wie in Köln) bringen. Eine Luxus-Situation.
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Lucas Hernández

Fotocredit: Getty Images

Perspektive: Aktuell sind die Münchner gut aufgestellt. Sollte Hernández jedoch nach einem Alaba-Abgang die 1a-Lösung auf der linken Innenverteidigerposition werden, braucht Bayern einen Linksverteidiger-Backup für Davies.

Das Fazit

Wenngleich Salihamidzic nicht unbedingt Handlungsbedarf sieht, sind die Bayern gut beraten, die Kaderdecke in der Defensive nicht zu dünn geraten zu lassen. Im Klartext: Verlassen Alaba, Boateng und Martínez den Klub, müssenn ein bis zwei gestandene neue Spieler die Abwehr stärken.
Der wahrscheinliche Alaba-Abschied kann intern jedenfalls qualitativ nicht aufgefangen werden. Flick muss sich indes überlegen, wie er den derzeitigen Ersatzspielern die nötige Einsatzzeit verschafft, um weitere Alternativen zu schaffen, sollte es zu den drei Abgängen kommten
Das Puzzle-Spiel kann beginnen ...
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Der Alaba-Poker: Diese Optionen hat der Bayern-Star jetzt

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