Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern München: Hohes Frust-Potenzial nach emotionsgeladener Jahreshauptversammlung

Eurosport
VonEurosport

Update 26/11/2021 um 14:15 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München hat - mal wieder - eine denkwürdige Jahreshauptversammlung hinter sich. Die Reizthemen des Abends, allen voran das umstrittene Sponsoring durch Qatar Airways, werden die Klub-Bosse noch lange in Atem halten. Sogar das Thema Joshua Kimmich geriet in den Hintergrund. Am Ende blieb auf allen Seiten eine gehörige Portion Frust zurück. Es wird ein harter Winter für die Bayern.

Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender des FC Bayern) auf der Jahreshauptversammlung

Fotocredit: Imago

Uli Hoeneß war erschüttert und beschämt, als er mit finsterer Miene um kurz nach Mitternacht den brodelnden Audi Dome verließ.
"Ich bin schockiert. Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe", sagte Bayern Münchens Ehrenpräsident nach einer extrem turbulenten Jahreshauptversammlung und schüttelte mit Blick auf die wütenden Fans immer wieder entsetzt den Kopf.
Und Hoeneß hat beim "FC Hollywood" in den letzten Jahrzehnten schon sehr viel erlebt - nun droht ein harter Winter, in dem die Debatten immer wieder neu aufflammen dürften.
Pfiffe, Schmähungen, Buhrufe, abgelehnte Anträge, Tumulte - die Lage war nach Diskussionen über das umstrittene Ärmel-Sponsoring durch Qatar Airways, seit Monaten schon ein Reizthema im Klub, eskaliert. Im Mittelpunkt der Anfeindungen eines Großteils der knapp 800 Mitglieder stand Präsident Herbert Hainer.
picture

Wegen Katar: Bayern-Boss Hainer erntet Buhrufe von Mitgliedern

Als Hainer eine Wortmeldung nicht mehr zugelassen und die Versammlung nach über fünf Stunden beendet hatte, flippten einige empörte Fans aus. Es gab laute "Hainer raus"-Rufe, dazu Sprechchöre: "Wir sind Bayern und ihr nicht" und "Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt".

Sogar das Thema Kimmich gerät in den Hintergrund

Grund für das unrühmliche Ende und das Chaos, das sogar noch den Corona-Wirbel um Impfskeptiker Joshua Kimmich in den Schatten stellte: Der FC Bayern hatte am späten Donnerstagabend einen Spontanantrag, der eine Abstimmung der Mitglieder über das Katar-Sponsoring herbeiführen sollte, nicht zugelassen.
Der Klub verwies auf ein Urteil des Landgerichts München I von Donnerstagmittag, wonach "die Mitgliederversammlung für den bezeichneten Beratungs- und Beschlussgegenstand laut Vereinssatzung nicht zuständig ist".
picture

Bayern-Präsident Hainer: Kimmich nicht an den Pranger stellen

Der angeblich mit 20 Millionen Euro dotierte Vertrag der Münchner mit dem Emirat Katar, WM-Gastgeber 2022, läuft noch bis 2023. Einen neuen Abschluss woll(t)en die Fans um Initiator Michael Ott mit aller Macht verhindern. "Diese Kooperation schadet dem Image des FC Bayern nachhaltig", hieß es. Man wolle vielmehr einen FC Bayern, "der nicht von Leuten benutzt wird, die sich nicht um Menschenrechte scheren, aber mit uns ihr Image aufpolieren wollen".
Hainer, der bei der hitzigen Debatte eine "niederträchtige" Tonlage beklagte, hatte zuvor noch einmal den Standpunkt des Rekordmeisters - "Wandel durch Annäherung" - deutlich gemacht. "Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass Dialog der beste Weg ist, Menschen zusammenzubringen", sagte er. Zudem habe sich der Verein "bei Weitem noch nicht entschieden", den Vertrag zu verlängern.

Kahn beschwichtigt: "Schauen uns das genau an"

Vorstandschef Oliver Kahn sprach von "sehr klare Kriterien an solche Partnerschaften. Wir schauen uns das genau an", sagte er. Er sehe aber "immer Dinge, die man verbessern und weiterentwickeln kann. Wir nehmen das alles mit".
In der aufgeheizten Stimmung blockierten die Mitglieder sogar eine vom Klub geplante Neufassung der Vereinssatzung. Es war ein heftiger Denkzettel für die Bosse. Zumal der FC Bayern mit der Änderung eigentlich "noch besser" verdeutlichen wollte, so Hainer, "für welche Werte unser Klub steht".
Genannt wurden "Toleranz, Respekt, Vorbildfunktion, Weltoffenheit, soziale Verantwortung und ein Einstehen gegen jegliche Form von Extremismus und Diskriminierung, sei es aus ethnischen Gründen, wegen des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung". Dafür stimmten die Fans einem selbst eingebrachten Antrag zu, dass sich der FC Bayern in seiner Satzung künftig zu den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verpflichtet.
Einen kleinen Erfolg für Hainer, Kahn und Co. gab es aber doch: Ein Antrag verfehlte die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit knapp, wonach die Anteile des Vereins an der AG künftig nicht unter 75 Prozent (bisher 70) fallen dürfen, damit Investoren nicht zu viel Einfluss bekommen.
Was einen Erfolg für die Verantwortlichen bedeutet, ist gleichzeitig aber auch eine Niederlage für viele Mitglieder.
Der Winter wird hart.
Das könnte Dich ebenfalls interessieren: Turbulente Bayern-Versammlung: Umsatz geschrumpft und Buhrufe
(mit SID)
picture

Nagelsmann beendet Pressekonferenz: "Geht’s um Corona? Dann gehen wir!"

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung