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Drei Dinge, die bei Borussia Dortmund - Bayer Leverkusen auffielen: Ein Torso namens BVB

Andreas Lehner

Update 06/02/2022 um 21:34 GMT+1 Uhr

Das war’s mit den letzten Meisterschaftsträumen des BVB. Bayer 04 Leverkusen zeigt den Dortmundern beim 5:2 im Signal-Iduna-Park die Grenzen auf. Vor allem in spielerischer und taktischer Hinsicht wirft die Leistung der Schwarz-Gelben Fragen auf. Damit wächst auch der Druck auf Trainer Marco Rose. Leverkusens junge Truppe unterstreicht dagegen ihre Champions-League-Ambitionen.

Der BVB unterliegt Leverkusen

Fotocredit: Getty Images

Nach drei Siegen zum Auftakt der Rückrunde gerät Borussia Dortmund zuhause gegen Bayer Leverkusen unter die Räder und hat damit wieder neun Punkte Rückstand auf Bayern München.
Schon in der ersten Halbzeit legte Leverkusen mit schnellem Spiel den Grundstein für den Sieg und führte nach einem Eigentor von Manuel Akanji sowie Treffern von Florian Wirtz und Robert Andrich mit 3:1.
Jonathan Tah und Moussa Diaby machten den Sack endgültig zu. Kurz vor Schluss gelang Steffen Tigges noch der Treffer zum Endstand. Damit rückt Bayer bis auf fünf Punkte an den BVB heran.
Drei Dinge, die uns bei Bayer Leverkusens 5:2 bei Borussia Dortmund auffielen.

Der BVB funktioniert nicht im Kollektiv

Die personellen Vorzeichen waren sicher nicht optimal: Erling Haaland, Mats Hummels und Emre Can fehlten. Aber ein Team mit dem Anspruch von Borussia Dortmund muss Ausfälle kompensieren können. Zumal zum ersten Mal seit langem zwei komplette Trainingswochen gemeinsam gearbeitet werden konnte.
Und da waren ja noch die drei Siege zum Auftakt der Rückrunde, unterbrochen zwar vom peinlichen Aus im DFB-Pokal beim FC St. Pauli, aber in der Liga schrumpfte der Rückstand auf den FC Bayern immerhin auf sechs Punkte.
Von einem "roten Faden" in den Trainingseinheiten sprach deshalb auch BVB-Trainer Marco Rose. Zu sehen war davon auf dem Platz nichts. Das Spiel des BVB hatte in keinem Bereich wirklich Wiedererkennungswert oder klare Abläufe – weder offensiv noch defensiv.
"Wir hatten zu wenig Ruhe und Klarheit am Ball. Wir haben unsere Angriffe zu wenig zu Ende gespielt und hatten kaum Torschüsse in der ersten Halbzeit", analysierte Rose.
Bei nicht funktionierenden Teams sagt man oft, sie seien nur die Summe ihrer Einzelteile. Die Dortmunder waren nicht einmal das. Der BVB war ein Torso.
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BVB-Kapitän Marco Reus

Fotocredit: Getty Images

Was sich schon in den ersten Spielen gegen Eintracht Frankfurt oder Hoffenheim andeutete, wurde gegen Leverkusen deutlich sichtbar. Auch weil bei Bayer ein funktionierendes Kollektiv mit klaren Handlungsmustern auf dem Platz stand.
Während die Rheinländer genau wussten, wie sie den Dortmundern gefährlich werden konnten, fehlte dem BVB in Ballbesitz jeglicher Lösungsansatz. Wenn es denn überhaupt mal gefährlich wurde, dann nach eigenen Umschaltmomenten, Fernschüssen oder wie vorm 1:1 nach Standards.
Das Schlimmste: Obwohl es am Ende fünf Gegentore setzte, hätte Leverkusen bei konsequenterem Ausspielen der Konterchancen noch mehr Treffer erzielen können.
Kapitän Marco Reus suchte im Interview nach dem Spiel nach Worten. Er sprach von einem "katastrophalen Tag" und wirkte ratlos. Sein Fazit: "Im Gesamten ganz, ganz schlecht."

Der Druck auf Marco Rose wächst

Da die Dortmunder Verantwortlichen das Thema Zweikampfführung und grundsätzliche Haltung selbst aufs Tableau gehoben haben, wird auch in der kommenden Woche darüber diskutiert werden. Denn am Ende stand am 21. Spieltag die sechste Niederlage. Deutlich zu viel für eine Mannschaft, die sich nach dem FC Bayern klar als "best of the rest" sieht.
Und irgendwann werden sie in Dortmund auch nicht mehr daran vorbeikommen über den Trainer zu diskutieren. Denn die fehlende Entwicklung fällt am Ende in das ureigene Aufgabengebiet des Coaches.
Da hilft es auch nichts, dass er nach dem Spiel immer wieder für sich reklamiert, dass er seine Mannschaft genau auf die Stärken des Gegners hingewiesen habe. Was sicherlich stimmt, weil auch seine Spieler wie Marco Reus und Gregor Kobel danach über Leverkusens Qualitäten informierten.
Es liegt aber auch in der Verantwortung des Trainers seine Spieler so vorzubereiten, dass sie mit genügend Handlungsalternativen ausgestattet sind, um auf die Qualitäten des Gegners zu reagieren. Und daran scheitert der BVB seit Monaten.
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Marco Rose (Borussia Dortmund)

Fotocredit: Getty Images

Zur Verteidigung des Trainers führte Reus an, dass er und seine Kollegen die Vorgaben zu wenig umsetzen würden. "Wir erzählen dann immer dasselbe", sagte der Kapitän. "Aber wir müssen es auf den Platz bringen." Fast wortgleich äußerte sich der Coach: "Das eine ist darüber reden, das andere ist es umzusetzen."
Wer Roses Interview bei "DAZN" verfolgte, hörte vor allem Floskeln, die schon fast wie Durchhalteparolen klangen. Da war von "arbeiten", "dranbleiben" und "zusammenstehen" die Rede. Und: "Wir müssen als Team die nächsten Schritte gehen.“
Rose sprach auch davon, dass zu einer Entwicklung Rückschläge gehörten und er diese Entwicklung vorantreiben wolle. Rückschläge gab es für den ambitionierten Pokalsieger in dieser Saison eigentlich schon genug. Es wäre nun an der Zeit, dass auf dem Platz eine Entwicklung sichtbar wird.

Leverkusen die spannendste Mannschaft Europas

Europas Spitzenklubs mögen hinter Erling Haaland her sein und sich auch für Jude Bellingham gewisse finanzielle Verrenkungen überlegen, zu den spannendsten, aufstrebenden Teams gehört der BVB aber aktuell sicher nicht. Ganz anders Bayer Leverkusen.
Mit Florian Wirtz (18), Moussa Diaby (22) und Patrick Schick (26) hat die Werkself Offensivakteure in ihren Reihen, die nicht nur bei anderen Bundesligisten Begehrlichkeiten wecken dürften. Dahinter saßen in Dortmund noch Olympiasieger Paulinho (21) und Amine Adli (21) auf der Bank, der verheißungsvolle Neuzugang Sardar Azmoun (27) hatte es fitnessbedingt noch nicht in den Kader geschafft.
In der Defensive war Jonathan Tah mit seinen 25 Jahren schon der Senior in der letzten Linie. Die offensiv immer wieder anschiebenden Mitchel Bakker (21) und Jeremy Frimpong (21) waren für die in der Rückwärtsbewegung träge agierenden Dortmunder nicht zu greifen. Dazu verteidigte Piero Hincapie (20) mit der gewohnten Kompromisslosigkeit südamerikanischer Schule.
Dass Bayer trotz des Sieges noch fünf Zählern hinter dem BVB liegt, hat mit fehlender Konstanz zu tun, die bei einer Mannschaft mit dieser Altersstruktur noch erklärbar erscheint.
Ob Trainer Gerardo Seoane mit seinem Team daran arbeiten kann, gehört zu den interessanteren Fragen dieses Sommers. Für Sportdirektor Simon Rolfes wird es eine Mammutaufgabe werden, dieses Team zusammenzuhalten.
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