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Bayern-Coach Niko Kovac agiert gegen Roter Stern Belgrad mutig

Tom Müller

Update 19/09/2019 um 11:38 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München hat den Auftakt in die neue Champions-League-Saison standesgemäß mit einem Sieg feiern können. Beim 3:0 (1:0) gegen Roter Stern Belgrad offenbarten die Roten Licht und Schatten, siegten am Ende jedoch hochverdient. Auf den zweiten Blick war erkennbar, dass sich Coach Niko Kovac im Vergleich zur Vorsaison durchaus weiterentwickelt hat - und sich sein Mut diesmal auszahlte.

Niko Kovac im Bayern-Spiel gegen Roter Stern Belgrad

Fotocredit: Imago

Aus der Allianz Arena berichtet Tom Müller
Von Oktober 2018 bis zum Ende der vergangenen Saison hätten wohl nicht viele Trainer gerne mit Niko Kovac getauscht, trotz des wohl begehrtesten Postens in dieser Branche in Deutschland.
Zum Machtspielball verkommen zwischen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, ständige Zweifel aus den eigenen Reihen, von den Medien, teils zurecht, teils deutlich zu harsch. Auch Kovac machte Fehler. Im Umgang mit den Spielern, den Bossen, den Medien. Keine Frage.
Dass der 47-Jährige aus der vergangene Saison trotz aller Unwägbarkeiten auch vieles mitnehmen konnte und gelernt hat, zeigte sich beim 3:0-Erfolg des FC Bayern zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase gegen Roter Stern Belgrad. Vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten.
Ja, der deutsche Rekordmeister machte gegen passive Serben wieder einige der alten Fehler. Zu viele Flanken, anstatt es mit Kombinationen auch mal durch die Mitte zu versuchen. Das Spiel machten die Münchner trotz bester Gelegenheiten durch Unkonzentriertheiten zudem unnötig spannend.

Kovac wechselt mutig

Doch, dass die Bayern planlos agierten, kann man ihnen diesmal nicht vorwerfen. Kovac wechselte im Gegensatz zum Spiel gegen RB Leipzig mutig durch, brachte mit Corentin Tolisso, Philippe Coutinho und Ivan Perisic drei Neue, ließ unter anderem den zuletzt starken Thomas Müller draußen. Zudem veränderte er das System. Zurück zum 4-3-3 statt 4-2-3-1 wie zuletzt - angepasst an den Gegner.
Alle drei Neuen machten ihre Sache mindestens ordentlich. Besonders Coutinho zeigte sich deutlich verbessert im Gegensatz zu seinem letzten Startelfeinsatz gegen den FSV Mainz 05 und ließ seine individuelle Klasse immer wieder aufblitzen.
Auch wenn sich die Münchner in Phasen der zweiten Hälfte unverständliche Pausen gönnten (Müller: "Wir haben ein bisschen den Drive verloren"), fruchteten Kovac' Entscheidungen insgesamt.
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Bayern-Coach Niko Kovac weist Javi Martínez ein

Fotocredit: Getty Images

Kovac moderiert den Kader

Das ist alles andere als selbstverständlich, stießen Spieler wie Coutinho und Perisic doch erst sehr spät zum Kader und passen auch nicht optimal in Kovac' Wunschsystem. Das merkte man, wie auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach der Partie quittierte:
Wir sind immer noch in einer Phase, in der die Automatismen noch nicht so greifen, in der wir vorne unsere Optionen noch nicht zu 100% kennen.
Doch Kovac arbeitet akribisch daran, die unterschiedlichen Spielertypen miteinander zum Funktionieren zu bringen.
Zudem moderierte er mit den Wechseln vor und während des Spiels sinnvoll seinen Kader. Der zuletzt angefressene Javi Martínez bekam seine Chance (65. für Tolisso), auch Müller durfte in der 83. Minute nochmal für Coutinho ran und traf prompt nach einem famosen Freistoßtrick mit Thiago zum entscheidenden 3:0.
Kovac weiß: Er wird sie in dieser Saison alle noch brauchen. Und murrende, aufmüpfige Spieler helfen weder ihm, noch dem Teamerfolg.

Kovac greift aktiv ins Spiel ein

Auch aus dem Spiel gegen RB hatte Kovac offenbar seine Schlüsse gezogen. Zurecht war dem Kroaten vorgeworfen worden, in der zweiten Halbzeit zu passiv gewesen zu sein und keine Antwort auf die Umstellung von Julian Nagelsmann gefunden zu haben.
Gegen Belgrad musste er dies zwar nicht, da die Serben nicht taktisch, sondern nur körperlich noch eine Schippe draufpackten. Doch gerade in der brenzligen Phase zwischen der 60. und 80. Minute hielt es Kovac nicht mehr auf seinem Sitz und coachte aktiv und wild gestikulierend am Seitenrand, statt seiner Mannschaft blind zu vertrauen.
Ob er damit entscheidenden Anteil daran hatte, dass Robert Lewandowski in der 80. Minute das längst überfällige 2:0 erzielte, sei dahingestellt.
Nicht aber, dass sich Kovac ständig versucht weiterzuentwickeln. Bei der 1:3-Pleite im CL-Achtelfinalrückspiel gegen den FC Liverpool hatte Kovac in der vergangenen Saison noch phasenweise wie betäubt zugesehen.

Kovac lernt im Umgang mit den Bossen

Zuletzt bleibt noch eine im Gegensatz zum medienwirksamen Aufschrei von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge fast unscheinbar wirkende Aussage des Bayern-Trainers nach dem Spiel zur Causa Manuel Neuer/Marc André ter Stegen zu erwähnen.
"Manuel ist zehn Jahre Nationaltorhüter und er bringt zehn Jahre lang eine Topleistung und arbeitet klasse", sagte Kovac angesprochen auf die Diskussion, die Fußball-Deutschland seit Tagen auf Trab hält:
Er ist eine Gallionsfigur des deutschen Fußballs. Ich finde, dass die Diskussion fehl am Platz ist.
Kovac hätte zu diesem Thema (nichts könnte ihm egaler sein) auch schweigen können. Doch er positionierte sich auf einer Linie mit den Bossen, die damit eine unsinnige Debatte weiter ad absurdum führten. Auch das hat der 47-Jährige gelernt.
Unabhängig aller Fragezeichen, die immer noch (teilweise zurecht) hinter seiner Person als Bayern-Trainer stehen, bleibt festzuhalten: Kovac ist gereift. Als Kader-Moderator, als Trainer - und sicher auch als Mensch.
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