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Borussia Mönchengladbach – Max Eberls bitterer Abschied: Eine Mahnung an die Fußballwelt

Dennis Melzer

Update 28/01/2022 um 20:27 GMT+1 Uhr

Am Donnerstag sorgte die Nachricht vom Eberl-Abschied für Furore. Im Anschluss wurde wild spekuliert, unter anderem machte ein angebliches Wechsel-Vorhaben auf Social Media die Runde. Wenige Stunden später war klar: Eberl will nicht wechseln, ganz im Gegenteil: Er kehrt einer Branche den Rücken, die ihn krank gemacht hat. Sein ehrliches Statement ist eine Mahnung an die Fußballwelt.

Eberl-Abschied unter Tränen: "Das macht mich krank"

Max Eberl kämpfte gegen die Tränen an, rang sichtlich um Fassung, ehe er die ersten Worte an die Presse richtete – und das bestätigte, was am Donnerstagabend bereits berichtet worden war. Nach 23 Jahren verlässt er seinen Herzensklub Borussia Mönchengladbach.
"Das ist mit Abstand die schwerste Presskonferenz, die ich bisher halten musste", leitete Eberl ein. Er schob nach: "Ich bin ein gutes Beispiel dafür, was gerade in der Welt passiert."
Seit Wochen habe er vertrauensvolle Gespräche mit dem Verein geführt und ihn schließlich am Donnerstag darüber in Kenntnis gesetzt, dass es nicht weitergehe. "Was dann alles spekuliert wird, ist das, was mich tatsächlich krank macht."
Eberl führte aus: "Ich bin einfach erschöpft, ich bin müde, ich habe keine Kraft mehr, diesen Job auszuüben. Es ist keine Wut, kein verletzter Stolz, sondern die Person Max Eberl ist erschöpft und müde. Ich beende etwas, das mein Leben war. Ich beende etwas, das mir sehr viel Freude bereitet hat. Fußball ist mein Leben, meine Freude. Viele Dinge drumherum sind nicht mehr meine Freude und mein Spaß. Der Klub hat alles versucht, mich zu überzeugen. Aber ich muss einen Schlussstrich ziehen."

Eberls Worte sind eine Mahnung an die Fußballwelt

Offene, berührende Worte, die von einer starken Persönlichkeit zeugen und den allerhöchsten Respekt verdient haben. Eberl verlas kein vorgefertigtes Statement, sondern gab tiefe Einblicke in sein Seelenleben – und sendete damit eine eindringliche Mahnung an eine Branche, die zusehends verroht, von Hysterie zu Hysterie eilt.
Eberl warb für mehr Respekt und Empathie im Umgang miteinander und richtete seinen Blick auch auf die bisweilen überdrehten "Sozialen" Medien: "Man kann sachlich und fachlich kritisieren, man sollte sich aber bewusst sein, was man gerade tut. Jeder hat Familie und Kinder, Freunde – ich wünsche mir, dass das Spiel im Mittelpunkt steht und nicht die Geschichten drumherum." Eberl weiter: "Man wird bei Social Media beleidigt, alles wird kommentiert, da hat der Betroffene noch nicht ein Wort gesagt."
Er sei zwar nicht in der Lage diese Gesamtentwicklung zu bremsen, für sich persönlich habe er mit seinem Abschied aber nun einen Weg aus dem Hamsterrad gefunden: "Wenn irgendjemand glaubt, dass ich einen Vereinswechsel anstrebe, dann vergesst das ganz schnell. Ich will einfach raus, ich will mit dem Fußball gerade nichts zu tun haben. Ich will die Welt sehen, Spaß und Freude haben, keine Verantwortung haben, sondern einfach nur Max Eberl sein. Ich denke zum ersten Mal in meinem Leben wirklich an mich."
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Eberl gibt tränenreiche Einblicke: "Ich will einfach raus"

Gladbach-Boss lässt Empathie vermissen

Dass in puncto Empathiefähigkeit auch im eigenen Verein noch Nachholbedarf besteht, stellte später Fohlen-Präsident Rolf Königs unter Beweis. Als er sich zu Eberls Entscheidung äußern sollte, erklärte er: "Das ist kein schöner Tag, ein blöder Tag, ein Mist-Tag". Er fuhr fort: "Als Max Eberl uns im Oktober zum ersten Mal gesagt hat, dass er aussteigen will, waren wir erschrocken. Wir haben alles dafür getan, um ihn zu halten, um ihn umzudrehen." Eberl habe dem Klub gesagt, "dass das, was wir uns vorstellen, sich nicht mit seiner Lebensplanung und Berufsplanung" decke. "Wir haben das respektiert, nicht akzeptiert", so der 80-Jährige.
"Wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere. Max macht die Tür zu und wir müssen alles daran setzen, die richtige Tür aufzumachen", sagte Königs abschließend. Das Bestreben, einen Menschen "umzudrehen", fehlende Akzeptanz für eine Entscheidung im Sinne der Gesundheit, zugeschlagene Türen – Rhetorik, die auf eine einigermaßen antiquierte Sichtweise und mangelndes Fingerspitzengefühl schließen lässt.
Apropos mangelndes Fingerspitzengefühl. Nur wenige Augenblicke nachdem Eberl seine aufwühlende Rede beendet hatte, zielten die ersten Fragen einiger anwesender Journalisten schon wieder auf mögliche Transfermarkt-Aktivitäten ab. Ein Gebaren, das vermittelte: Lasst uns schnell zurück zum Geschäft kommen.
Zu ebenjenem Geschäft, dem Eberl jetzt den Rücken kehrt. Man kann nur mit den besten Genesungswünschen verbleiben.
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