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Bayer Leverkusen begeistert ganz Europa - doch die Werkself hat ein Problem: Den FC Bayern München

Dennis Melzer

Update 23/12/2023 um 11:16 GMT+1 Uhr

Bayer 04 Leverkusen flog in beeindruckender Manier durch die Hinrunde, stach - zumindest fußballerisch - bislang sogar den Dauer-Dominator aus München aus und brach jüngst einen Uralt-Rekord des Hamburger SV. Kein Wunder, dass sich die Anhänger der Werkself berechtigte Hoffnungen auf die erste deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte machen. Doch es gibt ein großes Problem ...

Xabi erklärt: Das steckte hinter dem Verzicht auf die Afrikaner

Am Mittwochabend wurde die Bismarckstraße in Leverkusen in ein rotes Fahnen- und Pyro-Meer verwandelt.
Tausende Fans empfingen den Mannschaftsbus vor dem letzten Bundesligaspiel des Jahres gegen den VfL Bochum frenetisch, spornten ihr Team zu einer neuerlichen Glanzleistung an. Die Businsassen kamen dem Wunsch in beeindruckender Manier nach und beschenkten ihre Anhänger mit einem vorweihnachtlichen 4:0.
Damit festigte Bayer 04 nicht bloß den Platz an der Tabellenspitze, sondern stellte nebenbei noch einen Bestwert im deutschen Profifußball auf. Nie zuvor war es einem Team gelungen, 25 Pflichtspiele in Folge ungeschlagen zu bleiben.
Beim bisherigen Rekordhalter Hamburger SV standen in der Saison 1981/82 24 Partien hintereinander ohne Niederlage zu Buche, ehe ein 1:2 am 17. Dezember 1982 im DFB-Pokal gegen Hertha BSC die Serie reißen ließ. Am Ende der Spielzeit stand dennoch für den HSV die deutsche Meisterschaft und mit dem Triumph im Europapokal der Landesmeister der größte Erfolg der Klubgeschichte zu Buche.

Bayer Leverkusen: Träumen erlaubt

Auf ein ähnliches Szenario hofft man nun auch in der Farbenstadt. Und mit Blick auf die bisherigen Leistungen in der laufenden Saison ist träumen unbedingt erlaubt. Leverkusen flog unter Trainer Xabi Alonso durch die Bundesliga (13 Siege, drei Remis), in der Europa League wurde mit sechs Siegen aus sechs Gruppenspielen locker das Achtelfinal-Ticket gelöst und im DFB-Pokal qualifizierte sich Bayer souverän für die Runde der letzten Acht.
Dabei überzeugte Alonsos Team eben nicht nur mit effizientem Ergebnisfußball, insbesondere die Spielweise sorgte im vergangenen halben Jahr europaweit für Aufsehen. Die Strahlkraft des spanischen Welt- und Europameisters lockte zahlreiche qualitativ hochwertige Akteure wie Granit Xhaka (Arsenal), Jonas Hofmann (Gladbach), Alejandro Grimaldo (Benfica) oder Victor Boniface an Wupper, Dhünn und Rhein.
Leverkusens Transfergebaren brachte den Klubverantwortlichen um Sportdirektor Simon Rolfes schon vor der Saison viel Lob ein, dass quasi alle Neuzugänge aber derart einschlagen, so perfekt zu Alonsos Idee passen würden, dürften allerdings nur die wenigsten vorhergesehen haben.
Bayer spielt dominanten Kurzpassfußball, bildet im Ballbesitz und gegen den Ball immer wieder Überzahlsituationen und kann sich vorne stets auf die genialen Momente seiner Ausnahmekönner (allen voran Florian Wirtz) verlassen. Auch hinsichtlich der Kaderbreite bewegt sich Leverkusen auf einem enorm hohen Niveau. Alonso kann Leute von der Bank bringen, die bei den meisten anderen Bundesligisten unangefochtene Stammspieler wären.
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Patrik Schick scharrt mit den Hufen

Fotocredit: Getty Images

Patrik Schick zum Beispiel musste nach langer Verletzung und wegen Bonifaces Treffsicherheit zuletzt auf der Bank Platz nehmen, gegen Bochum, in seinem ersten Bundesligaspiel von Beginn an, steuerte der Tscheche kurzerhand einen Hattrick bei. Auch die Edelreservisten Piero Hincapié und Josip Stanisic überzeugten auf ganzer Linie.

Bayer fehlen im Januar fünf Stars

Auf ebenjenes Trio wird es auch im Januar unter anderem ankommen, wenn Bayer 04 mutmaßlich gleich fünf Spieler (Boniface, Odilon Kossounou, Edmond Tapsoba, Nathan Tella und Amine Adli) für den Afrika Cup (13. Januar bis 11. Februar 2024) abstellen muss. Der eine oder andere Experte mag Leverkusen aufgrund der vielen Abwesenden eine Talsohle - womöglich die erste kleine Krise - prophezeien.
Leverkusens Himmelstürmer erwecken dieser Tage aber den Eindruck, auch das zu kompensieren. Kurz: Xabi hat ein Monster erschaffen, das ganz Europa mit seinem Fußball begeistert.
Es gibt allerdings ein Problem aus Bayer-Sicht: Den FC Bayern. Zwar spielen die Münchner als Mannschaft beileibe nicht so ansehnlich und berauschend wie der Kontrahent aus dem Rheinland, dafür verfügt der deutsche Rekordmeister über etliche Weltklasse-Individualisten, die stets imstande sind, den viel zitierten Unterschied zu machen.
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Harry Kane (FC Bayern)

Fotocredit: Getty Images

Gewinnt Bayern erwartungsgemäß sein Nachholspiel gegen Union Berlin am 24. Januar, beträgt der Rückstand auf Leverkusen lediglich ein mageres Pünktchen. Zumeist ohne großes Feuerwerk hat sich Tuchels Team am derzeit alles überstrahlenden Tabellenführer festgesaugt.
Was bei aller Kritik an Kaderplanung oder mitunter auch Spielweise häufig vergessen wird: Bayern spielt punktetechnisch (38 Zähler nach 15 Spielen) selbst für FCB-Verhältnisse eine starke Saison, kann mit zwei weiteren Siegen sogar die viertbeste Hinrunde der Klub-Historie (nach 2013/14 - 47 Punkte, 2015/16 - 46 Punkte und 2014/15 - 45 Punkte) eintüten.
Im Vergleich zu Leverkusen haben die Bayern die nötige Erfahrung, das Level eine ganze Saison lang hochzuhalten, elf deutsche Meistertitel sprechen eine deutliche Sprache in puncto Dominanz.

FC Bayern: Der ständige Nutznießer

Bayern war in der Vergangenheit stets der eiskalte Nutznießer, wenn ein potenzieller Konkurrent ins Straucheln geriet, umgekehrt war das Phänomen hingegen nur selten zu beobachten. Wie bitter es ist, im letzten Moment noch von den Münchnern abgefangen zu werden, weiß Leverkusen nur zu genau.
In der Saison 1999/2000 hätte dem SVB am 34. Spieltag in Unterhaching ein Remis zum Titel gereicht. Statt die Schale am Ende in die Höhe zu hieven, trat man mit einem 0:2 im Gepäck und leeren Händen die Heimreise an. Meister wurden selbstredend die Bayern, die ihre Partie gegen Bremen 3:1 gewonnen hatten. Die Geburtsstunde von Vizekusen.
Um den unliebsamen Beinamen endlich abzustreifen, hilft nur Silberware. Die Chance darauf, dass das beliebte "Ihr werdet nie deutscher Meister" künftig in Deutschlands Stadien verstummt, wenn Bayer auftaucht, ist so groß wie lange nicht mehr.
Der Umstand, dass ausgerechnet der FC Bayern im Nacken sitzt und selbst ständige Personalprobleme die Münchner nicht aus der Bahn werfen, macht aber nur bedingt Hoffnung auf den ganz großen Wurf.
Ja, es mutet in Anbetracht der aktuellen Leverkusener Form etwas zweckpessimistisch an - aber Bayer-Fans haben aus der Geschichte gelernt. Der Moment wird genossen und dann kehrt der Skeptizismus zurück.
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