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Einzelkritik FC Bayern: Krakuel Neuer und Thiagos letzter Vorhang

Florian Bogner

Update 24/08/2020 um 10:07 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München schlägt Paris Saint-Germain im Finale der Champions League mit 1:0 (0:0). Manuel Neuer ist dabei unüberwindbar. Die Schwächen der Abwehr macht Thiago mit seiner Übersicht (fast) wett, davor glänzt Kingsley Coman mit geschlossenen Augen als Matchwinner. Robert Lewandowski kann seine Serie nicht fortsetzen - und spielt dennoch stark. Die Einzelkritik.

Manuel Neuer pariert gegen Kylian Mbappé (im Abseits) - Paris Saint-Germain vs. FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Manuel Neuer: War in seinem dritten Champions-League-Finale in den wenigen Momenten, in denen er gefordert wurde, der gewohnt sichere Rückhalt. Oder einfach: Krakuel Neuer. Starke Doppelparade gegen Neymar (18.) und nicht minder überragend gegen Marquinhos (70.). Wäre auch von Kylian Mbappé aus dem Abseits heraus nicht zu überwinden gewesen (90.). Riss um 23:09 Uhr den Champions-League-Pokal ebenso gekonnt in die Höhe.
Note: 1
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Manuel Neuer mit dem Champions-League-Pokal

Fotocredit: Getty Images

Joshua Kimmich: Foul oder nicht gegen Kylian Mbappé (75.)? Schiedsrichter Daniele Orsato entschied zugunsten des Münchners - vielleicht, weil er im ersten Durchgang auch Bayern einen Elfmeter verwehrt hatte (45.+1). Musste als Rechtsverteidiger immer ein Auge für seinen toten Winkel haben, weil dort Mbappé jedem Diagonalball hinterherwetzte. Dennoch fleißigster Flanker (5) - seine letzte landete grenzgenial auf dem Kopf von Matchwinner Kingsley Coman (59.), seine fünfte Torbeteiligung im Finalturnier. Hätte kurz vor Schluss im Mittelfeld foulen müssen - so kam PSG zur finalen Chance durch Eric-Maxim Choupo-Moting (90.+2). Doch Kimmich hatte Glück, fiel nach der Partie Trainer Hans-Dieter Flick um den Hals und wirkte total aufgelöst. Vor Freude, versteht sich.
Note: 2,5
Jérôme Boateng (bis 25. Minute): Gegen Chelsea mit muskulären Problemen raus, gegen Lyon mit muskulären Problemen raus - Einsätze wie Muskelfasern wurden immer kürzer. Diesmal: Raus nach 25 Minuten - ein Ausfallschritt gegen Mbappé war zu viel. Bis dahin mit 19 Ballaktionen und einem gewonnenen Zweikampf, aber kaum gefordert.
Note: 3
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Jérôme Boateng muss beim FC Bayern München vom Feld

Fotocredit: Getty Images

David Alaba: Als Abwehrchef mit einigen Wacklern. Zu spät gegen Neymar (18.), katastrophaler Fehlpass auf Mbappé (45.), getunnelt von Ángel Di María (70.). Bügelte aber Süles Fehlpass in der 87. Minute aus, der hätte teuer werden können. Qua Statistik bester Bayern-Zweikämpfer (3/3).
Note: 3
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David Alaba jubelt über den Sieg in der Champions League

Fotocredit: Getty Images

Alphonso Davies: Erster Bayer im Finale am Ball. Gute Halbfeldflanke vor Lewandowskis Pfostentreffer (22.), defensiv dafür erneut mit Schwächen gegen Thilo Kehrer und den giftigen Ángel Di María, dem er oft zu viel Raum ließ. Ließ sich auch mal tunneln, steckte aber nicht auf und spielte sein Pensum runter. Mit 19 Jahren muss man in einem Champions-League-Finale in der 76. Minute auch erstmal aus fünf Metern locker aufs eigene Tor zum Torwart zurückköpfen ...
Note: 4
Leon Goretzka: Wirkte von der Macht des Endspiels mit am meisten gepackt und nicht so frei wie gewohnt. Glänzte mehr durch körperliche Präsenz und Laufarbeit als durch die besonderen (Offensiv)-Momente.
Note: 4
Thiago Alcántara (bis 86.): Ging mit frisch rasiertem Schädel in sein vielleicht letztes Spiel für Bayern. Gab den ersten Torschuss ab (6.) und auch sonst den Takt vor. War zwar auch im Finale mal der No-Look-und-Außenrist-Thiago, spielte aber meistens als sein besseres Ich, als Ohne-Schnörkel-und-alles-im-Griff-haben-Thiago. Toller Pass vor dem 1:0 auf Kimmich, der die ganze Seite öffnete. Spielte die meisten Pässe in der gegnerischen Hälfte (50), räumte aber auch hinten mehrfach ohne groß Aufhebens auf. Regelte auch mal im Rudel den Verkehr und schrie sich auch nach seiner Auswechslung noch die Seele aus dem Leib. Wird den Bayern fehlen, wenn er sie in der kurzen Sommerpause verlässt.
Note: 1,5
Serge Gnabry (bis 68.): Nicht so prägend wie noch gegen Barcelona und Lyon; hatte vor allem in der ersten Halbzeit viele Ungenauigkeiten im Spiel. Zog wie Coman oft nach innen, um außen für Kimmich zu öffnen - kam dann mittig aber nur selten an den Ball. Seine auffälligste Szene hatte er, als er Neymar an der Mittellinie foulte und damit ein kleines Rudel auslöste - Gelb (52.). Später Vor-Vor-Vorbereiter des 1:0. Bis zur Auswechslung aber ohne direkte Torschussbeteiligung.
Note: 4
Thomas Müller: Der einzige Bayer, der alle vier Bayern-Finals seit 2010 spielte. Gab oft lautstark das "Go" zum Draufpressen und eroberte auch selbst viele Bälle. Vor-Vorbereiter des 1:0 (59.), als er klug auf Kimmich ablegte. Sonst auch eher Assistgeber als Vollstrecker: gute Flanken auf Lewandowski (31.) und Coman (62.). Warf sich in jeden (Luft-)Zweikampf und schlug als zentraler Spieler fünf Flanken (wie Kimmich und Coman). Darf sich wie Neuer, Boateng, Alaba und Javi Martínez (ohne Einsatz) nun Doppel-Triple-Sieger nennen.
Note: 2,5
Kingsley Coman (bis 68.): Der Final-Held stand etwas überraschend statt Ivan Perisic in der Startelf, aber klar - PSG ist sein Ex-Klub. Und sollte Coman diese Saison nicht eigentlich die Nachfolge von Franck Ribéry antreten? Gegen die vermeintliche Schwachstelle Thilo Kehrer war sein Speed gefragt, Coman wurde aber oft von Ander Herrera gedoppelt, was ihn schon ein bisschen eindämmte, aber nicht mürbe machte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte der Franzose ein bisschen Pech, dass Schiedsrichter Daniele Orsato nach einem Zupfer von Kehrer nicht auf den Punkt zeigte (45.+1). War alles vergessen, als er nach Kimmich-Flanke per Kopf mit geschlossenen Augen zum 1:0 (59.) traf - sein erstes Champions-League-Tor seit Dezember und das 500. für den FC Bayern insgesamt Kurz drauf ausgewechselt und zum Zittern verdammt. Doch sein Tor reichte.
Note: 1,5
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Kingsley Coman trifft zum Champions-League-Sieg

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Robert Lewandowski: Am stärksten, wenn er sich der Bewachung von Thiago Silva und Presnel Kimpembe entzog und im Außenkorridor auftauchte. Hatte so Pech bei einem Pfostentreffer (22.) und einem Kopfball in Bedrängnis auf Navas (31.). War sich nicht zu schade, den Ball auch mal am eigenen Strafraum zu erobern. Gewann acht seiner 18 Zweikämpfe, gab drei Torschüsse ab und blieb dennoch erstmals in dieser Champions-League-Saion ohne Tor. Mit 15 Treffern trotzdem erster Torschützenkönig der Königsklasse seit 2006/07 (Kaká), der nicht Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo heißt.
Note: 2
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Robert Lewandowski zieht ab und trifft nur den Pfosten

Fotocredit: Getty Images

Niklas Süle (ab 25. Minute für Boateng): Kalt in ein Finale geworfen - muss man erstmal so wegstecken nach zehn Monaten Pause (Kreuzbandriss) und nur ein paar Kurzeinsätzen seither. Spielte nur drei Fehlpässe (42/45) - einer davon war kritisch (87.), doch Alaba half aus. Sonst von Neymar, Mbappé und Di María nicht ins Wanken gebracht. Ihm gehört die Zukunft.
Note: 2
Ivan Perisic (ab 68. für Gnabry): Hartes Los - dreimal gesetzt, aber im Finale zunächst draußen. Brauchte dann auch, bis er in die Partie kam. Setzte keine Akzente mehr.
Note: 4
Philippe Coutinho (ab 68. für Coman): Sollte als "falsche Sieben" auf Links für Entlastung sorgen, Bälle fest machen. Schoss noch einen Freistoß daneben.
Note: 3
Corentin Tolisso (ab 86. für Thiago): Kam, um das 1:0 im Mittelfeld abzusichern.
Ohne Note
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Bleibt Thiago doch? Flick verblüfft Journalisten

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