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Ex-U17-Nationalspieler Jan Engels erzählt traurige Geschichte von Operation am falschen Bein

Florian Bogner

Update 24/08/2021 um 16:26 GMT+2 Uhr

Jan Engels, heute 23, stand vor sechs Jahren als deutscher U17-Nationalspieler vor einer Bundesliga-Karriere. Eine fürchterlich schief gelaufene Operation, bei dem ihm das falsche Bein operiert wurde, bedeutete für ihn jedoch einen frappierenden Einschnitt in seine Profi-Planung. Das verriet Engels nun in einem Interview mit "SPOX und Goal", in dem er Einblicke in die schwere Zeit gewährte.

Jan Engels im Outfit der deutschen Jugend-Nationalmannschaft 2014

Fotocredit: Getty Images

Engels hatte sich 2015 als U17-Spieler des Karlsruher SC im B-Jugend-Derby gegen den VfB Stuttgart das Syndesmoseband im rechten Fuß gerissen und musste operiert werden.
Die Szenen danach erzählt der heute 23-Jährige im Interview so: "Ich bin nach meiner OP im Aufwachraum mit Tränen in den Augen wieder zu mir gekommen, hatte unfassbar starke Schmerzen und das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmen kann."
Seine Mutter, eine Kinderkrankenschwester, habe dann nach seinem Fuß geschaut. "Sie hob die Decke hoch und ich konnte zunächst gar nicht glauben, was ich sah: Mein linkes Bein war verbunden, Schrauben und Platten steckten in meinem linken Fuß. In diesem Moment habe ich alles an mir vorbeifliegen sehen", schilderte Engels den großen Schock.
In einem Gespräch machte ihm der operierende Arzt daraufhin unter Tränen klar, dass es zu einer Verwechslung gekommen war. Engels tröstete den Mediziner sogar: "'Sie haben doch super operiert, es war halt leider das falsche Bein.' In dem Moment konnte ich nicht mal weinen, ich war einfach hilflos und habe ihn nur gebeten, die Schrauben aus meinem zuvor gesunden Fuß zu holen."

Engels sah von Klage ab: "Wir sind alle nur Menschen"

Noch am selben Tag wurde er vom selben Arzt abermals operiert, natürlich erneut "unter Narkose, obwohl man das normalerweise nicht macht".
Er habe sich anschließend jedoch dazu "entschieden, nicht gegen den Arzt vorzugehen und auf eine Anzeige zu verzichten. Wir sind alle nur Menschen und machen Fehler."
Das große Ziel, an der U17-EM und -WM teilzunehmen, war damit allerdings passé. In der Rückschau war die falsche OP für Engels der Start einer langen Leidensgeschichte, die ihm vom Weg in Richtung Bundesliga-Profi abbrachte.
Statt mit seinen Altersgenossen Felix Passlack (Borussia Dortmund) und Salih Özcan (1. FC Köln) jetzt in Deutschlands erster Liga zu kicken, musste Engels Umwege gehen, spielt heute in einer US-College-Liga für die Texas-Rio Grande Valley Vaqueros und hofft, demnächst beim MLS-Draft eine Rolle zu spielen.

Engelns benötigte fast zwei Jahre Reha

Nach der Verletzung, die insgesamt nach mehreren Rückschlägen fast zwei Jahre Reha bedeutete, sei er jedoch "einfach sehr traurig" gewesen und habe sich "allein gefühlt". Weil es im Fußball nicht lief, "war das Leben für mich schlecht und wenn das Leben schlecht war, lief es auch in der Schule nicht mehr. Das war eine Kettenreaktion."
Denn: "Mein gesamtes Selbstwertgefühl basierte auf Fußball. Nach der Verletzung habe ich mich auf einmal wertlos gefühlt - alles machte für mich keinen Sinn mehr. Ich war plötzlich wieder ein ganz normaler Junge - und genau das wollte ich nie sein", so Engels, der auch auf die Hilfe eines Psychologen setzte, was ihm jedoch "damals oft als Schwäche ausgelegt wurde".
Er glaube jedoch, "dass man psychologische Beratung in Nachwuchsleistungszentren in Zukunft stärker implementieren sollte. Als Leistungssportler ist es nicht einfach, mit diesem Druck umzugehen – besonders nach Verletzungen."
Mittlerweile hat Engels seinen Frieden mit seiner Situation gemacht. Weil die Zugangswege zur MLS für ausländische College-Spieler begrenzt sind, liebäugelt er aktuell auch mit einem Wechsel zurück nach Europa.
Engels: "Das ist zwar ein ungewöhnlicher Weg, aber ich möchte mir beweisen, dass es gehen kann. Und selbst wenn es im Anschluss nichts mehr mit einer Profikarriere wird, bin ich trotzdem glücklich. Denn dann hat mir der Fußball eben die Tür zu einem Master-Abschluss, fünf Jahren Auslandserfahrung, perfekten Englischkenntnissen und einem globalen Netzwerk eröffnet."
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