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Bayer Leverkusen: Alonso-Effekt oder Ausverkauf nach der Meisterschaft? So steht es um Wirtz, Tah, Xhaka und Co.

Tom Louis Müller

Publiziert 15/04/2024 um 23:56 GMT+2 Uhr

Bayer 04 Leverkusen ist nach der Meisterschaft nicht satt. Sowohl das Triple als auch eine ungeschlagene Saison sind greifbar. Aber wie geht es ab Sommer weiter? Kann die Werkself dem FC Bayern auch in der kommenden Saison ein Schnippchen schlagen oder droht der große Ausverkauf? Xabi Alonso hat ein wichtiges Signal gesendet - und auch die Verantwortlichen haben ihre Hausaufgaben gemacht.

"Es ist noch nicht vorbei": Alonso richtet Blick auf Triple

Vizekusen adé, Meisterkusen willkommen!
Bayer Leverkusen hat tatsächlich geschafft, wonach die Bundesliga bereits seit Jahren lechzt: Die eintönige Dominanz des FC Bayern durchbrochen. Zum ersten Mal seit der Saison 2011/12 kommt der Deutsche Meister nicht von der Isar.
Doch das soll es noch lange nicht gewesen sein. "Wir wollen mehr", rief Xabi Alonso noch am Sonntagabend den Fans in der BayArena zu. Und dann präzisierte er: "DFB-Pokal und Europa League."
Die Werkself hat von den 43 Pflichtspielen in der laufenden Saison bislang noch keines verloren, das Triple scheint nicht nur möglich, sondern angesichts der Fabel-Leistungen auch realistisch.
Es würde einer ohnehin historischen Saison die Krone aufsetzen. Und danach? Soll es am besten so weitergehen - auch über den Sommer hinaus.

Ausverkauf im Sommer? Leverkusen macht seine Hausaufgaben

Aber ist das auch realistisch? Der FC Bayern hat bereits angekündigt, aus Leverkusen im übertragenen Sinne eine Eintagsfliege machen zu wollen. "Wir nehmen dies als direkten Ansporn, werden noch härter arbeiten", meinte FCB-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen. Man werde "nicht ruhen, bis die Schale wieder zurück nach München an die Säbener Straße kommt."
Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, dass es mit der Herrlichkeit schnell wieder vorbei sein kann im Fußball. Die AS Monaco, die in der Saison 2016/17 sensationell französischer Meister wurde, musste im folgenden Sommer mit Kylian Mbappé, Bernardo Silva, Tiemoué Bakayoko und Benjamin Mendy einige Leistungsträger ziehen lassen. Zwei Jahre darauf rettete sich der Klub gerade noch so vor dem Abstieg.
Auch Leverkusen erging es schon so: Nach der legendären Vizekusen-Saison 2001/02, in der die Werkself in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions-League jeweils Zweiter wurden, verließen mit Zé Roberto und Michael Ballack zwei Leistungsträger den Klub. Die Folge: Der Absturz auf Platz 15 im Jahr darauf.
So etwas wollen die Verantwortlichen im kommenden Sommer tunlichst vermeiden. "Es wird keinen Ausverkauf geben", erklärte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes bereits Mitte März und präzisierte jüngst: "Wir haben auf jeden Fall eine Mannschaft, die auch in der nächsten Saison in der Spitzengruppe der Bundesliga konkurrenzfähig ist." Bayer hat seine Hausaufgaben gemacht.
Dass der ein oder andere Stammspieler den Verein trotz der historischen Saison verlassen wird, ist dennoch nicht ausgeschlossen. Ein Überblick:

Wer bleibt?

Die wichtigste Personalie vorneweg: Meistertrainer Alonso, der unter anderem vom FC Bayern und FC Liverpool umworben wurde, wird mindestens eine weitere Saison bleiben, das steht seit 29. März fest.
Die frühe Entscheidung war ein wichtiges Signal an die Spieler, dass auch in der kommenden Saison um Titel mitgespielt wird. Alonso ist der Architekt des Erfolges, Leverkusen eine Trainer-Mannschaft, keine Spielermannschaft. Das haben die vergangenen Wochen gezeigt. Partielle Ausfälle, selbst langfristige wie der von Top-Stürmer Victor Boniface, konnten ohne Leistungseinbrüche abgefangen werden. Alonsos System und Führungsstärke sei Dank.
"Jeder zieht extrem mit. Der Trainer lebt das vor", sagte Jonas Hofmann im Meister-Taumel.
Am Montag verkündete Rolfes zudem den Verbleib zweier weiterer Schlüsselpersonalien: "Granit (Xhaka, d. Red.) bleibt in jedem Fall, Florian (Wirtz) auch", so der 42-Jährige im "Spiegel"-Interview.
Vor allem um den 20-jährigen Wirtz, mit 17 Toren und 18 Vorlagen maßgeblich am Erfolgslauf der Werkself beteiligt, hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder Gerüchte gegeben. Xhaka, der erst im vergangenen Sommer vom FC Arsenal gekommen war, stand in allen 29 Bundesliga-Spielen in der Startelf, ist Anführer und Ansprechpartner für jüngere Spieler.
Auch bei Hofmann, Boniface, Alejandro Grimaldo und Nathan Tella (kamen alle 2023) ist nicht mit einem schnellen Abgang zu rechnen. Ähnliches gilt für Robert Andrich und Amine Adli, die sich in der zweiten Saisonhälfte in der ersten Elf festgespielt haben.
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Florian Wirtz (l.) und Granit Xhaka

Fotocredit: Getty Images

Wer geht?

Sicher bislang nur die ausgeliehenen Borja Iglesias (Betis Sevilla) und Josip Stanisic (FC Bayern). Wobei Leverkusen Letzteren dem Vernehmen nach gerne halten würde. Eine Kaufoption gibt es allerdings nicht, ein Transfer müsste neu verhandelt werden.
Auch bei Stanisic war zuletzt herauszuhören, dass er sich in Leverkusen sehr wohl fühlt. "Natürlich ist die Situation so, dass ich zurückmuss. Aber im Fußball weiß man nie. Das Geschäft ist sehr schnelllebig", sagte er Mitte März.
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Josip Stanisic überschüttet Xabi Alonso mit Bier

Fotocredit: Getty Images

Laut "Bild"-Informationen wird zudem der auslaufende Vertrag von Außenverteidiger Timothy Fosu-Mensah, der in der laufenden Saison bislang nicht zum Einsatz kam, nicht verlängert.

Wer könnte noch gehen?

Leverkusen plant, "die meisten Spieler zu behalten, bis auf ein oder zwei", ließ Geschäftsführer Fernando Carro vor zwei Wochen im Interview mit dem spanischen Radiosender "OndaCero" verlauten. Auch der bestens vernetzte Transferinsider Fabrizio Romano geht von maximal einem namhaften Abgang im Sommer aus. Doch wer könnte das sein?
Fast alle Leistungsträger stehen bis mindestens 2026 unter Vertrag. Einzig der von Abwehrchef Jonathan Tah läuft bereits im Sommer 2025 aus.
Bayer würde mit dem 28-Jährigen "gerne verlängern", so Rolfes. Geschieht das nicht, wäre das kommende Transferfenster das letzte, um noch einen ordentlichen Gegenwert für den deutschen Nationalspieler zu generieren. Der "kicker" berichtete im März, dass "die Zeichen auf Wechsel" stünden. Tah ließ bereits vergangenen Sommer durchblicken, dass ihn die Premier League reizen würde. Interessenten gibt es genügend.
"Dass ein Spieler nach acht Jahren im Verein auch darüber nachdenkt, ob es noch etwas anderes gibt, kann ich nachvollziehen. Das ist nicht problematisch. Wir sind da im guten Austausch", gab sich Rolfes gelassen.
Bleibt Tah, könnte es auch einen anderen Innenverteidiger ins Ausland ziehen. Die Konkurrenz ist auf dieser Position besonders hoch. Neben Tah (und dem ausgeliehenen Stanisic) kämpfen Edmond Tapsoba (Vertrag bis 2028), Odilon Kossounou (bis 2026) und Piero Hincapié (bis 2027) um die begehrten Plätze in der Dreierkette. Alle drei überzeugten in der laufenden Saison und sollen vor allem in England und Italien heiß begehrt sein.
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Von links oben nach rechts unten: Victor Boniface, Edmond Tapsoba, Odilon Kossounou, Jonathan Tah, Amine Adli, Jeremie Frimpong, Nathan Tella, Timothy Fosu-Mensah

Fotocredit: Getty Images

Auch die Zukunft von Rechtsaußen Jeremie Frimpong (Vertrag bis 2028) ist offen. Der 23-Jährige vermied zuletzt ein klares Bekenntnis, besitzt zudem eine Ausstiegsklausel, die zwischen 35 und 40 Millionen Euro liegen soll. Unter anderem der FC Bayern gilt als interessiert.
Bleiben Mittelfeldspieler Exequiel Palacios (Vertrag bis 2028), der mit Andrich um einen Stammplatz kämpft, und Stürmer Patrik Schick (bis 2027), der mit Boniface ebenfalls einen starken Konkurrenten auf seiner Position vor der Nase hat.
Auch Ersterer soll eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag verankert haben, die allerdings bei stolzen 70 Millionen Euro liegt. Für Schick regte sich jüngst Interesse aus der Türkei. Ausgang offen.
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