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Der LIGAstheniker - Bayern München vor Rückspiel gegen FC Villarreal: Wollen oder können sie nicht besser?

Thilo Komma-Pöllath

Update 11/04/2022 um 12:28 GMT+2 Uhr

Dem Spitzenfußball stehen die "Wochen der Wahrheit" bevor. Man muss sich fragen, ob die Superprofis des FC Bayern davon Wind bekommen haben. So unmotiviert wie beim 0:1 in Villarreal und beim 1:0 gegen Augsburg hat man den Rekordmeister lange nicht gesehen. Die Führungsspieler sind im Tief - oder haben die Bayern gar keine mehr? Der LIGAstheniker meint: Dem FCB droht die schlimmste Wahrheitswoche.

Nagelsmann erklärt das Phänomen Sané: "An ihm scheiden sich die Geister"

Liebe FußballfreundInnen,
es gibt im Spitzenfußball ja den Kalenderspruch von den "Wochen der Wahrheit".
Gemeint ist damit keine Aktionswoche der UN-Vollversammlung, dass also kein Profi mehr versteckt Foul spielen darf, viel mehr gilt das Gegenteil: Erfolg um jeden Preis! Topform, aber dalli!
Die Wochen der Wahrheit, das sind die Wochen im April und Mai einer jeden Saison, wenn die großen nationalen wie internationalen Titel vergeben werden.
Eine Binsenweisheit, die jeder Fußballfan verinnerlicht hat, nur muss man sich fragen, ob für die Superprofis des FC Bayern dasselbe gilt.

Lustlose Bayern und die Sache mit dem "Peak"

Zwei so müde und unmotivierte Auftritte wie in Villarreal (0:1) in der Champions League unter der Woche und zu Hause gegen Augsburg (1:0) hat man von den Bayern lange nicht mehr gesehen. Mit ein bisschen weniger Glück hätte man in Spanien auch 0:3 oder 0:4 verlieren können, gegen Augsburg musste es ein glücklicher Elfmeter kurz vor Schluss richten.
Aus dem Spiel heraus waren die Bayern so harmlos wie Felix Sturm in seinem jüngsten Comebackfight. Offenbar hat auch Bayern-Coach Julian Nagelsmann das Rätseln darüber begonnen, warum das so ist.
"Am Ende ist nicht jeder Spieler auf seinem Peak", sagte er direkt nach dem Spiel. Etwas später meinte er: "Warum viele ihren Peak gerade nicht erreichen, das ist nicht leicht zu sagen."
Es ist deutlich zu spüren, dass der Bayern-Trainer sich ganz und gar nicht sicher ist, ob der "Peak“ am Dienstag beim Rückspiel gegen Villarreal (ab 21:00 Uhr im Liveticker) plötzlich wieder da ist. Das wiederum würde einer Ad-hoc-Meldung gleichkommen für die Ansprüche des Weltklubs von der Isar.
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Thomas Müller - FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Was ist gerade "Bayern-Like"?

Für ein Scheitern im Champions-League-Viertelfinale hat bei den Bayern niemand vorgedacht. Außer in Nagelsmanns Kopf dürfte es den Gedanken an der Säbener Straße nicht geben, so ist zu vermuten. Doch wenn es denn stimmt mit den Wochen der Wahrheit, dann heißt Wahrheit vor allem auch sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Die Kritiker sind ob der Ausgangslage gespalten.
Der eine, "ZDF"-Experte Per Mertesacker, glaubt an ein zweites Schützenfest der Bayern wie im Rückspiel gegen Salzburg (7:1), der andere, "Sky"-Kommentator Didi Hamann, an ein "Ende in der Champions League", sollten die Bayern noch einmal so auftreten.
Leon Goretzka hat trotzig angekündigt, dass gegen Villarreal "Bayern-Like" die "Hütte brennen" werde. Was aber ist Bayern-Like wenn die halbe Mannschaft nicht auf ihrem "Peak" agiert?
Und wenn man dafür auch keine rechten Gründe benennen kann?

Bayerns halbe Mannschaft von der Rolle

Denn das ist ja augenfällig, dass die wichtigsten Akteure der Bayern derzeit mehr mit sich Zwiegespräche führen auf dem Feld als resolut in die Zweikämpfe gehen. Robert Lewandowski, der Weltfußballer, kam in den beiden letzten Spielen gar nicht vor. Thomas Müller wirkte zerstreut und unsicher, der einst gefeierten Doppelsechs Joshua Kimmich und Leon Goretzka fehlte jede Dynamik, die Vielzahl der Ballverluste unerklärlich.
Und prompt ist auch das ewige Sorgenkind Leroy Sané wieder ein Thema, den Nagelsmann gegen Augsburg wegen raumgreifender Lustlosigkeit vom Platz nahm.
Interessant auch, dass Nagelsmann nach dem Spiel so ausgiebig über Sané sprach, dass heute die ganze Fußballwelt weiß, dass man mit einem wie ihm bloß keine schwierige oder gar Krisenphase haben sollte. Er sei keiner, der den "Rasen umpflügt", so der Trainer.
Will wohl heißen: Wenn's nicht läuft, hat er noch weniger Bock. Insofern sollte er am Dienstag vielleicht besser draußen bleiben.
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"Ist mir bums egal": Nagelsmann zündet Sprüche-Feuerwerk

Sind die Bayern ein großes Turnierpferd?

Noch eine Redensart des Sports, um sich die Bayern-Situation zu erklären: Ein gutes Turnierpferd springt immer nur so hoch wie es muss.
Also: Tun die Bayern nur soviel, wie sie unbedingt müssen, um "Körner" (O-Ton Nagelsmann) zu sparen, um die Kontrahenten zu verunsichern, weil sie wissen und das nötige Selbstbewusstsein haben, dass es auch so reicht? Meister sind Sie quasi schon und Villarreal nur ein besseres Salzburg, was soll uns schon passieren?
Oder geht gerade nicht mehr, weil… die Sache mit dem "Peak", Sie wissen schon...
Der "Spiegel" unterstellte den Bayern ein "Kopfproblem" und meinte, das Fehlen einer Führungspersönlichkeit erkannt zu haben. Das waren in jüngster Vergangenheit vor allem Thomas Müller und Joshua Kimmich.
Sollten beide am Dienstag gegen Villarreal keinen Leistungshöhepunkt (so kann man den Peak übersetzen) erreichen, dann wird die Kalenderwoche 15 zur schlimmstmöglichen Wahrheitswoche für die Bayern. Das zu erklären, dürfte Julian Nagelsmann dann noch deutlich schwerer fallen.
Zur Person Thilo Komma-Pöllath:
Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog "Der LIGAstheniker" das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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