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BVB - Greuther Fürth: Marco Rose und Dietmar Hamann liefern sich Schlagabtausch - aber wer hat recht?

Marc Hlusiak

Update 16/12/2021 um 12:37 GMT+1 Uhr

3:0 (1:0) gewann Borussia Dortmund am Mittwochabend gegen Tabellenschlusslicht Greuther Fürth - glänzen konnte der ärgste Verfolger von Spitzenreiter Bayern München dabei nicht. "Sky"-Experte Didi Hamann fühlte sich deshalb dazu veranlasst, den selbsternannten Titelanwärter hart zu kritisieren. Zu viel des Guten, fand BVB-Trainer Marco Rose, der prompt zum Gegenschlag ausholte. Wer aber hat recht?

Marco Rose von Borussia Dortmund

Fotocredit: Imago

TV-Experte und Fußballtrainer - zwei Jobs, die konträrer nicht sein könnten und dennoch so viel gemein haben. Beide treten oft als Chefkritiker auf, der eine zu 100 Prozent öffentlich, der andere meist intern. Oft ist man sich einig, doch wenn das nicht der Fall ist, ist Ärger vorprogrammiert.
Im Fall von Dietmar Hamann, seines Zeichens Experte beim Pay-TV-Sender "Sky", und Marco Rose, Trainer von Borussia Dortmund, schwelt schon länger eine Grundsatzdebatte um die spielerische Qualität der Schwarz-Gelben. Das Problem: Für Hamann klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim BVB, der sich als ernsthafter Herausforderer des FC Bayern um die deutsche Meisterschaft sieht, eine zu große Lücke.
Eine These, die im Lager der Borussen nicht einmal auf großen Widerspruch stößt. Jedoch kommt den Verantwortlichen der Schwarz-Gelben in der Argumentation des TV-Experten oft zu kurz, welch drastische Verletzungsprobleme der Klub in der Hinrunde zu überwinden hatte.
Ein Punkt, auf den vor allem Trainer Rose immer wieder gebetsmühlenartig hinweist.

Hamann: "Sie arbeiten, sie spielen keinen Fußball"

Der biedere Auftritt des Tabellenzweiten im Heimspiel gegen Greuther Fürth lieferte Hamann neues Futter für seinen Standpunkt. "Sie arbeiten Fußball, sie spielen keinen Fußball", hieß es aus dem Studio in Unterföhring.
Eine Analyse, die auf die zurückliegenden 90 Minuten zutraf. Dass der BVB letztlich immerhin 3:0 (1:0) gewann, war vor allem der individuellen Klasse von Erling Haaland, der zwei Treffer erzielte, und der offensiven Harmlosigkeit des Gegners, der nur einen Schuss aufs Dortmunder Tor abgab, geschuldet.
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Haaland schießt Dortmund zum Sieg

Fotocredit: SID

Hamann weiter: "Ich weiß nicht, wie die Ansprüche in Dortmund sind. Man hört ja nichts und man scheint sich da so durchzuwurschteln. In der Liga stehen sie ja ganz ordentlich da. Aber sie müssen anfangen, Fußball zu spielen. Wenn das der Anspruch sein soll, dann frage ich mich, warum man vor der Saison ausruft, die Bayern vom Thron stoßen zu wollen. Das ist mir viel zu wenig."
Einer Argumentation, der man grundsätzlich folgen kann - auch im Lager der Borussia. Dennoch ist es verständlich, dass sich Rose von der anhaltenden Kritik des ehemaligen Bayern-Profis angegriffen fühlt - schließlich ist er als Trainer hauptverantwortlich für das sportliche Abschneiden der Mannschaft.

Rose kontert und verweist auf Verletzungsmisere

"Didi Hamann nagelt schon die ganze Saison gegen uns", beschwert sich der 45-Jährige mit den Aussagen des "Sky"-Experten konfrontiert und entgegnet: "Wenn dir ständig die Hälfte der Mannschaft fehlt und du nie mit dem Team spielen kannst, mit dem du spielen möchtest, wird es schwer."
Auch dieser Fakt ist nicht von der Hand zu weisen und gehört sicherlich zur ganzen Wahrheit dazu.
Marcel Schmelzer (Knie-OP), Mateu Morey (Kreuzbandriss), Giovanni Reyna (Muskelverletzung), Mo Dahoud (Innenbanddehnung im Knie), Raphael Guerreiro (Muskelfaserriss), Erling Haaland (Hüftbeuger), Nico Schulz (Muskelfaserriss), Emre Can (Muskelverletzung), Marius Wolf (Oberschenkelverletzung), Thomas Meunier (Corona), Thorgan Hazard (Sprunggelenk), Julian Brandt (Corona, Muskelverletzung), Mats Hummels (Patellasehne), Youssoufa Moukoko (Muskelverletzung), Gregor Kobel (Blessur nach Zusammenprall mit Pfosten) und Marco Reus (Knieprobleme) fehlten Rose in dieser Saison schon in Pflichtspielen. Angesichts dieser Pechsträhne ist es für einen neuen Trainer fast unmöglich, Automatismen zu etablieren und Rhythmus zu entwickeln.
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Rose spricht über Bellingham-Foul: "Wäre ich Fürth-Trainer ..."

Das Aus in der Champions-League-Vorrunde, da ist man sich beim BVB einig, wäre dennoch vermeidbar gewesen. Doch 34 Punkte nach 16 Spieltagen, immerhin die beste Ausbeute seit der Saison 2018/19 (39 Punkte) sowie das Achtelfinale im DFB-Pokal erscheinen ob all der Widrigkeiten der Hinrunde durchaus ordentlich.

Hamann vs. Rose: Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte

Es ist wie so oft im Fußball, wenn sich Experten und Verantwortliche streiten: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Im Fall Hamann gegen Rose kann je nach Blickwinkel beiden Argumentationslinien problemlos etwas abgewonnen werden.
Klar ist, dass man auch beim BVB nicht zufrieden mit dem Auftreten gegen Greuther Fürth war. "Wir haben nicht unser bestes Spiel gemacht", gab Rose auf der Pressekonferenz nach der Begegnung unverblümt zu und verwies aber auch auf einige "ordentliche Spiele", die seine Mannschaft in dieser Spielzeit schon gezeigt habe - und womit er sicher auch recht hat.
Für Hamann war der Auftritt gegen Greuther Fürth schlicht "schwere Kost, wie die ganze Saison schon". Der 48-Jährige ist aber auch Experte eines TV-Senders und wird für Meinungsäußerungen bezahlt.
Beim BVB wird man das einordnen können.
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Rose geht auf TV-Experten los: "Das ist mir zu billig!"

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