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Victor Boniface von Bayer Leverkusen begeistert die Liga: Aus dem Schatten von Harry Kane ins Rampenlicht

Dennis Melzer

Update 23/08/2023 um 12:12 GMT+2 Uhr

Alles dreht sich in den vergangenen Wochen um Bayerns Rekord-Neuzugang Harry Kane, jeder einzelne Schritt des Superstars wurde penibel dokumentiert. Im Schatten des Trubels um den Engländer hatte sich auch Bayer Leverkusen auf der Neunerposition verstärkt. Victor Boniface wechselte aus Brüssel ins Rheinland. Nach einem Spiel ist klar: Die Bundesliga ist um eine weitere Attraktion reicher.

Victor Boniface von Bayer Leverkusen

Fotocredit: Imago

Victor Boniface hatte bei den Fans von Bayer Leverkusen bereits ein Stein im Brett, als in den Medien noch gar nicht über einen möglichen Transfer berichtet wurde.
Seit er mit dem belgischen Überraschungsklub Union Saint-Gilloise im Viertelfinale der Europa League an der Werkself gescheitert war (1:1, 1:4), zeigte sich der Nigerianer regelmäßig in Instagram-Live-Videos im ertauschten Leverkusen-Trikot. Zudem folgte er auf der Plattform etlichen Bayer-Kickern sowie Trainer Xabi Alonso.
Für die SVB-Anhänger ein klarer Hinweis darauf, dass Boniface gerne an den Rhein wechseln würde. Beharrlich forderten sie bei Twitter die Geschäftsführung auf, dem Wunsch des Offensivspezialisten doch endlich nachzukommen.
Zwei direkte Bewerbungsschreiben hatte er in Deutschland indes schon abgegeben, im Hinspiel traf er in der BayArena zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung für die Brüsseler. Im Achtelfinal-Hinspiel hatte er Leverkusens Liga-Konkurrent Union Berlin bereits mit einem Doppelpack an der Alten Försterei zur Weißglut getrieben.

Schick-Verletzung zwang Bayer zum Handeln

Dennoch: Ernsthafte Gedanken schienen sich die Bayer-Verantwortlichen nicht zu machen. Immerhin steht mit Patrik Schick ein gestandener Mittelstürmer im Kader, dahinter wartet Leverkusen mit Adam Hlozek und Sardar Azmoun mit weiterer Qualität auf. Ein reiner Social-Media-Spaß also.
Mittlerweile ist aus der Twitter-Alberei Realität geworden. Weil Schick sich im Sommer einer Hüft-Operation unterziehen musste und voraussichtlich bis in den Oktober ausfallen wird, Hlozek zumeist für eine andere Position eingeplant ist und Azmoun aufgrund einer Verletzung ebenfalls nicht zur Verfügung steht, sahen sich die Bosse um Sportdirektor Simon Rolfes gezwungen, noch einmal tätig zu werden.
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Simon Rolfes (l.) und Victor Boniface

Fotocredit: Twitter

Während Fußball-Deutschland seine Augen auf das Theater um Harry Kane und den FC Bayern richtete, machte Bayer 04 kurzen Prozess und angelte sich denjenigen, der ohnehin schon virtuelle Avancen gemacht hatte. Um den Gag rundzumachen, erschien Boniface bei seiner Vorstellung im Tausch-Trikot, ehe ihm das neue Jersey feierlich überreicht wurde.
"Ich habe die Atmosphäre hier im Stadion selbst erlebt und schon damals die Kapazitäten erahnen können, die dieser Verein hat", schwärmte er nach seiner Ankunft. Boniface ergänzte: "Nach unseren Gesprächen weiß ich nun: Das ist ein Top-Klub mit einer super Mannschaft. Ich freue mich sehr darauf, in diesem Umfeld Fußball zu spielen und will meinen Teil zum künftigen Erfolg von Bayer 04 beitragen."

Bayer 04 kauft namhaft ein

Erfolg ist ein gutes Stichwort. Leverkusen dürstet nach Titeln, die letzte Trophäe datiert aus dem Jahr 1993. Rolfes und Co. haben auf dem Transfermarkt ordentlich die Muskeln spielen lassen. Mit Granit Xhaka (FC Arsenal), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach) und Alejandro Grimaldo (Benfica), sowie Josip Stanisic (FC Bayern, Leihe) wechselten gleichermaßen erfahrene wie namhafte Akteure unters Bayer-Kreuz, außerdem wurden die vielversprechenden Talente Arthur (América) und Matej Kovar (Manchester United) verpflichtet.
Boniface komplettiert die bisherige Einkaufsliste. Schnell kristallisierte sich heraus, dass Alonso auf den 20-Millionen-Mann im Sturmzentrum setzt. Beim 4:0 im Test gegen West Ham United erzielte der 22-Jährige seinen ersten Treffer, in der ersten Runde des DFB-Pokals feierte er gegen Viertligist Teutonia Ottensen (8:0) sein Tor-Debüt in einem Pflichtspiel.
Der erste echte Gradmesser sollte aber erst noch folgen. Am vergangenen Samstag traf Leverkusen auf RB Leipzig. Jenes Team, das eine Woche zuvor die Bayern im Supercup 3:0 gedemütigt hatte und spätestens seither zum engsten Kreis der Meisterschaftsanwärter zählt. In der Farbenstadt stießen sich die Roten Bullen allerdings die Hörner ab, unterlagen 2:3.

Boniface überzeugt beim Bundesliga-Auftakt

Bayer zeigte sich in bestechender Frühform, vor allem die Neuzugänge spielten sich in den Fokus. Allen voran Sturmtank Boniface, der sich immer wieder fallen ließ, lange Bälle in beeindruckender Manier festmachte und seine 1,93 Meter und 85 Kilogramm gekonnt einsetzte. Auch im Dribbling wusste der Neue, der seine Gegenspieler ein ums andere Mal locker abschüttelte, zu gefallen.
Weil Schick schon in der Vorsaison ständig mit Verletzungen zu kämpfen hatte, ging Alonso ein physisch starker, mitspielender Neuner ab. Boniface scheint dem Anforderungsprofil vollumfänglich zu entsprechen, gegen Leipzig traf er trotz vielversprechender Chancen zwar nicht selbst, bereitete aber immerhin das 1:0 durch Jeremy Frimpong mit viel Übersicht vor.
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Bayer Leverkusen - RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

"Es war extrem wichtig, die Bälle zu halten – vor allem gegen die starken Innenverteidiger von Leipzig", sagte Rolfes nach Schlusspfiff bei "Sport1". "Manchmal kommt er vielleicht selbst gar nicht zum Zug, er ist aber enorm wichtig für die Spielentwicklung."
Boniface selbst freute sich über sein gelungenes Debüt und den Umstand, dass die Fans ihn bei seiner Auswechslung mit Standing Ovations verabschiedeten. "Das war ein wirklich guter Einstand. Aber am wichtigsten ist, dass wir das Spiel gewonnen haben. Darüber bin ich sehr glücklich."

Matthäus über Boniface: "Leichtigkeit und Spielfreude"

Mittlerweile gibt es nicht nur von den eigenen Fans metaphorische Schulterklopfer. Auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus zeigte sich enorm angetan von Boniface. "Ich kenne Boniface schon ein bisschen länger, weil ich die Europa League und die Conference League betreue (für "RTL", d. Red.)", sagte Matthäus auf einem "Interwetten"-Termin am Montag.
Er führte aus: "Da hatte ich die Möglichkeit, ihn gegen zwei deutsche Mannschaften spielen zu sehen. Er bringt Leichtigkeit und Spielfreude mit. Man hat beim ersten Tor gegen Leipzig gesehen, dass er das Auge für den Mitspieler hat. Aber er weiß auch selbst, wo das Tor steht." Das abschließende Fazit des Weltfußballers von 1990: "Wenn er verletzungsfrei bleibt, traue ich Leverkusen einiges zu."
Einen großen Fürsprecher hat Boniface ausgerechnet im Coach des Erzrivalen von der anderen Rheinseite. Steffen Baumgart vom 1. FC Köln sagte unlängst in der "SportBild", dass er Boniface sogar Kane vorziehen würde.

Baumgart würde Boniface Kane vorziehen

"Harry Kane ist ein Spieler, den wir uns nicht leisten können", so Baumgart über den 100-Millionen-Mann aus München. "Und hätten wir das Geld, hätten wir auch nicht über ihn nachgedacht." Kane sei "nicht der Spielertyp", den Baumgart suchen würde.
Im Gegensatz zu Boniface: "Der Junge gehört aus meiner Sicht zu den besten Stürmern in Europa. Er ist 22 Jahre alt, hat einen guten Körper – da weiß man, dass seine Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist, dass von ihm noch viel mehr kommt. In der Europa League hat er zuletzt eine Top-Saison für Saint Gilloise gespielt."
Dass Bayer 04 anstelle der Bayern Boniface verpflichtet habe, tue Baumgart "als Trainer des 1. FC Köln weh". Zähneknirschend fügte er an: "Ich glaube, und das sage ich als Kölner nicht gerne: Leverkusen wird eine richtig geile Saison spielen und oben angreifen. Aus meiner Sicht hat Leverkusen im Sommer einen super Job gemacht."
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Matthäus kritisiert Bayern: "Man hat Spieler zu stark geschützt"

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