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BVB: Watzke sieht Borussia Dortmund in der Opferrolle - so wird man nicht Deutscher Meister!

Thilo Komma-Pöllath

Update 27/09/2021 um 13:55 GMT+2 Uhr

Hans-Joachim Watzke kritisiert nach der Pleite gegen Gladbach Schiedsrichter Deniz Aytekin in einem TV-Interview und spricht offen über den Vertrag von Erling Haaland. Dem LIGAstheniker ist der Auftritt des BVB-Bosses ein Dorn im Auge. Demnach sollte sich Watzke den Baustellen seiner Borussia annehmen, statt gekonnt von Problemen im eigenen Lager abzulenken. Ein Kommentar von Thilo Komma-Pöllath.

Objekt der Begierde: Wie lange spielt BVB-Star Erling Haaland noch in Dortmund?

Fotocredit: Getty Images

Liebe Fußballfreunde,
In der Opferrolle ist Borussia Dortmund schon seit einigen Jahren die uneingeschränkte Nummer eins im deutschen Profifußballbetrieb.
Kaum ein Spieltag, an dem der BVB sich nicht hintergangen oder benachteiligt fühlt: vom Rasengegner, vom Schiedsrichter, von Salihamidzic, von den Bayern sowieso, von Liga, Verband oder dem Fußballgott.
Irgendeiner muss schließlich daran schuld sein, dass die Dortmunder seit zehn Jahren nicht über den Status der Nummer zwei hinauskommen, obwohl sie oft mehr Talent im Kader haben als alle anderen zusammen.
Das Wochenende war dafür mal wieder Anschauung genug, zumindest wenn man den BVB-Boss Hans-Joachim Watzke so reden hörte.

BVB: Larmoyante Kapellmeistertruppe

Die Pleite in Gladbach schob Watzke bei "Sport1" kurzerhand Schiedsrichter Deniz Aytekin in die Schuhe - wegen des Platzverweises für Mo Dahoud.
Jetzt kann man darüber streiten, ob der Platzverweis hart war - dass sich gleich mehrere BVB-Spieler (Guerreiro, Dahoud) mit ihrer geschulten Abwinkerei unsportlich verhalten und die Autorität des Referees untergraben und dass das auf einem Fußballplatz nichts zu suchen hat, auf die Idee kommt Watzke eher nicht.
Stattdessen macht er sich über Aytekin als "Kapellmeister" lustig und lenkt damit ab vom nicht vorhandenen Abwehrverhalten seiner Kapellmeistertruppe vor dem 0:1. Schuld sind wieder mal die anderen. Das altbekannte larmoyante Dortmunder Tremolo.
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Jude Bellingham von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Haaland hat, was dem BVB fehlt

Watzkes Ablenkungsmanöver sind symptomatisch für jede Form des kleinen und größeren BVB-Krisenmanagements. Ganz egal ob 50+1-Regel oder Personalentscheidungen - Watzke skizziert den BVB als leicht irritierbaren Klub.
Ein weiteres Beispiel: Erling Haaland. Wenn der norwegische Wunderstürmer beim BVB fehlt, kann man den Eindruck bekommen, es steht nur eine bessere B-Elf auf dem Platz. Tatsächlich fehlt einzig Haaland, aber die Lähmung und die Gehemmtheit im Spiel nach vorne ist gewaltig. Woher kommt sie? Und warum hat der BVB nur dann ein furchteinflößendes Selbstbewusstsein, wenn Haaland mit dabei ist?
Oder warum ziehen etliche Experten in Zweifel, dass die Borussia ohne Haaland womöglich gar keine Spitzenmannschaft sei?
Eine ernsthafte Diskussion darüber wird in Dortmund gar nicht erst geführt. Es fehlt die selbst akzeptierte Erkenntnis, dass der ganze Klub seine sportlichen Hoffnungen an einen Spieler knüpft, der offensichtlich genau das hat, was die Schwarz-Gelben schon seit Jahren vermissen: Mentalität.

Warum spricht Watzke öffentlich über Verträge

Stattdessen aber erzählt Watzke minutenlang und ohne Not in einem TV-Studio über die Ausstiegsklausel in Haalands Vertrag. Und dann erklärt er wortreich, dass es mit Haalands Berater Mino Raiola gut klar komme und dass er genau weiß, dass es diesem nicht in erster Linie um Geld gehe.
Warum tut er das? Kann man sich vorstellen, dass etwa der langjährige Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ellenlang über die Vertragsklauseln eines Robert Lewandowski öffentlich referiert hätte? Mal abgesehen davon, dass ihm Lewy was gepfiffen hätte, was bezweckt Watzke damit? Dass Haaland den BVB eher früher als später verlassen wird, ist klar.
Und wieder: In der Subnote wird die Geschichte erzählt, dass der kleine BVB gegen die große Fußballfinanzindustrie nicht mithalten kann. Watzke bettelt um Mitleid, anstelle froh darüber zu sein, dass der Norweger wenigstens ein paar Saisonen im schwarz-gelben Dress steckt. In der Zwischenzeit verpufft die Option, mit Haaland was Großes gewinnen zu können.

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BVB-Boss Hans-Joachim Watzke kritisiert Schiedsrichter Deniz Aytekin scharf

Fotocredit: Getty Images

Eitel und unentschlossen

Der BVB müsste noch mehr Haaland wagen - und weniger Watzke. Zumindest jetzt, solange beide noch da sind, zumindest dann, wenn man dieses Jahr mal wieder Deutscher Meister werden will.
Mehr Impuls und weniger Selbstmitleid, mehr Überzeugung und weniger Opferstatus. Und vielleicht sollte Aki Watzke in der Restsaison insgesamt einfach weniger Interviews geben.
Wenn der BVB-Boss im TV-Studio von seinem "Traumjob" spricht und den BVB meint und gleichzeitig in Bezug auf die DFL sich bei einer möglichen "Vakanz" selbst ins Spiel bringt, dann klinkt das eitel und unentschlossen, ganz so wie das Spiel des BVB an diesem Wochenende.

Zur Person Thilo Komma-Pöllath:

Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog "Der LIGAstheniker" das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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