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Drei Dinge, die beim VfB gegen den BVB auffielen: Stuttgart ist ein Top-Team - Dortmund so nicht

Florian Bogner

Update 12/11/2023 um 12:10 GMT+1 Uhr

Der VfB Stuttgart zeigt Borussia Dortmund beim hochverdienten 2:1 (1:1) am 11. Bundesliga-Spieltag tatsächlich seine Grenzen auf. Auch wenn der Sieg am Ende durch den Elfmetertreffer des eingewechselten Serhou Guirassy (83.) knapp war, das Spiel an sich machte deutlich: Stuttgart hat's drauf, der BVB nur bedingt. Gregor Kobel wird derweil zum tragischen Helden. Drei Dinge, die auffielen.

Terzic gibt nach Pleite zu: BVB verfällt in alte Muster

Serhou Guirassy kam, sah und erlöste den VfB Stuttgart vom Elfmeterfluch. Dank seines Super-Jokers gewannen die Schwaben hochverdient 2:1 (1:1) gegen Borussia Dortmund und untermauerten damit ihren Anspruch, um die Europapokalplätze mitzuspielen.
In der 66. Minute eingewechselt, traf er 17 Minuten später per Elfmeter zum Sieg. Chris Führich hatte in der 11. Minute einen weiteren Strafstoß vergeben - schon der dritte in Serie für den VfB.
"Man hat gemerkt, was im Stadion passiert, als Serhou zur Bank gelaufen ist. Die Fans haben sofort den Spirit gespürt", sagte Führich bei "Sky": "Dann haben wir seine Qualität gesehen: Kommt rein und ist eiskalt beim Elfmeter, bringt Sicherheit vorne rein, macht die Bälle gut fest. Wir hoffen, dass er bis nach der Länderspielpause wieder komplett fit wird und von Anfang an spielen kann."
Nach Niederlagen gegen Hoffenheim (2:3) und Heidenheim (0:2) belohnte sich Stuttgart mal wieder für eine ansprechende Leistung. "Jeder Sieg ist wichtig - der heute war enorm wichtig", freute sich VfB-Trainer Sebastian Hoeneß: "Wir hatten eine anspruchsvolle Situation und haben darauf eine außergewöhnliche Reaktion gezeigt. Das war eine super Leistung."
Ganz anders die Stimmungslage bei Dortmund. "Das war heute verdient", sagte BVB-Stürmer Niclas Füllkrug: "Wir haben nie Druck auf den Ball bekommen. Das war nahezu unmöglich. Sie haben überall eine Überzahl geschaffen, sie haben das sehr gut gemacht. Dazu kommt, dass es uns in vielen Bereichen an Intensität und Zweikampfhärte gefehlt hat."
Drei Dinge, die sonst noch auffielen.

1.) Stuttgart ist ein Spitzenteam - der BVB nur vielleicht

Man musste sich teilweise schon die Augen reiben: Welche Mannschaft war nochmal hier diejenige, die vergangene Saison beinahe Meister geworden wäre - und welche musste durch die Relegation? Es waren tatsächlich die Mannen mit dem roten Brustring, die in der MHP Arena den Ton angaben, den Gegner überspielten, teilweise einschnürten, richtiggehend beherrschten - und am Ende hochverdient siegten.
Hätte nicht Gregor Kobel acht Torschüsse in teils herausragender Manier pariert, es hätte schon zur Halbzeit 3:1 oder 4:1 für den VfB stehen können. "Ein unglaublicher Sieg", freute sich Torschütze Deniz Undav: "Wir haben hart gekämpft. Wir haben gegen eins der besten Teams der Liga ein überragendes Spiel gemacht. Eigentlich muss es in der ersten Halbzeit schon entschieden sein."
Die Zahlen der Partie sprachen am Ende Bände: 22:5 Torschüsse für die Hausherren, nur zwei Ballaktionen des BVB im Strafraum der Stuttgarter.
Entsprechend schonungslos analysierte Niclas Füllkrug, der die Gäste glücklich in Führung gebracht hatte (36.), nachher die Partie. Der BVB habe "auf ganz vielen Ebenen viel vermissen lassen", sagte der Mittelstürmer. Man habe "vielleicht sogar auch nicht den perfekten Ansatz gehabt" und in der Konsequenz daraus "gar keinen Zugriff aufs Spiel bekommen".
Was die Frage aufwirft, ob Dortmund ein "echtes" Spitzenteam ist. Nach dem 0:4 gegen den FC Bayern blieb der BVB in Stuttgart erneut den Beweis schuldig.
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Niclas Füllkrug war mächtig angefressen

Fotocredit: Imago

Der VfB hingegen zeigte viele Facetten eines Spitzenteams. Da war die Resilienz, nach einem verschossenen Elfmeter und einem mehr als unverdienten Rückstand trotzdem unbeirrt weiterzumachen. "Wir haben Nehmerqualitäten gezeigt", sagte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth.
Da war aber auch die spielerische Klasse, sich gegen eine international erprobte Abwehr, die zweimal gegen Newcastle United ohne Gegentor geblieben war, Chance um Chance herauszuspielen. Und die Nervenstärke, in den letzten Minuten die Führung über die Zeit zu bringen, ohne nochmal etwas anbrennen zu lassen.
"Im Fußball ist es oftmals so: Wenn du die Tore vorne nicht machst, kriegst du am Ende hinten noch einen rein. Aber wir haben das heute souverän verteidigt und verdient gewonnen", sagte Chris Führich. Einziges Manko: "An der Chancenverwertung müssen wir arbeiten. Ich persönlich stelle mich da ganz vorne an." Auch so hat der Stuttgart genauso viele Siege auf dem Konto wie in der ganzen vergangenen Saison (8).
Beim BVB herrschte nach der VfB-Demonstration dagegen Ernüchterung. "Da muss man aktuell auch mal zugeben, dass eine andere Mannschaft so ein 2:1-Ergebnis besser ist als wir", sagte Füllkrug schonungslos.
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Brisantes Füllkrug-Interview: "Auf vielen Ebenen nicht gepasst"

Der BVB hat jetzt ein happiges Programm vor Augen: Nach dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach geht es gegen Milan (A), Leverkusen (A), Stuttgart (Pokal, A), Leipzig (H) und PSG (H). Danach wird man definitiv sagen können, ob Dortmund ein Spitzenteam ist - oder nur scheinbar.

2.) Kobel der tragische Held

Deniz Undav gegen Hoffenheim? Verschossen. Silas Katompa Mvumpa gegen Heidenheim? Verschossen. Chris Führich gegen Dortmund? Verschossen. Frei nach dem Baden-Württemberg-Slogan "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." kann der VfB Stuttgart diese Saison fast alles - außer Elfmeter. Zumindest nicht ohne Serhou Guirassy.
Gegen Dortmund saß der Topstürmer noch auf der Bank, als BVB-Keeper Gregor Kobel zu Spielbeginn Undav foulte (10.). Führich trat an, trippelte und fand seinen Meister in dem Ex-VfB-Keeper (11.).
Für den BVB war es, man höre und staune, der erste parierte Bundesliga-Elfmeter seit 2013 (Roman Weidenfeller). Es passte aber zu Kobels starker erster Hälfe: Mit mehreren hochklassigen Paraden gegen die halbe VfB-Offensive hielt der Torwart die Gäste im Spiel; nur bei Undavs Ausgleich war er machtlos (42.).
Im zweiten Durchgang setzte Kobel seine tolle Leistung zunächst fort. Bis zur 83. Minute: Hier kam er erneut aus seinem Kasten und fegte Silas mit den Armen von den Beinen - erneut Elfmeter.
Kobel wusste gleich, was er veranstaltet hatte, wirkte schuldbewusst. Am folgenden Strafstoß von Guirassy, der 20 Minuten zuvor eingewechselt worden war, war der BVB-Torhüter zwar erneut dran, konnte den Einschlag diesmal aber nicht mehr verhindern (83.).
Unterm Strich hatte Kobel aber auch Glück, beim Elfmeter überhaupt noch im Tor stehen zu dürfen - Schiedsrichter Tobias Stieler hätte ihn für sein zweites Foul durchaus auch die Ampelkarte zeigen können. Der BVB hätte dann einen Feldspieler ins Tor stellen müssen, da das Wechselkontingent schon erschöpft war. Doch Stieler drückte nochmal ein Auge zu.
Kobel wurde so zum tragischen Helden: viel gehalten, am Ende die Niederlage aber mit verschuldet. Fazit des Torwarts: "Die letzten beiden Spiele in der Bundesliga waren überhaupt nicht gut. Da müssen wir einfach einen besseren Job machen." Ihn eingeschlossen.

3.) Dortmunds Newcastle-Elf kommt nicht aus dem Quark

35 Minuten lang war der BVB dem VfB wirklich komplett unterlegen. 9:0 Torschüsse hatte der VfB bis dato auf der Habenseite, Gregor Kobel hielt nicht nur den Elfmeter von Führich, sondern weitere fünf teils hochkarätige Torschüsse der Schwaben und Dortmund damit im Spiel.
Offensiv brachte Dortmund bis dahin überhaupt nichts zustande. Sinnbildlich, wie Julian Brandt in der 34. Minute die erste vielversprechende Konterchance an der Mittellinie ins Seitenaus verstolperte. Die VfB-Führung schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Doch dann war der BVB plötzlich doch da: Über die rechte Seite spielten die Gäste ihren ersten vernünftigen Konter. Und weil Ex-Dortmunder Dan-Axel Zagadou eine Hereingabe von Julian Ryerson durch die Beine ließ, konnte Niclas Füllkrug dahinter unbehelligt einnetzen (36.) - dafür wurde der Ausdruck "schmeichelhafte Führung" erfunden.
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Terzic: "Werde meine Mannschaft nicht zerschreddern"

Edin Terzic hatte exakt der Elf das Vertrauen gegeben, die unter der Woche Newcastle United in der Champions League 2:0 bezwungen hatte - Vertrauen, das die Spieler nicht rechtfertigten.
Dass mit Felix Nmecha, Salih Özcan und Marcel Sabitzer nominell drei Sechser vor der Viererkette spielten, schränkte den Offensivwirbel des VfB nicht im Geringsten ein. In der Pause korrigierte Terzic: Brandt und Karim Adeyemi blieben in der Kabine, Marco Reus und Donyell Malen kamen (Mats Hummels war zuvor schon verletzt ausgewechselt worden).
In der Folge gestaltete der BVB die Partie ein bisschen offener, war aber weit davon entfernt, das Spiel zu kontrollieren. So war der VfB-Sieg am Ende hochverdient. Alarmierend aus BVB-Sicht: Im Grunde war Dortmund noch chancenloser als gegen die Bayern am Wochenende zuvor (0:4).
Dass es dem BVB an Klasse mangele, wie es Füllkrug andeutete, wollte Terzic aber nicht akzeptieren. "Da gehe ich nur bedingt mit", sagte er bei "Sky": "Mit der gleichen Aufstellung haben wir es vor ein paar Tagen gegen Newcastle bewiesen, dass wir es anders können. Es steckt in uns, nur wir lassen es viel zu häufig dann liegen, die Dinge auf dem Platz zu regeln statt hinterher am Mikro." Vielleicht war seine Newcastle-Elf aber auch einfach müde und es hätte frische(re)s Blut gebraucht.
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