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FC Bayern | 3 Dinge, die auffielen: Orkan über Tottenham

Florian Bogner

Update 02/10/2019 um 09:31 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München deklassiert Vorjahresfinalist Tottenham Hotspur in der Champions League mit 7:2 (2:1). Joshua Kimmich lässt dabei seiner Kritik Taten folgen und Benjamin Pavard beweist sich erneut als Geheimwaffe. Das Scheinwerferlicht gebührt jedoch dem Vierfach-Torschützen Serge Gnabry, der mit Robert Lewandowski wie ein Orkan über die Spurs hinwegfegte. Drei Dinge, die uns auffielen.

Serge Gnabry jubelt - Tottenham Hotspur vs FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Jeder Schuss ein Tor

Gegen Paderborn hätte Bayern alleine in der ersten Halbzeit fünf Tore schießen können - so wurde es am Ende unnötig spannend (3:2). In London aber bewiesen die Bayern exorbitante Kaltschnäuzigkeit: Mit Ausnahme der Auftaktchance, die Serge Gnabry noch liegen ließ (2.), münzten die Gäste so gut wie alle folgenden Torchancen in Tore um - von insgesamt zehn Schüssen aufs Tor gingen sieben rein.
"Wir haben unsere Torchancen besser genutzt als gegen Paderborn", bilanzierte Manuel Neuer: "Wir haben schon gesagt, dass wir uns das aufgehoben haben für London. Der Hugo Lloris tat mir schon ein bisschen leid heute."
In der Tat wirkte der Kapitän im Kasten der Spurs gegen den Bayern-Orkan zunehmend hilflos. Kimmichs toller Ausgleich (15.) wurde durch Robert Lewandowskis 2:1 aus der Drehung beinahe noch getoppt (45.). Gnabrys Doppelpack (53./55.) nach feinem Solo bzw. überlegtem Zuspiel von Ballklauer Tolisso machte den Sack bereits zu.
"Wir wollten mit Coco einen Spieler bringen, der als Achter auch nach vorne spielt, der Tiefengang hat und ins Gegenpressing geht. Wir waren mutig und das war glaube ich der springende Punkt", sagte Trainer Niko Kovac hinterher.
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Kovac schwärmt über "Sternstunde für deutschen Fußball" - und mahnt

Nach Harry Kanes Elfmetertor zum 2:4 (61.) starteten die Bayern nochmal so richtig durch: Gnabry (83.), Lewandowski (87.) und abermals Gnabry (88.) schraubten das Ergebnis auf ein aberwitziges 7:2 in die Höhe. Für Lewandowski waren es die Saisontreffer 13 und 14, der Pole hat seit dem verlorenen Supercup in jedem Bayern-Pflichtspiel getroffen.
"Wir haben eine super Performance abgeliefert, immer Druck gemacht und nie aufgehört - dann kommt auch so ein Ergebnis zustande", fasste es Vierfach-Torschütze Gnabry zusammen:
Das war einfach ein Super-Abend für uns.
Da machte es am Ende auch nichts, dass sich Kingsley Coman diesmal nicht wirklich effizient in Szene setzen konnte und auch Philippe Coutinho gegen das körperlich überragende Spurs-Mittelfeld nach den Lobesarien der letzten Wochen wieder auf Normalmaß schrumpfte - Gnabry, der zuvor in seinen ersten 14 Europacup-Spielen torlos geblieben war, und Lewandowski waren für diese Spurs genug.
Oder wie es Kimmich formulierte:
Serge kriegt vielleicht noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er ins Bett geht.
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Serge Gnabry

Fotocredit: Getty Images

Kimmich liefert

Apropos Joshua Kimmich: Der 24-Jährige hatte in Paderborn mal schön den Finger in die Bayern-Wunde gelegt und dafür von Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic den Zeigefinger gezeigt bekommen. Tenor: Wer motzt, muss auch liefern.
Also tat Kimmich, wie ihm geheißen: Als Bayern durch den Treffer von Heung-min Son (12.) etwas blauäugig ins Hintertreffen geraten war, schnappte sich der deutsche Nationalspieler 20 Meter vor dem Spurs-Tor den Ball, ließ seinen Gegenspieler aussteigen und versenkte trocken ins linke Eck - die Initialzündung für Bayern (15.).
Der Jubel danach sprach Bände - mit erhobener Faust und aufgerissenem Mund zeigte Kimmich: Seht her, ich liefere auch!
"Ich hab's hingenommen, was soll ich dazu auch sagen?", meinte er hinterher bei "Sky" zu den Worten von oben. Und auf die Frage, ob er seine Linie beibehalten wolle, antwortete er keck:
Auf jeden Fall, mich verbiegt keiner.
Bemerkenswert: Für den eigentlichen Rechtsverteidiger war es schon der achte Champions-League-Treffer im 37. Einsatz - keine schlechte Quote. Dazu kommen fünf Vorlagen. Ebenfalls bemerkenswert: Mit Ausnahme des Spiels gegen Roter Stern Belgrad (3:0) wurde Kimmich von Kovac seit dem Liga-Start immer im zentralen Mittelfeld aufgeboten - da, wo sich Kimmich eigentlich auf lange Sicht gerne sehen würde. Auch ein Statement.
So richtig sattelfest wirkte das Bayern-Mittelfeld ohne Thiago in der ersten halben Stunde allerdings nicht. Bayern wusste in den Anfangsminuten gegen Tottenhams 4-3-1-2 zwar die Außenkorridore gut zu nutzen - doch Spurs-Coach Mauricio Pochettino stellte sein Dreier-Mittelfeld schnell breiter auf und machte diesen Vorteil so zunichte.
Bayern tat sich in der Folge schwer, das Pressing der Spurs sauber zu durchspielen. Ging der Ball verloren, kamen die Spurs wiederum relativ schnell in den Raum hinter die Sechser (Kimmich/Tolisso) bzw. konnten sie oft den sofort nach vorne sprintenden Rechtsverteidiger Serge Aurier einsetzen. Kimmich schob in dieser Phase oft zu forsch nach vorne drauf.
Dass Trainer Niko Kovac ausgerechnet dem abgeklärten und pressingresistenten Thiago nach dessen schwachem Auftritt in Paderborn einen Denkzettel verpasst hatte, wirkte in dieser Phase unglücklich; durch die erneute Verletzung von David Alaba korrigierte der Bayern-Trainer diesen Malus aber nach der Pause.
Thiago kam, Kimmich ging nach rechts hinten, Pavard auf die andere Seite - und Bayern machten den Sack schnell zu. "Wir wollten Fußball spielen, zusehen, dass wir den Gegner bewegen, ihn von links nach rechts scheuchen", sagte Kovac nach der Partie: "Gegen eine Raute musst du über außen kommen, weil die Laufwege für die Achter viel zu groß sind - das haben wir nach der 30. Minute sehr gut gemacht."
Über Kimmich meinte der Trainer dann noch: "Das Tor war sehr wichtig. Er zählt zu den Führungsspielern. Er hat nicht nur auf der Sechs eine gute Leistung gebracht, sondern auch auf der Außenverteidigerposition gegen Son."
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Der FC Bayern jubelt

Fotocredit: Getty Images

Benjamin Pavard als heimlicher Gewinner

Bei Bayern sprachen sie Ende des Sommers viel über die Neuzugänge, allen voran natürlich über Coutinho und Lucas Hernández (der in London mit Knieproblemen fehlten). Die Last-Minute-Transfers von Ivan Perisic und Michael Cuisance bekamen auch ihre Aufmerksamkeit. Da flog Benjamin Pavard, bereits im Januar vom VfB Stuttgart verpflichtet, schon fast unterm Radar durch.
Nach zehn Pflichtspielen hat jedoch welcher Bayern-Neuzugang die meisten Minuten auf dem Platz absolviert: natürlich Pavard. Und das schon auf drei Positionen. Gegen die Spurs begann der 23 Jahre alte Weltmeister wie zuletzt auf rechts und spielte dort deutlich stabiler als der früh gehandicapte David Alaba auf der linken Seite.
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Benjamin Pavard - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Lewandowskis 2:1 (45.) brachte der Franzose mit auf den Weg; nach Alabas Auswechslung zur Pause ging Pavard dann auf die ungewohnte linke Abwehrseite über. Was ihn nicht daran hinderte, sogleich Gnabry per Doppelpass auf den Weg zu dessen Solo zu schicken (3:1, 53.).
Mit 80 Prozent gewonnener Zweikämpfe und einer Passquote von 91,2 Prozent in der gegnerischen Hälfte untermauerte Pavard seine starke Leistung.
Wie hatte Uli Hoeneß noch vor kurzem gesagt? "Er zeigt jetzt schon nach ein paar Wochen, dass er einer der besten Transfers werden wird, die wir je gemacht haben."
Gegen die Spurs gebührte Gnabry sicher das Scheinwerferlicht - doch Pavard war nach ihm der heimliche Gewinner. Und angesichts der Verletzungen von Alaba (Rippe) und Jérôme Boateng (Wade, in der 72. Minute gegen Javi Martínez ausgewechselt) wird er weiterhin ein Dauerbrenner in der Bayern-Abwehr bleiben.
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Bayern-Stars auf der Wiesn für Kovac "das, was wir brauchen"

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