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FC Bayern: Julian Nagelsmann analysiert Debakel in Gladbach - das muss Dayot Upamecano verbessern

Dennis Melzer

Update 29/10/2021 um 20:04 GMT+2 Uhr

Dayot Upamecano avancierte beim FC Bayern in Windeseile zum Leistungsträger. Am Mittwoch erlebte der Verteidiger in Mönchengladbach jedoch einen Geburtstag zum Vergessen: Der Franzose ragte aus einer komplett desillusionierten Mannschaft noch negativ heraus. Sein Trainer stärkt ihm den Rücken, hat aber auch eine Ansage für den 23-Jährigen parat.

Dayot Upamecano erlebte einen gebrauchten Abend in Gladbach

Fotocredit: Imago

Am Sonntag ist Halloween, die gruseligsten Momente des Jahres erlebten der FC Bayern insgesamt und Dayot Upamecano im Speziellen aber schon am Mittwoch zuvor. 0:5 in Mönchengladbach, komplett unterlegen, mit der Anzahl der Gegentore noch gut bedient. Ein 90-minütiger Horrorfilm aus Münchner Sicht, Upamecano hatte den begrasten Kinosaal vorzeitig nach rund einer Stunde verlassen.
Merklich geschockt nahm der Franzose auf der Bank Platz, die Augen starr, ausdruckslos, als versuche er sich dagegen zu wehren, das zuvor Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Es dürfte ihm nur schwer gelungen sein. Upamecano, der sich gleich nach seiner Ankunft in München etabliert hat, zum unumstrittenen Stammpersonal beim deutschen Rekordmeister zählt, hatte Fehler um Fehler gemacht, stand während seiner Einsatzzeit in puncto Stellungsspiel komplett neben sich. Ausgerechnet an seinem Geburtstag.
Im Anschluss entluden sich Häme und Spott über der Übermannschaft der bisherigen Saison. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann, die bis dato wie ein unverwundbarer griechischer Heros durch Bundesliga, Pokal und Champions League stolziert war, lag am Boden. Gladbach hatte die Achillesferse ausgemacht und getroffen. Es war nicht Upamecano allein, seine Leistung stand lediglich sinnbildlich.
Erstmals seit seinem Wechsel von RB Leipzig zum langjährigen Primus bekam der 23-Jährige hautnah zu spüren, dass der mediale Gegenwind bei Bayern-Niederlagen um ein Vielfaches stärker bläst als es noch zu Zeiten in Sachsen der Fall war. Insbesondere wenn es sich bei besagter Niederlage um die höchste Pokal-Pleite der Klubgeschichte handelt.

Bayern-Co Toppmöller: "Gestern noch 'Supermecano'"

Co-Trainer Dino Toppmöller, der den an Corona erkrankten, sich in häuslicher Quarantäne befindenden Chefcoach Julian Nagelsmann vertrat, war später darum bemüht, den Innenverteidiger aus der Schusslinie zu nehmen.
"Upamecano war gestern noch 'Supermecano'. Es war mit Sicherheit kein gutes Spiel, aber ich denke, wir sollten jetzt nicht über einzelne Spieler sprechen", sagte Toppmöller und ergänzte: "Wir haben im Kollektiv nicht das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben."
Die Presse sparte freilich dennoch nicht mit Upamecano-Kritik. Er, um den sich nicht nur die Bayern gerissen hatten, er, der sich während seiner Zeit bei den Roten Bullen zu einem der gefragtesten Abwehrspieler Europas mauserte, hatte mit seinem Auftritt nun einmal Fragen aufgeworfen. Wie kann ein derart talentierter Fußballer in einem einzigen Spiel so viele falsche Entscheidungen treffen?
Julian Nagelsmann, der das Spiel am Mittwoch notgedrungen vor dem TV-Gerät verfolgen musste, versuchte auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Duells mit Union Berlin (Sa., 15:30 Uhr im Liveticker) aus der heimischen Küche eine Antwort zu finden.

Nagelsmann: "Sind Menschen - und keine Maschinen"

Grundsätzlich hätten alle seine Spieler gezeigt, dass "Menschen sind - und keine Maschinen". Dass der FC Bayern "einen anderen Anspruch" habe, stehe natürlich dennoch außer Frage. Dementsprechend habe er daheim auch "viel rumgeschrien", verriet der 34-Jährige, der mit einem Schmunzeln nachschob: "Die Nachbarn haben wahrscheinlich auch gedacht: 'Was ist denn da los?'"
Als er konkret auf Upamecanos Darbietung angesprochen wurde, setzte er zu einer unverblümten Analyse an, benannte ganz klar die spielerischen Punkte, in denen der französische Nationalspieler noch Verbesserungspotenzial hat: "Er ist ein Verteidiger, der unglaublich viel mit seinem Körper und seiner Geschwindigkeit arbeitet. Wenn er gegen Spieler verteidigt, die nicht seine Robustheit oder seinen Speed haben, dann ist er einer der zweikampfstärksten Spieler der Welt“, sagte Nagelsmann.
Aber: "Wenn er gegen Gegner wie Embolo spielt, die selbst schnell und körperlich gut sind, kann es sein, dass er mal ein schlechtes Spiel macht. Er muss lernen, seinen Verteidigungsstil zu ändern."
Wie diese Veränderung letztlich aussehen soll?

Nagelsmann: Das muss Upamecano verbessern

Nagelsmann: "Um sich der Körperlichkeit solcher Gegner zu entziehen, muss er mit mehr Cleverness und mehr Auge agieren." Es habe gegen Gladbachs Doppeltorschützen Embolo zehn direkte Duelle gegeben, von denen Upamecano fünf verloren habe. "Embolo hat also auch fünf gegen ihn verloren, aber für einen Stürmer ist das irrelevant. Wenn du als Verteidiger direkte Duelle verlierst, entstehen im schlimmsten Fall Gegentore", so der Bayern-Trainer.
Nagelsmann, der immer wieder von einem "Lernprozess" sprach, den Upamecano noch zu durchlaufen habe, ist sich jedoch sicher, dass der Defensivspezialist die richtigen Lehren ziehen wird.
Vor allem machte der FCB-Trainer noch einmal darauf aufmerksam, dass Upamecano alleine schon qua Alter noch Entwicklungspotenzial besitzt. "Man vergisst oft, dass er noch ein junger Spieler ist. Er braucht diese Lerneffekte und die bekommt er auch, weil er ein intelligenter Bursche ist. Er hat eine große Qualität und ist ein Riesenfußballer. Vom Alter her ist er immer noch ein Talent."

Upamecano in Berlin nur auf der Bank?

Upamecano hat seine Fertigkeiten auch bei seinem neuen Arbeitgeber bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Nicht umsonst kam er bislang in 13 von 15 möglichen Pflichtspielen zum Einsatz (gegen Bochum und Bremer SV geschont), spielte zumeist über die volle Distanz. Gegen Union dürfte ihm dennoch zum dritten Mal ein Platz auf der Bank blühen. Mit Taiwo Awoniyi steht bei den Eisernen ein ähnlicher Angreifer wie Embolo im Kader.
"Es ist möglich, dass Upa auch mal eine Pause bekommt", kündigte Nagelsmann an: "Unter Umständen werden wir einen Wechsel vornehmen."
Er machte aber deutlich, dass es sich dabei keineswegs um eine Strafversetzung für die schwache Leistung gegen Gladbach handelt. "Er ist derjenige, der hinten am meisten gespielt hat, Niki (Süle, Anm. d. Red.) hat es nach seiner Einwechslung gut gemacht. Das ist keine Konsequenz aus der Leistung vom Mittwoch, es geht darum, die Belastung zu steuern."
Die Fortsetzung des Lernprozesses wird also wohl vorerst noch eingebremst. Vielleicht kommt die angekündigte Pause für Upamecano aber auch genau zur rechten Zeit. Womöglich sitzt der Schock vom Mittwoch noch zu tief.
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Bayern-Co verteidigt Pechvogel: "Gestern noch Supermecano"

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